Juwelen der Liebe
durch die Türen zur großen Halle fanden, oder dorthin, wo Kimberly die Halle vermutete. Als sie durch die riesige Doppeltür schritten, stellte Kimberly erfreut fest, dass Schloss Kregora, auch wenn es außen unverändert geblieben war, im Innern eine völlige Umgestaltung erfahren hatte.
Die frühere große Halle war in verschiedene Räume unterteilt worden, wie sie in den meisten Häusern üblich waren. Es gab einen Salon, einen normal großen Speiseraum, ein Billardzimmer und einige andere Räume, die sie später besichtigen würde. Und überall bestanden die Wände aus massivem Holz. Später stellte sie fest, dass jede kleine Steinmauer im Schloss mit Holz verschalt war, um eine bessere Isolierung zu erreichen. Einige Wände waren zusätzlich vertäfelt oder tapeziert.
In der Eingangshalle hatte sie bereits den perfekten Platz für die Großvateruhr ihrer Mutter entdeckt. Ein schneller Blick, den sie im Vorübergehen in das Speisezimmer warf, zeigte ihr, dass nicht einmal ein Porzellanschrank darin stand. Das Tafelgeschirr, das bereits zusammen mit ihrer restlichen Habe angeliefert worden war, wurde also tatsächlich benötigt.
»Das ist sie also?«
Kimberly hatte die junge Frau nicht hervortreten sehen, doch sie vermutete, dass die höhnische Stimme hinter ihnen Nessa MacGregor gehörte, und als Lachlan sie vorstellte, wurde ihre Annahme bestätigt.
Sie war klein. Kimberly überragte sie um wenigstens fünfzehn Zentimeter. Und sie war eine wirkliche Schönheit, mit ihrem langen, schwarzen Haar, das zu einem schmucklosen Zopf geflochten war, und den stürmischen grauen Augen. Mit ihrer gertenschlanken Figur reckte sie sich zu einer herrischen Pose, trotz ihrer geringen Körpergröße.
Nach der Begrüßung, die sie nicht erwiderte, und einem kurzen, verächtlichen Blick auf Kimberly wandte sich das Mädchen an Lachlan. »Nun, sie muss Geld wie eine Königin haben, weil sie überhaupt nicht hübsch ist. Und sie ist eine verdammte Riesin! Was hast du dir bloß dabei gedacht, Lachlan, ein reizloses Mädchen wie dieses zu heiraten?«
Sie sprach laut, damit jeder es hören konnte, denn Dutzende von Menschen waren ihnen in die Eingangshalle gefolgt und schwiegen plötzlich. Kimberly war der Atem gestockt, und ihre Wangen glühten. Sie hatte noch nie eine Frau erlebt, die ihre Bosheit so offen zeigte. Nessa lächelte selbstzufrieden.
Wenigstens so lange, bis Lachlan knurrte: »Du kleine Hexe. Sie besitzt eine eigene, einzigartige Schönheit, und du bist blind, wenn du das nicht sehen kannst. Und sie ist keine Riesin. Für mich kann ihre Größe nicht passend genug sein. Wenn du anders denkst, dann deshalb, weil du nicht größer als ein Kind bist.«
Das traf offenbar einen Nerv bei ihr, denn Nessa schrie ihn an: »Ja, und dieses Kind hat das Geld aufgebracht, das du brauchst! Dafür hättest du keine verdammte Engländerin heiraten müssen!«
»Nun, Nessa, zufällig habe ich die Lady gebeten, mich zu heiraten, als ich dachte, sie wäre arm wie eine Kirchenmaus. Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass ich sie lieben könnte? Und nenne sie nie wieder eine verdammte Engländerin, denn sie hat einen schottischen Vater wie du und ich.«
»Wen?«
»Es ist doch egal ...«
»Ja, wie ich mir dachte«, unterbrach ihn das Mädchen hochmütig. »Es ist eine Lüge, damit sie hier akzeptiert wird. Worauf sie lange warten kann.«
Bei dieser Anschuldigung wurde Lachlans drohender Gesichtsausdruck eindeutig böse. Er zischte sie durch die zusammengepre ss ten Zähne an: »Ich soll also ein Lügner sein, wie? Nun gut, ihr Vater heißt Ian MacFearson, wenn du es unbedingt wissen willst ...« Bei dem allgemeinen Luftholen, das auf seine Worte folgte, sah er sich in der Halle um und wandte sich an alle. »Und ich will nicht, dass es über Kregora hinaus bekannt wird, damit diese Legende erst gar nicht auf die Idee kommt, uns einen Besuch abzustatten.«
Viele nickten zustimmend, und die letzten Worte hatten offensichtlich auch Nessa zum Schweigen gebracht. Lachlan war noch immer wütend, dass es ihr gelungen war, seine Heimkehr zu verderben und Kimberly zu brüskieren, die mit zusammengepre ss ten Lippen und heißen Wangen dastand.
Kimberly fühlte sich nicht nur verspottet, sondern war schockiert. Eifersucht war keine Entschuldigung für dieses hä ss liche und gemeine Benehmen. Ob sie sich damit abfinden musste , diesen verbalen Attacken von Nessa ausgesetzt zu sein, sobald sie sich begegneten? Wohl kaum.
Lachlan
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