Juwelen der Liebe
nicht einmal gefragt, wie ich zu dem Geld für dich gekommen bin. Ich habe mich an Gavin Kern verkauft, daher habe ich es!« Sie schrie ihm die Worte entgegen, als würde sie erwarten, ihn damit zu verletzen. Er wurde tatsächlich ärgerlich, aber nicht aus dem erhofften Grund.
»Dann wird es noch eine Hochzeit geben«, sagte Lachlan mit kalter Entschiedenheit.
»Ich heirate ihn nicht!« schrie Nessa.
»Du warst mit ihm im Bett, dann kannst du ihn auch heiraten, und das sagt dir der MacGregor, Nessa.«
Sie wurde wieder bleich. Kimberly verstand. Wenn er so sprach, duldeten seine Worte keinen Widerspruch. Dann rannte Nessa aus dem Zimmer.
In die unangenehme Stille, die folgte, klang eine Stimme. »Sie versteckt sich wohl, vermute ich. Denn sie wird Ga vin Kern bestimmt nicht heiraten. Dazu ha ss t sie ihn zu sehr.«
»Er hat sie Dutzende von Malen gefragt, ob sie seine Frau werden will«, erklärte ein anderer. »Zumindest er wird froh sein, dass sie sich in diese Klemme gebracht hat. Jetzt kann sie ihn nicht mehr ablehnen.«
»Wenn er sie findet.«
»Geht sie suchen und packt sie«, befahl Lachlan knapp und nickte zwei Männern zu, die an der Tür standen. »Und jemand anders hole Gavin für die Hochzeit. Wir werden sie noch heute abend feiern, so wahr ich der Laird bin.«
Seltsamerweise tat Nessa Kimberly plötzlich leid. Sie fand es nicht richtig, wenn eine Frau gezwungen wurde, einen Mann zu heiraten, den sie verabscheute. Aber sie behielt ihre Meinung für sich. So leid tat ihr das Mädchen wiederum auch nicht.
49
Die meisten Teilnehmer genossen das Bankett an diesem Abend, mit einigen erwähnenswerten Ausnahmen, die jedoch nicht die ausgelassene Stimmung des Heimkehrfestes trüben konnten. Lachlans Erklärung, dass Winnifred schließlich gefunden worden war und er sein Erbe zurückerhalten hatte, hob die gute Laune der Feiernden noch um einiges mehr.
Die Modernisierung des Schlosses hatte allerdings auch ihre Schattenseiten. Da die große Halle nicht mehr bestand, gab es keinen Raum, der genügend Platz für ein Bankett der üblichen Art geboten hätte, geschweige denn für so viele Leute, wie an diesem Abend anwesend waren. Daher wurden die Schüsseln und Terrinen im Speisezimmer aufgebaut, und auf dem Korridor und im Salon standen an den Wänden entlang Tische und Bänke aufgereiht, um Platz für möglichst viele Leute zu schaffen.
Was die Stimmung anging, gehörte Nessa natürlich zu den Ausnahmen. Sie saß mit verschränkten Armen zusammengesunken auf einem der Sofas und zog ein aufsässiges und gelegentlich ha ss erfülltes Gesicht, wenn jemand sie anzusprechen versuchte. Viele waren es nicht. Kimberly bemühte sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, weil es sich so schickte. Eine Dame trug ihren Kummer nicht in die Öffentlichkeit. Doch der Schmerz ging so tief, dass sie nicht in der Lage war, viel zu lachen. Lachlans Versicherung, nachdem er den Schaden in Augenschein genommen hatte, dass alles wieder hergerichtet werden konnte und wie neu aussehen würde, hatte nicht geholfen. Zum einen zweifelte sie daran, da die Axthiebe überall ihre Spuren hinterlassen hatten. Zum anderen wollte sie nicht, dass die Sachen wieder wie neu aussahen. Sie waren Antiquitäten und sollten auch wie solche wirken — alt, aber gut erhalten.
Doch sie würde abwarten. Ihr Gemahl war entschlossen, das Unrecht wiedergutzumachen. Wenn es überhaupt möglich war, würde er darauf achten, dass es recht geschah. Das allein erleichterte ihren Schmerz ein wenig - und erwärmte ihr Herz für ihn noch etwas mehr, was nicht bedeutete, dass sie in dieser Hinsicht weitere Ermunterung benötigte.
Gavin Kern dagegen war heute abend ein glücklicher Mann. Er hatte Nessa offenbar schon seit Jahren darum gebeten, ihn zu heiraten. Kimberly war noch immer beunruhigt, dass das Mädchen in eine Ehe gezwungen wurde, bis sie die Gelegenheit fand, einige Minuten mit Gavin allein zu sprechen.
Lachlan, der den ganzen Abend dicht an ihrer Seite blieb, war zu zwei hitzköpfigen Brüdern gerufen worden, um ein Mi ss verständnis zwischen ihnen zu schlichten, bevor sie sich zu Tätlichkeiten steigerten. Er hatte vorher mit Gavin gesprochen und das Gespräch abrupt beenden müssen, so dass Kimberly mit ihm zurückblieb und ihre Neugier befriedigen konnte.
Gavin, das hatte sie herausgefunden, gehörte zu dem Schloss auf der gegenüberliegenden Seeseite, oder besser gesagt, er war dessen Besitzer. Er war dort geboren und folglich ein
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