Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
der Krieger und Priesterinnen vertrauen, die ihr erzählt hatten, dass die Hohepriesterin sich in einen Drachen aus Feuer verwandelt hatte.
Sie konnte es kaum glauben.
Irgendetwas ist da vorgefallen, nur was? Was ist mit Charna geschehen? Hat es mit ihrem Erbe zu tun? Ihr Vater Sarun war der letzte Drachenherrscher von Krain ...
Niemand konnte sagen, wie es dazu gekommen war, dass der Rest der Delegation aus dem ehemaligen Sidaji-Reich plötzlich im Tempel erschienen war. Viele schrieben es dem Wirken des Feuerdrachen zu, in den sich Charna angeblich verwandelt hatte. Die Drachen hatten sich daraufhin überraschenderweise alle nach Krain zurückgezogen. Eine Kontaktaufnahme war bisher erfolglos geblieben. Der Orden war aufgebracht und viele Völker Iidrashs sandten jetzt ihre Botschafter nach Idrak, um die beunruhigenden Neuigkeiten dementieren oder bestätigen zu lassen. Die Sprecherinnen hatten bisher nur beruhigende und nichtssagende Aussagen von sich gegeben, doch der Zeitpunkt, an dem jemand für den Orden eine offizielle Erklärung abgeben musste, rückte immer näher. Kassandra hoffte, dass ihre telepathische Kontaktaufnahme gelungen war und Charna tatsächlich zurück nach Idrak kam. Die Präsenz, die sie gespürt hatte, war zwar die Hohepriesterin gewesen, doch etwas an ihr war vollkommen anders gewesen, aber nicht unvertraut.
Faunus beugte sich zu ihr herüber. »Du siehst sehr nachdenklich aus.«
»Es ist Charna. Sie ... fühlte sich seltsam an. Es war fast, als ob ...«
»Sag nur!«, ermutigte er sie und stützte sich auf den Steintisch.
»Es war beinahe, als wäre es nicht Charna, sondern ...«
»Nun mach es nicht so spannend!«
»Es war, als würde ich mit Sarinaca kommunizieren.«
Thanasis grunzte und Mehmood sah auf.
Faunus schnaubte. »Möglicherweise solltest du dich wirklich wieder hinlegen.«
Thanasis schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat Faunus recht.«
Kassandra sah ihm in die Augen.
Thanasis seufzte. »Schon gut.«
»Wie sieht es mit Seraphia aus?«, fragte sie.
Faunus erstarrte einen Sekundenbruchteil und sie wusste, dass er sein Bewusstsein für einen Augenblick vollständig in die Verkörperung gelegt hatte, die ununterbrochen bei Seraphias Krankenbett verharrte. Er stand auf, den Blick noch einen Moment in unbestimmte Ferne gerichtet.
»Ihr Zustand ist unverändert. Die Einstiche, die wir an ihrem Körper finden konnten, enthielten Spuren eines Mittels, das keiner der hiesigen Heiler je gesehen hat. Ihre Aura ist beeinträchtigt und ihr Blut zeigt große Mengen jener unbekannten Substanz. Bei meinen Untersuchungen habe ich herausgefunden, dass eine Frau, die sich als Heilerin ausgegeben hat, sowohl bei den Sidaji als auch hier im Tempel anwesend war. Niemand hat diese Frau je zuvor gesehen oder kannte sie gar persönlich. Es muss sich um einen Eindringling handeln. Ich habe Zeichnungen nach ihrer Beschreibung anfertigen lassen und bei den Wachen im Tempel verteilt. Wenn ich sie in die Finger bekomme, dann ...«
»Faunus! Beruhige dich endlich! Du bist seit Tagen ein nervliches Wrack. Es ist an der Zeit, dass du deine Aspekte vereinst und etwas Ruhe findest«, sagte Thanasis.
Faunus atmete tief durch und stemmte die Fäuste in die Hüften. Dann war er verschwunden. Thanasis warf die Arme in die Luft.
»Verdammt nochmal! Alle benehmen sich wie ein Haufen aufgeschreckter Hühner. Es wird Zeit, dass etwas Ordnung in den Orden kommt. Wir können so nicht weitermachen.«
Kassandra legte ihm eine Hand auf den mächtigen Arm und er seufzte.
»Du solltest eine offizielle Stellungnahme vorbereiten.«
»Stellungnahme zu was?«
Sie beugte sich vor. »Zu den Gerüchten um das Verschwinden der Sidaji. Das wäre ein Anfang. Cendrines Fortbleiben kann zwar nicht ewig geheim gehalten werden, aber das musst du ja nicht zu diesem Zeitpunkt bekanntgeben.«
Kassandra flüsterte, denn sie wollte vermeiden, von der Priesterin gehört zu werden, die sich um das körperliche Wohl der Anwesenden kümmerte.
Thanasis flüsterte nun ebenfalls. »Dies ist die schwerste Krise des Ordens und ganz Kabals, seit dem Verschwinden Sarinacas. Selbst die Ugroth-Giganten waren ein Kinderspiel verglichen mit dem Wahnsinn, der uns jetzt bevorsteht. Ich weiß nicht, wie ich das in Worte fassen soll.«
»Ich werde dir helfen.«
Mehmood stand auf und entschuldigte sich. Als er die Halle humpelnd verließ, schürzte Kassandra die Lippen.
»Er sollte bald wiederhergestellt sein«, murmelte sie, als sich die
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