Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
automatische Türen, ein Überbleibsel der Erbauer dieses Ortes und nutzte die aufleuchtenden Wegweiser in den Wänden, deren Existenz und Gebrauch von den Einwohnern Kabals vor langer Zeit vergessen worden war. Mit Schmerzen aber einem ungebrochenen Willen schleppte sie sich durch die eisigen Tunnel voran und musste zweimal ihre Kräfte einsetzen, um Patrouillen auszuschalten, die hier unterwegs waren. Niemand wusste, dass nur die mächtigsten Sjögadrun ihrer Macht widerstehen konnten. Sie hielt sich nicht damit auf, die Wächter um ihre Ausrüstung zu erleichtern, denn Zeit war jetzt wichtiger als alles andere und ein schnelles Vorankommen war überlebensnotwendig.
Als sie endlich zum Ende des Tunnels gelangte, schob sie sich vorsichtig in die Dunkelheit der beginnenden Nacht hinaus. Die Wächter am Ausgang kippten vornüber, als sie die Hand erhob und sie in einen tiefen Schlaf versetzte. Die Anstrengung ließ sie jedoch schwach straucheln und taumelnd humpelte sie weiter.
Ihr Blut hinterließ eine rote Spur feiner Tropfen im frisch gefallenen Schnee und färbte ihr gebrochenes Bein ein. Mit einem zunehmenden Gefühl von Kälte und Taubheit darin schleppte sie sich fort. Sie erreichte erst zwei Stunden später im Schutze der Nacht den Hafen und fühlte sich am Ende ihrer Kräfte, befürchtete, ihr Bein zu verlieren, wenn es nicht sofort versorgt werden würde.
Doch noch durfte sie nicht innehalten, noch musste sie durchhalten und weiter voraneilen.
Sie schlich sich mit großer Mühe an den niedrigen Lagerhallen vorbei, die aus großen Steinquadern errichtet worden waren, und ließ ihren Blick über die Kais gleiten. Es waren eine Anzahl Drachenboote vertäut und einige Frachtschiffe von Händlern, die aus dem Süden der Frostreiche stammten und die höhere, bauchige Form bei ihren Schiffen bevorzugten. Olana sah eine Einheit von Wiras Gefolgsleuten und zuckte ängstlich in den Schatten zwischen zwei wackeligen Türmen aufeinandergestapelter Kisten. Vorsichtig spähte sie aus ihrer Deckung. Die grobschlächtigen Kämpfer aus Goraks Nomadenvolk brachten eine Gruppe von in Ketten gelegten jungen Frauen und Männern auf eines der Schiffe, welches das Wappen des Frostturms auf seiner Flagge trug.
Sklaven. Unzweifelhaft eine Lieferung für diese abscheuliche Frostkönigin zur Befriedigung ihrer unstillbaren Gier nach unschuldigem Fleisch.
Olana stieß an die aufgestapelten Holzkisten - der Turm wackelte gefährlich. Sie hielt sich an der kalten Mauer fest, als eine Welle des Schmerzes durch ihre Eingeweide zuckte und hoffte, dass man sie nicht bemerkte. Ihr wurde kurz schwarz vor Augen und sie dachte an den Anhänger mit der Medizin, die sie so dringend brauchte. Doch noch durfte sie sich keine Injektion geben, denn bei ihrem jetzigen Zustand würde sie sicherlich für eine gewisse Zeit ohnmächtig werden. Sie musste erst etwas Distanz zwischen sich und ihre Häscher bringen, eine Zuflucht für den Augenblick der größten Schwäche finden. Solange sie in der Nähe Tojanturs verbliebe, war sie jedoch zu leicht zu entdecken.
Sobald sie wieder in der Lage dazu war, öffnete sie die Augen und sah aus ihrer Deckung heraus. Niemand hatte sie bemerkt und erleichtert atmete sie auf. Sie biss die Zähne zusammen, richtete sich auf und humpelte so schnell sie konnte zur Kaimauer. Eine Treppe führte zu den Schwimmstegen, an denen die kleineren Boote vertäut waren. Sie wählte eine unauffällige Einhandjolle und stieg rasch hinein, als eine Gruppe von Goraks Männern an den Kaimauern entlang patrouillierte. Sie legte sich unter eine Plane und wartete, bis die Männer nicht mehr zu hören waren, unterdrückte einen Aufschrei, als die gebrochenen Knochen in ihrem Bein gegeneinander rieben. Dann lugte sie vorsichtig unter der Plane hervor und stellte sicher, dass niemand in der Nähe war, bevor sie ablegte und die Ruder einsetzte. Die Anstrengung jagte weiße Blitze in ihr Gesichtsfeld und immer wieder musste sie innehalten, weil ihr schwindelig wurde und der Schmerz in ihrem Bein zunahm. Als sie sich der Hafeneinfahrt näherte, einer befestigten und wehrhaften Anlage, die lediglich von einigen müde aussehenden Männern besetzt war, atmete sie erleichtert auf. Eine Sjögadrun hätte ihr Probleme bereiten können, doch die Männer waren leichter zu beeinflussen.
Sie hob die Hand und die Soldaten blickten alle in eine andere Richtung, während sie die Jolle aus dem Hafen in die Dunkelheit der Nacht lenkte. Unbemerkt folgte
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