Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
deswegen solche Wut verspürte, weil sie instinktiv wusste, dass die Kitaunerin recht hatte.
Sie beruhigte sich mühsam, drehte sich um und sah Tasacet an, die mit einer eleganten Geste ihren Schleier fallen ließ.
»Ich sehe, du verstehst jetzt.«
Als Kassandra den Mund erkannte, das wohlbekannte Lächeln darin, blickte sie der Kitaunerin überrascht in die Augen. Das Gelb schwand aus ihnen und die Iris schimmerte rötlich, als ob ein Feuer darin aufloderte. Als sie begriff, welcher Täuschung sie erlegen war, blieb ihr Herz beinahe stehen.
20 - Die Tafel der Ahnen
Mehmood war mit Julana schnell durch die Gänge und Flure des Turms geeilt. Hinter dem Thronsaal führte eine gut zu verteidigende Treppe hinauf in die privaten Gemächer der Frostkönigin, doch auch der Fahrstuhl konnte benutzt werden. Weil sie nicht sicher waren, ob die Privatgemächer unbewacht waren, schlichen sie leise die Treppe nach oben.
Mehmood hielt einige Stufen vor der Wohnetage an und spähte über die Kante des Absatzes. Er sah einen kleinen Vorraum, der genug Platz für einen Wachposten bereithielt. Doch niemand war in Sicht.
»Gibt es hier Fallen?«
Julana trat an seine Seite. »Nicht, dass ich wüsste. Lass uns hineingehen«, sagte sie mit belegter Stimme.
Mehmood sah ihrem Gesicht an, dass sie einige Erinnerungen mit den Räumen verbinden musste und versuchte, sich vorzustellen, was Wira und Julana einst zueinander geführt hatte. Doch für solche Gedanken war jetzt keine Zeit. Er musste achtsam bleiben, auf Gefahren achten und eine Möglichkeit finden, die Äbtissin aus ihrem Gefängnis zu befreien.
Vorsichtig trat er an die Tür und erkannte erstaunt, dass sie nicht einmal verschlossen war. Er öffnete die Tür, hielt Julana mit einer Hand zurück, damit sie keine Falle auslöste, und sah sich in Ruhe um. Der Raum dehnte sich beinahe über das ganze Stockwerk aus und gewährte über ein sehr großes Fenster einen atemberaubenden Blick auf das Land und den zugefrorenen See. Ein ausladendes Bett und einige Kommoden und Schränke, die sehr alt und hochwertig aussahen, waren im Zimmer arrangiert. Ein eigenartiges Objekt stand in Sichtweite des Bettes, mit einem großen Stück Stoff verdeckt. Eine schwere Staffelei mit enormer Leinwand ragte in der Nähe auf. Julana tippte ihm auf die Schulter und deutete auf die verborgene Form.
»Ich habe keine Ahnung, was das ist.«
»Riechst du das?«
Julana schluckte. »Blut und Tod.«
Sie ging zu dem abgedeckten Objekt und Mehmood trat vor die Staffelei. Als er begriff, was er sah, rief er laut aus, als Julana den Stoff herunterziehen wollte.
Doch es war zu spät.
Das Tuch rutschte herab und entblößte die krude Maschinerie, die Wira ersonnen hatte, um den Kentauren darin zu quälen. Der Mann war längst tot und Mehmood trat die Leinwand mitsamt Staffelei wütend um.
Julana blickte stumm auf das Bild, das sich ihr bot, dann flüsterte sie. »Lass uns die Möbel durchsuchen. Ich glaube, ich erinnere mich an ein Geheimfach in einem der Schränke.«
Mehmood riss seinen Blick von der Foltervorrichtung und folgte Julana zu einem ausladenden Möbelstück mit reichhaltiger Verzierung. Sie betätigte zwei im Zierrat verborgene Schalter und eine kleine Schublade öffnete sich. Sie zog sie vollständig heraus und fand nichts, bis auf einen Ring darin.
»Das ist mein Ring, er gehörte meiner Mutter. Ich dachte, ich hätte ihn verloren gehabt. Sie hat ihn mir gestohlen ... warum nur?«
Plötzlich fing sie an zu weinen und Mehmood schloss sie in die Arme. »Du hast das Richtige getan. Wira war ein Monster.«
Julana stieß ihn wütend von sich. »Glaubst du, das wüsste ich nicht? Ich wusste, was ich tat - ich brauche deine Billigung nicht.«
Mehmood wollte etwas sagen, doch Julana ging zu einem Sekretär und durchsuchte mit bebenden Fingern sämtliche Schubladen. Als Mehmood neben sie trat, hielt sie ihm eine Reihe von Notizen und Zeichnungen auf losen Blättern entgegen. Er sah sie durch und erkannte, dass es Anweisungen zum Gebrauch des Zepters waren. Wira musste den Diebstahl des Artefakts bereits vor langer Zeit geplant haben.
»Sieht aus, als wäre es das, was wir suchten. Schau, was ihr damit anfangen könnt und lass mich allein.«
»Wir werden bald zurückgehen müssen.«
Sie sah ihn an. »Ich komme nicht mit. Ich werde hierbleiben und den Ort ... säubern.«
»Allein?«
»Wiras Macht ist gebrochen. Ich weiß jetzt, dass ich hier noch eine Aufgabe zu bewältigen
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