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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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verschwenden kann. Als er damit fertig war, sah er mich mit leeren Augen an.
      „Glaubst du wirklich, ich wollte dich enttäuschen? Denk doch ei nmal nach!“
      „Und?“
      Das selbe lang anhaltende Spiel noch einmal.
      „Bedeute ich dir denn so wenig?“
      „Und?“
      „Es gibt kein Und mehr, wenn du nicht kannst, nicht magst, dann müssen wir es lassen.“
      „…“
      „Was soll ich dir denn noch sagen? Ich liebe dich! Das weißt du doch!“, versuchte ich ehrlich zu agieren, es stimmte – leider!
      „Du machst es mir so schwer“, das war der erste Satz vom Arzt nach seiner Und-Phase und ich fragte mich, wie ich es einem doppelt so alten Mann schwer machen konnte, der jede Macht über mich hatte? Er sagte zu mir: „Eigentlich habe ich für uns Karten für den Tuntenball besorgt. Wie du siehst, ich geniere mich nicht in aller Öffentlich mit dir gesehen zu werden.“
      „Den können wir doch immer noch besuchen, wir, nur wir zwei. Du und ich.“
      „Ich hab die Karten meiner Tochter geben wollen.“
      „Ach …, tja, sie wird sicherlich hingehen“, sagte ich traurig.
      „Nein, sie hatte schon welche.“
      Ich lächelte ein wenig, nicht viel, meine Chancen waren schwindend gering, ihn nochmals für mich zu gewinnen. Aber ich wollte ihn sehen, ihn halten, ihn berühren. Diesen glatzköpfigen Volltrottel, der das Hirn einer Nus sschale hat. Außen braun, innen hohl und ganz klein.
      „Ich hole dich um 20:00 ab. Okay?“
      „Also gehen wir zusammen hin?“, fragte ich ihn.
      Er verneinte meine Frage nicht. Er bejahte sie und sagte, dass ich doch wissen würde, dass er mich auch liebte. Aber er sehe keine Chance mehr, für eine Beziehung.
     
    Der Arzt und ich kamen natürlich wieder zusammen. Die Geschichte sah so aus, dass er mich abholte. Wir küssten und umarmten uns. Unser gemeinsames Motto an diesem Abend wurde durch unsere Star-Trek-T-Shirts verkörpert, die er gekauft hatte: Fick die unendlichen Weiten . Ich war superschlank an diesem Abend und sah super aus. Ich schmiss das Tanzbein mit seiner scheiß Tochter, er mit seiner Cousine, die so tat, als wäre ich ganz okay. Seine Tochter hob ich hoch, wie bei Dirty Dancing. Sie war schwerer als gedacht, war aber von meinen Muckis ziemlich angetan.
      Ich starrte in einen Hauch von Nichts und das Nichts starrte zurück. Fettige Augen rannten über meinen Rücken, über mein verdammtes Seelenleid. Eine Zeichnung will ich sein, ausradi eren sollte man mich, immer und immer wieder. Verdammt.
      Nachdem wir die Tuntenball-Party, das rigorose Tanzfest gesehen hatten, bei dem der Arzt e inen riesengroßen Hut trug – um nicht erkannt zu werden – gingen wir noch ins Grazer Casino. Er zückte seine Club-Karte, weil er öfters Freunde zu einem Casino-Abend begleitete und eine völlig neue Welt eröffnete sich für mich.
      „Bist du öfters hier?“, fragte ich neugierig. Seine Antwort war trocken, dass er sich bei mir nicht zu rechtfertigen hätte, wen er ins Casino einlud und wen nicht. „Natürlich nicht“, ko nterte ich schnell und hatte bald darauf ein paar Jetons in der Hand, die ich nach Lust und Laune verspielen durfte. Ein regelrechter Gewinn blieb mir an diesem Abend verwehrt, außer man betrachtete den Arzt als Gewinn. Er ließ mich in meiner kindlichen Manie sein Geld zum Fenster rausschmeißen (davon hatte er eh genug) und derweil trank er ein paar Bierchen an der Bar.
      An diesem Abend schlief ich – mal wieder – bei ihm zuhause. Es war schön. Seine Ehefrau ha tte für uns die Betten neu überzogen und wir legten uns genüsslich hinein, schliefen und lachten miteinander – seine Stimmung besserte sich – und schlussendlich schlummerten wir gemeinsam ein. Doch bevor wir die Augen gänzlich schlossen und ins Traumland wechselten, erzählte er mir von seinem Wunsch vergewaltigt zu werden. So richtig roh. Er wünschte sich, dass sein Arschloch blutete und von einem megagroßen Schwanz gebumst werden sollte.
      Ach die schwulen Ehemänner tun mir echt leid. Die gleiche Sülze hörte ich auch von anderen schwulen Ehemännern im Chat.
     
    *
     
    Ein plötzlicher Rülpser ließ mich aufhorchen. Ingo ist es nicht, der da seinen körperlichen G eräuschen freien Lauf lässt. Mit Argusaugen wollte ich den Typen erhaschen, der sooo tief rülpste und schlich auf leisen Sohlen auf den Balkon. Meine Augen blinzelten durch das wuchernde Gewächs, genannt Clematis, von einer Himmelsrichtung zur nächsten,

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