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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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werden, verstehst du? Außerdem wü rden dann nicht mehr die gezüchteten und genmanipulierten Rindviecher mit ihren Unmengen an Gasen Schuld am Weltklimawandel sein, sondern wir Menschen selbst. Der Mensch sucht ja ständig Ausreden für sein Verhalten. Ich denke an den Arzt. Er flüsterte mir ständig ins Ohr: „Ich muss ficken. Ich bin sexsüchtig. Ich muss mit jedem schlafen.“
      Diese Sülze kann ich nicht mehr hören. Ich muss davon loskommen. Ich muss.
      Zuhause angekommen, lasse ich die Tiere wieder frei herumlaufen. Mopsinchen schlendert hinter Mopsi auf den Balkon, dort sucht Mopsi nach seinem Spielzeug. Heute hat er Lust auf seinen Kauknochen. Mopsinchen nicht. Sie sieht ihm dabei zu. Plötzlich trabt aus der Küche ein verschlafener Gast heraus. Oh Gott, dieser Körper. Schön, sehnig, schlank und doch muskulös, besonders an den Armen und am Rücken. Schöne Konturen, die sich in der Morgensonne abzeichnen. Memo an mich: Eine Ode über diesen Mann schreiben. Und so verharre ich stillschweigend noch ein paar Sekunden und warte wie ein mexikanischer Grubenarbeiter auf den nächsten hellen Sonnenschein, der das Ende der Grottenzeit signalisiert.
      „Na, wie hast du geschlafen?“
      Verschlafen sagt Ingo: „Sehr gut, darf ich mir gleich einen Kaffee nehmen?“
      Ich nicke und betrachte ihn weiter in seinen Unterhosen.
      „Sorry, wollte gestern noch rauskommen und dir gute Nacht sagen, bin aber dann eingeschlafen. Siedeln ist wirklich was Anstrengendes.“
      „Kein Problem“, sage ich und betrachte fasziniert sein schönes Gesicht. Der ganze Mann ist ein Hit. Schwärme ich etwa schon wieder? Was ich interessant finde, ist, dass ich zwar noch immer glaube in den Arzt verliebt zu sein, aber für diesen Mann, für Ingo, schwärmen kann. Was für ein psychologischer Scheiß ist denn das?
      „Hast du den Hunden schon was zu essen gegeben?“
      „Ja, ja, habe ich“, sage ich kurz und knapp und wende meinen Blick zum den Boden. Er und ich se tzen uns mit einer Tasse Kaffee auf den Balkon. Es ist noch frisch, aber es geht. Der Mai ist mild, aber angenehm.
      „Ich war auch schon spazieren mit den Hunden.“
      „Echt? Voll lieb, danke!“
      Mopsinchen kommt zu ihrem Herrchen und ich sage, dass sie auf mich sehr apart wirkt, nicht wie die übrigen ihrer Rasse, die meist quirlig sind.
      Ingo streichelt seinem Mops über den Kopf, sie schnieft ein wenig und gähnt dann lautstark.
      „Ja, sie hat ein paar traumatische Erlebnisse hinter sich. Zuerst wurde sie ihrem Zuhause entri ssen, dort hatte sie einen Freund gehabt, musst du wissen, den Käpt’n. Und dann kam sie zu mir, dort war sie auch mit einem Mops liiert, dem Paul, Paul verstarb aber viel zu früh und seitdem ist sie so. – Zwei Mal den Mann verloren, hartes Schicksal, musst du wissen.“
      Ingo hat den Hang zum Schwul-sein, aber ich spüre keine direkten Anzeichnen. *Traurigguck* Würde mich aber freuen, wenn ich sein schwuler Ausrutscher oder Einmal-Erlebnis wäre. Die jungen Leute von heute sind immer anders als die Generation davor (hab doch schon zwei Gen erationen gefickt). Das nennt man dann wohl Echte Dekadenz .
      „Das ist eine wirklich traurige Geschichte, bist du schwul, Ingo?“
      Ingo lacht und schüttelt den Kopf. „Neee, nur du!“
      Ich nicke und sage, dass ich einen schönen Körper manchmal anstarren muss, aber er soll sich dabei nicht belästigt fühlen. Ist bei Männern einfach so.
      „Ich hatte es mir schon gedacht, aber keine Sorge, hab mit schwulen Wohnungskollegen meine Erfahrungen. Zwar nicht im Bett, aber als Kollegen eben. Der letzte Wohnungskollege verliebte sich sogar in mich“, erzählt Ingo ein wenig dramatisch. „Er zog aus, da er solchen Liebeskummer hatte. Ich bin wirklich nicht schwul, sorry, wenn du dir was gewünscht hast.“
      „Nein, meine Fresse, keine Sorge“, sage ich ungestüm.
      „Aber, hey, wenn ich schwul wäre, wärst du genau mein Typ“, sagt Ingo, trinkt Kaffee, überschlägt ein Bein über das andere und grinst.
      (Doch, da ist was Schwules.)
      „Du!“, sage ich, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, „wir brauchen noch ein Poster auf der Toilette, hast du eine Idee?“
      Ingo überlegt und sagt: „Cool wäre das berühmte Poster, auf dem man einen Affen sieht, der auf einer Schüssel sitzt und Zeitung liest.“
      Erstaunt ist mein Blick und ich frage: „Kennst du meinen Ex?“
      Jetzt lachen wir beide und meine Nachbarin, die endlich

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