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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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Garten, es gibt einiges für sie zu beobachten und zu entdecken. Ja, hier könnte ich schon gut leben. Es wäre sicherlich einen Versuch wert, wenn ich die Chance bekäme nicht nur ein ehrenamtliches Mitglied sondern auch Angestellter zu werden. Sollte ich für diese Chance kämpfen?
      Ich beginne aufzuräumen. Mein Rücken tut mir ein wenig weh, aber das ist normal, wenn man im Liegestuhl die ganze Nacht verbracht hat. Ich fühle mich munter. Ich setze Kaffee auf und gebe alle Teller in den Geschirrspüler hinein, die paar Pappteller entsorge ich im Mülleimer und das, was ich nicht in den Geschirrspüler bekomme, wird von Hand abgewaschen und getrocknet. Es ist 08:31. Ich wundere mich selbst darüber, so früh munter zu sein. Meine Hundis kauen auf einer Kartoffel herum, die sie im Garten gefunden haben … Uuhh Mopsis Tabletten liegen zu Hause. Memo an mich: Den Hund für heute nicht mehr ins Haus lassen. Ist ja nicht so, dass ich noch nie vergessen hätte sie ihm zu geben, und ich erinnere mich an den Park, wo er einen Sandkasten vollgeschissen und ich ein Schaufelchen von einem kleinen Kind kaputt gemacht hatte. Tja, so schnell geht’s.
      Ich säubere die Tische und gebe die leeren Flaschen in den Keller. Irgendjemand wird sie wah rscheinlich abholen und den Einsatz beim Neukauf zurückbekommen. Recyceln, die ersten Schritte für eine saubere Umwelt.
      Im Badezimmer wasche ich mich kurz und sehe mich im Spiegel an. Die weißen Punkte auf meinem Trizeps sind nicht verschwunden, sie haben sich vermehrt und werden sicherlich bald zu Hubba-Bubba-Kaugummiblasen anschwellen. Der Fleck in meinem Gesicht ist gewandert, ich wusste, dass sich die Krebszellen in Angriffsstellung begeben und dann – urplötzlich – schwä rmen sie aus. Meine Haut hat sich in einen Zoo leprösartiger Lebensformen verwandelt. Und wenn ich die von mir gezüchteten Krebszellen oder fremdartigen Lebewesen ein wenig anfeuere, stimmen wir vielleicht gemeinsam den Song Rain von Madonna an.
      Durch den Sonnenaufgang werden vom Badezimmerfenster Lichtquadrate durch den Raum geworfen, ich betrachte sie eine Zeitlang. Das Licht dreht sich, es wird stärker. Ich fühle mich besser. Einige Lichtstrahlen wandern über meinen Arm, wieder andere wandern über mein Knie und dann weiter den Fußboden entlang. Ich fühle mich nicht nur besser, sondern auch nicht mehr ei nsam. Ein gutes Gefühl. Krebs hin oder her.
      Der Blick in den Spiegel lenkt ab, er lenkt vom Äußeren ab, weil er das Innere sichtbar werden lässt … boa, heute bin ich gut drauf. Gedankenphilosophie und das am frühen Morgen. Ich frage mich, ob meine Pupillen immer so groß sind. Egal. Ich mag meine großen Augen, die dic hten Augenbrauen. Starke Augen. Viel stärker als die der anderen Leute. So stark, dass ich mich selbst heilen kann, so stark, dass ich meine Seele in einem Spiegelbild erkenne, so stark, dass ich das Übel an der Wurzel packen kann, um es herauszureißen. So stark, dass ich alles so hinbiege, wie ich es will. So stark, dass ich mein Leben sinnvoll lebe. So stark, dass ich alles tue, was nötig ist. Am stärksten jetzt.
      Ich verlasse das Badezimmer und versuche nicht an meinen bevorstehenden Tod zu denken. Wäre ja auch zu dramatisch an so einem schönen Morgen. – Und es ist so schön Stuhlgang zu verspüren.
      In der Küche steht plötzlich Verena vor mir. Sie sieht, dass ich bereits Kaffeebecher auf die Tische gestellt habe und bereit für ein Gespräch bin.
      Verena gähnt und Mopsi furzt. Es wird sogar Mopsinchen ein wenig zu viel und sie macht einen großen Bogen um ihren Spielkameraden.
      „Verena, ich muss mit dir reden“, sage ich mit zugekniffenen Augen, und eigentlich möchte ich heulen, weil ich diese Chance brauche und das Betteln hasse, aber ich steige von meinem ponyhohen Ross hinunter. Wir setzen uns und sie sieht mich mit verschlafenen Augen an. Sie hat ein viel zu weites Donald-und-Daisy-Duck-T-Shirt an und genießt den ersten Schluck des schon gemachten Kaffees. Im Kühlschrank habe ich ein Tortenstück gefunden, dass ich großzügig für uns beide aufschneide. Eigentlich habe ich Hunger, aber der Abstieg von meinem ponyhohen Ross entfaltet die Manieren in mir und ich beginne das Tortenstück zu teilen. Verena nimmt ein paar Bissen und sagt: „Schieß los!“ Sie scheint munter zu sein.
      „Ich möchte den Job wirklich haben. Und ich werde mich bessern. Wie schnell ich mich bess ere, menschlicher werde, weiß ich nicht“,

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