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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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und lächle ihn an.
    „Guten Tag, Herr …“
    „Pattinger, ist mein Name“, und ich reiche ihm mein sorgsam ausgefülltes Formular. Er sieht es an, überfliegt es. Ich sehe auf sein Namensschild auf dem Tisch und lese den Namen Freiherr. Na ja, ein freier Herr, denke ich mir und grinse noch immer.
    „Sind Sie schon Kunde bei uns?“
    „Was, wie bei Quelle?“, frage ich und Herr Freiherr findet es nicht wirklich komisch.
    „Ähm“, schnurre ich wie Oskar, die Hauskatze des Arztes vor mich hin und wollte eigentlich noch etwas anmerken, da fährt er mir schon ins Wort und sagt: „Waren Sie schon mal als arbeitslos bei uns registriert?“
    „Ja, war ich“, sage ich etwas standfester.
    „Die Kundennummer lautet wie?“
    „Kundennummer? Doch wie bei Quelle!“, und ich versuche das Eis zwischen ihm und mir zu brechen, aber Herr Freiherr findet die Vergleiche zwischen dem AMS und dem größten Ve rsandhändler Österreichs nicht wirklich amüsant. Mithilfe meines Namens und meines Geburtsdatums finden wir dann tatsächlich meine Kundennummer.
    „So, aha, das sind Ihre Ausbildungen“, sagte er und beugt sich ein wenig nach vor und dann schnell wieder zurück.
    Ich schildere ihm meine Lage. Ich achte auf einen kurzen, prägnanten Stil und versuche zu erklären, dass ich gerne wieder arbeiten würde und sicherlich – durch mehrere Fähigkeiten und Talente, die ich noch in keinem Zeugnis nachweisen kann – eine adäquate Arbeitsstelle finden werde.
    „Sie haben die Handelsakademie“, sagte er. Ach was! Schlaues Kerlchen. „Und Sie suchen eine neue Arbeitsstelle?“ Ui. Echt? Verdammt clever der Typ.
    Mein Arbeitsberater überfliegt das Formular, das ich vor gefühlt drei Tagen ausgefüllt habe und knallt einen Stempel auf das grünliche Papier und legt den Stapel ad acta. Herr Freiherr rollt sich zu seinem Drucker und holt ein paar Bewerbungszettel heraus, rollt zurück zu mir und sagt: „Das sind einige offene Stellen, die bei Ihrer Ausbildung infrage kommen könnten“, dabei blickt er mir tief in die Augen. Und als ich nicke, dabei lächele, spricht er weiter – so richtig auswendig dahergeredet: „Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie verpflichtet sind, sich bei den ausgeschriebenen Stellen zu bewerben. Diese Bewerbungen haben Sie zu dokumentieren. Parallel dazu erwartet das AMS, dass Sie sich initiativ bewerben. Kosten für Bewerbungen wie Briefpapier und Briefbögen werden nicht von uns übernommen. Sind Ihnen ihre Rechten und Pflichten bekannt?“
    Ich nicke stark und hoffe nur, dass ich bald gehen kann. „Klar, natürlich“, murmle ich – ohne ein Lächeln.
    Herr Freiherr kritzelt etwas auf einen Zettel, den er mir reicht. „In vier Wochen kommen Sie bitte wieder, und halten Sie den Termin pünktlich ein“, sagt er und zeigt mir zum ersten Mal ein bisschen Freundlichkeit in Form eines müden Lächelns. „Beim nächsten Mal brauchen Sie keine Nummer mehr ziehen, sie kommen einfach zu mir.“ Cool.
    Nach dem Gespräch stehe ich im Gang vom AMS, umringt von Menschen, die Arbeit suchen. Auf dem Papier steht, dass ich in den nächsten Tagen Auskunft über die Höhe meines Arbeitsl osengeldes bekomme.
    Ich falte die Ausdrucke zusammen, schnappe mir Gitarre, Strohhut und Mops und verschwinde. Raus hier. Bloß raus und weg. Draußen ist die Nachmittagssonne angenehm warm. „Das perfekte Wetter, um zu musizieren.“
    Mopsi und ich gehen in den Park.
     
    Es ist Herbst, und der erste Tag an dem ich arbeitslos bin. Die Herbstsonne zeigt was sie kann. Ich blicke über ein weites Feld, voller Grün, Menschen lassen sich wie Gänseblümchenhaufen in Gruppen nieder und tanzen, spielen, machen Turnübungen (ich bewundere die Slackliner sehr) oder schlafen (Kiffer, Kiffer, Kiffer). Jetzt warte ich auf eine Eingebung. Mopsi sitzt gemütlich auf seinem Hintern, die Vorderpfoten ausgestreckt, und ist bereit für Kommandos. Ich habe vor mir den Strohhut wie ein Straßenmusikant drapiert, aber damit die Leute gleich sehen, dass ich kein Geld verlange, ist dort meine freie Anzeige zu finden; nämlich, dass ich Mitglieder zum Musizieren suche. Ich lächle ein wenig. Eine musikalische Kommune. Wahrscheinlich habe ich jetzt gerade denselben zerknirschten Gesichtsausdruck wie Mopsi.
    Ein wenig lausche ich, höre den Leuten zu, ein paar Insekten, und versuche eine eigenständige Melodie oder einen besonderen Rhythmus zu vernehmen und es gelingt mir auch. Ein Hauch von Inspiration leuchtet durch mich hindurch …

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