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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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Gedanken wiegen sich nach draußen (von wo kommen die bloß?) ich schließe die Augen, aber nicht fest, sondern lasse es geschehen. Vor me inem geistigen Auge (ich denke an meine Nachbarin, Frau Lasserus, mit dem dritten Auge und turbanähnlichem Gewickel auf dem Kopf) sind viele Menschen, sie kommen und gehen wieder, gehen, viele Bekannte, viele Unbekannte (was machen die in meinem Kopf), mein Herz schlägt wild, ungestüm gegen meine Brust, es schmerzt, es schmerzt, der Arzt taucht auf und ich mache die Augen sofort wider auf.
    Vor mir türmt sich ein Mädchen auf (wie lange hatte ich denn die Augen geschlossen?), sie hat überlange D readlocks, die ich ihr gerne von den Haaren säbeln würde, eine spitze Nase, im rechten Flügen steckt ein Nasenstecker, zierliche Sommersprossen, eine etwas hohe Stirn (kommt jetzt noch besser zur Geltung wegen der Dreadlocks) und ein buntes Gewand. Ein eso-veganes Etwas, aber irgendwie lieb – so fröhlich!
    „Hey“, sagt sie zu mir und ich atme noch etwas unkontrolliert. „Hab ich dich gestört beim M editieren?“, sagt sie auf einmal und wird beschämend rot im Gesicht.
    „Nö, echt kein Stress“, sage ich und versuche meine Brustschmerzen zu verdrängen, die ich als Nachwehen deute, als ich den Arzt vor meinem geistigen Auge sah. Etwas ist da – ein Frem dkörper – mitten der Lunge und ganz tief im Herzen. Ich versuche es wegzuatmen.
    „Geht es dir gut?“, fragt sie besorgt und ich weise auf das Schild hin. In den nächsten Minuten erfahre ich, dass sie Claudia heißt, ein bisschen schräg ist, aber nicht arbeitslos, sie jobbt mit einer Freundin im Dritte Welt Laden. Lisa, so heißt die Freundin, wird auch bald kommen. Sie habe sie während meiner Meditation angeschrieben, erzählt mir Claudia. Ich bin g espannt auf Lisa.
    Ich versuche zu reden und während ich ein bisschen die Saiten meiner Gitarre stimme, streichelt Claudia meinen Hund und sagt, dass sie sich wohl bei mir fühle und noch wohler würde sie sich fühlen, wenn sie ihren Platz nach ihren Wünschen ausrichten könne. Ich habe nichts dagegen. Ich bin begeistert, be impressd, elle est à l’aise. Während ich also der lieben Claudia mein Vorh aben, Musik zu machen, quasi vereinstechnisch erkläre, holt sie aus ihrem Rucksack ein Räucherstäbchen heraus, dazu eine Räucherschale, mintgrün, und zündet sie an. Unsere Umgebung wird sofort mit Sandelholz und etwas Limone bereichert oder beduftet. Ebenso packt sie eine Kerze aus, verziert damit den Platz, macht ihn frei, rein (wie auch immer) und hört mir und meinen Erklärungen brav zu. Wie ich mir den Verein vorstelle, was ich mir wünsche und dadurch mir erhoffe meinen Liebeskummer zu bekämpfen. Claudia läutet ein paar Glöckchen, ich bin versucht sie ihr wegzunehmen. Mopsi stiert ganz gierig auf das bimmelnde Ding. „Nein, Mopsi, das ist nicht zum Spielen“, sage ich und stelle mir vor meinem geistigen, dritten Auge vor, wie Mopsi versucht, die ganze Glocke in sich reinzustopfen. Besser nicht.
    Claudia zieht an ihrem Nasenstecker, bzw. zieht ihn in eine bessere Lage, schnäuzt sich und wirft dann eine lange Locke über ihre Schultern, ihr buntes Gewand flattert in der aufkomme nden Brise heftig. Billiger Stoff, denke ich mir, wahrscheinlich hat sie das alles selbst gemacht. Aber, irgendwie cool und lässig.
    Wenige Augenblicke später kommt Lisa. Sie ist ganz das Gegenteil von Claudia, sie ist – für meine Ansichten – eine sehr schöne Frau, groß, schlank, keck und jugendlich gekleidet im schwarzen ärmellosen Top und einer ausgewaschenen Jeans. Sie wirkt jung, ist aber siche rlich schon fünfunddreißig Jahre, setzt sich mit einem Ruck zu uns und gibt mir die Hand. Auf einem der ausgebreiteten Tücher, die Claudia aufbereitet hatte, nimmt sie eine meditative Sitzstellung ein und sagt: „Na, was machen wir hier Schönes?“
    „Ich versuche einen Musikverein zu gründen, ich meine, eine Art Zusammenkunft von freien Musikern, die einfach ein bisschen kreativ sein wollen“, ich füge noch an, „solange es eben Spaß macht.“
    Und während Lisa mir erklärt, dass sie diese Idee super findet, sehe ich bei den Parkbänken über den Kies schlendernd die geile Lederjacke, an seiner Seite ist eine Frau, dürfte etwas jünger sein … was in diesem Augenblick kein Kompliment ist. Beide schlecken sie ein Eis, sie führt ebenso einen Hund aus. Mopsi lässt sich von Lisa kraueln, die erzählt, dass sie auch recht gut Gitarre spielen kann und Claudia

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