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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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protestierte Sarah. »Es ist
scheußlich draußen. Man kann nicht mal mehr den Bürgersteig erkennen, ich habe
gerade hinausgesehen. Es wird Onkel Jem schon nicht umbringen, wenn er mal
einen Abend allein verbringen muß.«
    »Darauf würde ich nicht wetten. Du
bleibst doch bei ihr, Brooks, nicht wahr?«
    »Das hast du dir so gedacht«, rief
Sarah. »Wenn du jetzt gehst, komme ich mit.«
    »Und ich ebenfalls«, sagte Brooks. »Ich
gehe nur nach nebenan, hole meine Gummistiefel und sage Bescheid. Ich treffe
euch dann unten in genau fünfundvierzig Sekunden.«
     
     

Kapitel
23
     
     
     
     
     
     
     
    M ax verschwendete keine Zeit, Sarah zum
Bleiben zu überreden. Er packte sie in ihren Mantel und ihre Stiefel und
hastete mit ihr nach unten. Zwei Sekunden vor Ablauf der vereinbarten Zeit war
auch Brooks zur Stelle, und gemeinsam machten sie sich so schnell auf den Weg,
wie es das Schneegestöber erlaubte. Max hielt Sarah im Arm und hob sie über die
Schneewehen, wenn sie Schwierigkeiten hatte, und Brooks tat so, als pirsche er
sich an eine fliegende Schnee-Eule heran.
    Obwohl sie nicht sehr weit zu gehen
hatten, waren sie völlig erschöpft, als sie das Krankenhaus erreichten. Sie
vergeudeten jedoch keinen Atem darauf zu reden, sondern klopften sich nur
gegenseitig den Schnee aus den Mänteln und sprangen in den ersten Aufzug, der
sich vor ihnen auftat.
    »Was ist überhaupt los?« stieß Sarah
schließlich hervor, als sie auf Jems Flur ausstiegen.
    »Ich habe versehentlich deinen Onkel
als Köder für den Mörder ausgelegt, das ist los. Sieh nur, da ist er schon!«
    Sarah gab ein hysterisches Kichern von
sich.
    Eine Gestalt in einem langen Mantel, in
einen riesigen, rotweiß gestreiften Schal gewickelt, dessen Enden fast bis zu
den Knien reichten, und einem hohen Zylinder, wie ihn Abraham Lincoln zu tragen
pflegte, verließ gerade die Herrentoilette und eilte vor ihnen über den Korridor.
    »Aber das ist doch Scrooge! Oh, Max!«
    »Pst!«
    Sie mußten aussehen wie ein Chor aus
den Piraten von Pensance, dachte Sarah verwegen, als sie mit ihren
beiden Begleitern im Schlepptau auf Zehenspitzen hinter der vermummten
Karikatur herschlich. Das Abendessen war unterdessen bereits abgeräumt worden,
und wegen des Unwetters gab es keine Besucher. Niemand war zu sehen außer einer
Küchenhilfe, die benutzte Tabletts auf einen Geschirrwagen stapelte. Sie war so
in ihre Arbeit vertieft, daß sie die merkwürdige Prozession überhaupt nicht
bemerkte.
    Scrooge wandte sich ebenfalls nicht um,
sondern steuerte mit schnellen Schritten auf Jeremy Kellings Zimmer zu. Als er
die Tür öffnete, erblickten seine Verfolger ein Antlitz, das dem des
literarischen Vorbildes wie aus dem Gesicht geschnitten war.
    Max drängte seine Kohorte zur Eile,
hielt sie jedoch, an der Tür angekommen, auf. Scrooge stand am Fußende von Jems
Bett. Jem, der offenbar ein Verdauungsschläfchen gehalten hatte, öffnete die
Augen, starrte die Erscheinung an und begann über das ganze Gesicht zu
strahlen.
    »Pah! Humbug, Bruder!«
    Der hochragende Hut auf dem Kopfe des
Besuchers erwiderte Jems Gruß mit einem Nicken, doch Scrooge sagte kein Wort.
Er zog eine behandschuhte Hand aus der rechten Manteltasche und warf Jem ein
Päckchen zu, das in buntes Papier eingewickelt war. Es plumpste vernehmlich auf
das Bett. Jem griff nach dem Geschenk, doch der Handschuh wies streng auf einen
Geschenkanhänger, auf dem zu lesen war: ›Bitte nicht vor Weihnachten öffnen !‹
    Jetzt kam der andere Handschuh aus der
linken Tasche zum Vorschein und förderte zwei weitere Geschenke zutage. Das
eine war klein und mit dem Schildchen ›lß mich!‹ versehen, das andere gluckste
und trug die zumindest in Jem Kellings Fall recht überflüssige Aufschrift ›Trink
mich!‹ Scrooge plazierte beide auf den Nachttisch, drehte sich, immer noch ohne
zu sprechen, um und machte Anstalten zu verschwinden. Just in diesem Augenblick
wurde er von Max gepackt. Es war gar nicht so einfach, ihn festzuhalten.
    »Mein Gott, der Kerl hat Kraft! Brooks,
reiß ihm den Schal ab, und binde ihm damit die Arme fest. Paß auf, daß er dir
keinen Karateschlag verpaßt!«
    »Was zum Henker macht ihr da?« brüllte
Jem. »Hört sofort auf, Max, das ist doch ein Bruder!«
    »Welcher denn?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?
Laßt ihn los, er macht bloß Spaß!«
    »Ich aber nicht. Rühr bloß die Päckchen
nicht an!«
    »Aber die sind doch für mich!«
    »Da hast du verdammt recht. Ich will
sie

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