Kabeljau und Kaviar
einem der Gästehandtücher ab, denn er wollte nicht, daß Oko ihn für
einen ungehobelten Klotz hielt. Währenddessen betrachtete er interessiert die
Badezimmerausstattung, zu der diverse teure Herrenartikel, ein elektrischer
Frisierkamm, eine elektrische Zahnbürste und ein weiterer Elektroartikel
gehörten, den Max zunächst verdutzt registrierte. Als ihm klar wurde, um was es
sich handelte, zog er die Augenbrauen so hoch, wie es überhaupt möglich war. So
also pflegte sich Durward zu amüsieren! Kein Wunder, daß er überall Affen
sitzen hatte.
Schließlich setzte sich Max noch eine
Brille auf, die offenbar auf dem Waschbeckenrand vergessen worden war, um
herauszufinden, wie die Welt wohl durch die Böden von zwei Tonicflaschen
aussah. Darauf verließ er den Raum wieder und schlüpfte in seinen Mantel, den Oko
schon für ihn bereithielt.
»Gute Nacht, Durward. Ich freue mich,
Jem so positive Neuigkeiten über Sie mitteilen zu können.«
»Richten Sie ihm aus, es ginge mir
relativ gut, ich sei nur ein wenig fertig mit den Nerven. Sind Sie sicher, daß
ich Sie nicht vielleicht doch überreden kann, mit mir zu Abend zu essen? Oko
macht ein ausgezeichnetes Egg Foo Yong, und ich könnte Ihnen meine
Tonbandaufnahmen von Baumfröschen Vorspielen.«
»Klingt großartig, aber meine Frau
erwartet mich. Wir wollten heute abend auswärts essen.«
»Sie werden doch hoffentlich in einer
solchen Nacht nicht allzu weit fahren?«
»Nein, wir wohnen in der Nachbarschaft.
Apropos fahren, hatten Sie eigentlich heute Probleme, nach Hause zu kommen,
oder waren Sie rechtzeitig zurück, ehe es zu schneien anfing?«
»Schon Stunden vorher. Ein Freund hat
mich heute morgen bereits ganz früh nach Hause gebracht. Ein anderer
Leidensgenosse übrigens. Ein Nachbar der Tolbathys, der ganz in der Nähe vom
Bexhill Hospital wohnt. Wir haben auf demselben Zimmer gelegen und sind
gemeinsam entlassen worden, also hat er zu Hause angerufen und seinen Fahrer
kommen lassen.«
»Ist er mit Ihnen hergefahren?«
»Ja. Das hat mich auch ziemlich
erstaunt. Ich hatte angenommen, er würde dem Chauffeur auftragen, ihn zuerst
abzusetzen, aber er meinte, er habe in der Stadt noch etwas Dringendes zu
erledigen; ich habe natürlich nicht gefragt, worum es sich handelte. Jedenfalls
wollte er das zuerst erledigen und dann erst nach Hause fahren und sich
ausruhen. Erstaunlich vital, muß ich schon sagen. Als ich zu Hause ankam, war
ich nicht einmal mehr imstande, eine Briefmarke anzufeuchten.«
»War der Mann zufällig Ed Ashbroom?«
fragte Max.
»Richtig. Sie haben ihn sicher gestern
abend kennengelernt. Oh, und wie es der Zufall wollte, haben wir auch noch
Gerald Whet auf der Straße überholt. Aber ich glaube nicht, daß er uns bemerkt
hat. Marcias Ehemann, wissen Sie. Ich selbst habe ihn gar nicht gesehen, aber
Ed hat mich darauf aufmerksam gemacht. Wir hatten nämlich beide angenommen, er
sei noch in Nairobi. Die Welt ist klein, wie man so schön sagt.«
»Sehr klein«, sagte Max. Er ließ sich
von dem diensteifrigen Oko Hut und Handschuhe reichen, dankte Durward für seine
Einladung, doch bald wieder einmal vorbeizuschauen, um den Baumfröschen zu
lauschen, versprach, Jem die besten Wünsche für eine baldige Genesung
auszurichten, und schaffte es endlich, sich loszueisen.
Der Heimweg war genauso schlimm, wie
Max ihn sich vorgestellt hatte. Als er endlich in der Tulip Street ankam, war
er über und über mit Schnee bedeckt, und Sarah war völlig außer sich.
»Ich dachte schon, du wärst draußen in
der Wildnis von Bexhill erfroren. Gib mir bitte deinen Mantel. Ich hänge ihn
über die Badewanne, damit er nicht den ganzen Boden volltropft. Brooks drapiert
gerade den letzten Vorhang, und wir wollten gleich etwas trinken. Willst du
auch ein Schlückchen?«
»Laß mich lieber tief in deine Augen
schauen.«
Max zog seine Frau ganz nah zu sich
heran und gönnte sich einige schöne Augenblicke, die ihn die Sorgen des Tages
vergessen ließen. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Worauf warten wir noch?
Wo ist der Fusel?«
»In der Flasche«, teilte ihm Sarah mit.
»Gieß dir und Brooks ein, und gib mir bitte einen Sherry. Ich habe noch etwas
in der Küche zu tun.«
»Essen wir denn nicht alle gemeinsam?«
»Nein. Bist du jetzt enttäuscht? Zwei
Nichten von Mrs. Gates aus Delaware sind unerwartet zu Besuch gekommen. Sie
wollte sie daheim zum Abendessen einladen, weil sie zu gebrechlich ist, um bei
diesem Wetter auszugehen, und du weißt ja,
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