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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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sagen“, log Benjamin.
    „Das wird ein Nachspiel haben!“, zeterte Franz und trat mit seinem Fuß gegen eine leere Bierdose. „Solche Informationen müssen auf der Stelle übermittelt werden!“ Benjamin schwieg und wartete einige Sekunden, bis die ärgste Wut des Betriebsleiters abgeklungen war. „In Ordnung“, sagte dieser schnaufend. „Ich nehme an, du hast die entsprechenden Maßnahmen schon getroffen?“
    „Ja“, entgegnete Benjamin. „Habe alle verfügbaren Mitarbeiter zusammengetrommelt. Die Liftwarte werden in diesem Moment über Funk und Handy verständigt.“

Innsbruck, ZAMG, Wetterdienststelle
Samstag, 6. Januar, 08:57 Uhr
    Die erste Böe fauchte heran und schlug gleich dem Fausthieb eines Riesen gegen die Fenster des Büros. Die Scheiben vibrierten wie unter elektrischer Spannung. Ein Blitz zuckte auf und schlug nur wenige hundert Meter entfernt in ein Gebäude. Der anschließende Donner hallte als mächtiger Glockenschlag durch den Raum.
    Andreas konnte es noch immer nicht fassen. Die Ähnlichkeit der schwarzen Wolkenwand vor ihm mit der Erscheinung aus seinem Traum war unfassbar. Die gleichen fingerartigen Auswüchse der Böenfront, die gleiche unheilvolle Farbe, die gleiche Frequenz und Verteilung an Blitzschlägen. Andreas rieb sich die Augen, aber es blieb dabei. Die Übereinstimmungen entbehrten jedweder Logik.
    Ein grauer Luftwirbel nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Direkt vor dem Gebäude begann die Luftmasse zu rotieren, wurde nach oben gesaugt wie bei einem Tornado. Andreas’ rationaler Verstand wandte ein, dass ein Tornado sehr unwahrscheinlich war und es sich eher um einen Gustnado, einen Böenfrontwirbel handeln musste. Aber im Prinzip war das egal. Die Wirkung zählte. Eines der Fenster zerbarst klirrend. Ein braunes, lang gestrecktes Trümmerstück schoss in den Raum und bohrte sich knirschend in eine Gipskartonwand. Der Sturm fuhr heulend ins Gebäude, brauste durch das Büro wie ein Derwisch. Augenblicklich war die Luft erfüllt von Schmutz, Papier und umherschwirrenden Glasscherben.
    „Wir müssen hier raus!“, brüllte Andreas durch den tobenden Orkan und eilte in Richtung Treppe. Ein weiteres Fenster zersprang, ein neuer Schwall Glasscherben ergoss sich in den Raum. Peter stieß einen Schmerzensschrei aus. Andreas wandte sich um, sah seinen Kollegen auf allen vieren auf sich zurobben, unter den Arm ein Notebook geklemmt.
    „Lass den Computer hier!“, rief Andreas, aber Peter schüttelte stumm den Kopf, das Gesicht zur Grimasse verzerrt. Andreas erkannte eine stark blutende Wunde an der Wange seines Kollegen, dann war Peter bei ihm, und sie stürzten in den Gang.
    Auf der – glücklicherweise fensterlosen – Treppe hatten sich mehrere Personen versammelt. Offenbar waren alle vor dem Sturm aus ihren Büros geflohen. Bei einigen entdeckte Andreas weitere Wunden, ein junger Mann schien sogar bewusstlos zu sein.
    „Wie der Weltuntergang“, keuchte jemand.
    Andreas schloss die Augen. Vielleicht
war
es der Weltuntergang. Die ausgegebene Wetterwarnung entsprach nicht den Tatsachen. Das Orkantief war viel schlimmer. Es war ein Monster, ein Ungeheuer, ein Albtraum.
    Das erste Mal seit Jahren fing er an zu beten.

Jochberg, Talsen-Sesselbahn, Talstation
Samstag, 6. Januar, 09:00 Uhr
    Doris reihte sich mit ihrer Tochter in die kurze Schlange wartender Schifahrer ein. Vorhin war Samantha gestürzt und hatte herzzerreißend geweint; doch Ferdinand war, ohne innezuhalten, Moritz und Samuel gefolgt und hatte ihr bloß zugerufen, dass sie sich oben bei der 3S-Bahn treffen würden. Innerlich kochte Doris vor Wut. Allmählich grenzte Ferdinands Verhalten an Unverschämtheit.
    „Wir müssen leider den Betrieb einstellen!“, rief der Liftwart den wartenden Schigästen zu. „In zehn Minuten wird die Anlage geschlossen. Bitte fahren Sie ins Tal.“
    Erregtes Murmeln wurde laut. Niemand war von dieser Information besonders angetan.
    „Warum denn?“, rief jemand.
    „Der Sturm trifft früher ein als erwartet. Deshalb werden sämtliche Anlagen abgeschaltet. Eine reine Sicherheitsmaßnahme.“
    „Es ist wolkenlos“, murrte einer der Gäste. „Wo soll da ein Sturm herkommen?“
    „Tut mir leid“, sagte der Liftwart und hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Vorschrift ist Vorschrift.“
    Oh nein
, dachte Doris, drängte sich nach vorn und zog Samantha an einem Schistecken hinter sich her.
Nicht mit mir!
„Bitte, dürfen wir noch fahren? Mein Mann und meine Söhne sind

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