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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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Türen von Kabine vierzehn schlossen sich.

Seilbahn GmbH Kitzbühel, Büro des Sicherheitschefs
Samstag, 6. Januar, 09:17 Uhr
    „Es hat geklappt.“ Thomas stand in der Tür und winkte mit dem Mobiltelefon. „Ibrahim war in der Abfahrtshalle und hatte sein Handy nicht dabei. Der Gondelzugang wurde gesperrt, die ersten Kabinen werden schon hereingeholt. In neun Minuten sollten die letzten Passagiere in der Bergstation eintreffen.“
    Benjamin seufzte erleichtert. „Gut“, sagte er und kramte in seinen Unterlagen. „Herr Stingel wartet noch im Empfangsraum?“
    „Ja. Aber er hat gemeint, er versteht die Lage, und du könntest ihm das Sicherheitsprotokoll auch am Montag auf die Gemeinde bringen.“
    „Nicht nötig.“ Benjamin zog einen Stapel Zettel hervor und heftete sie mit einer Klammermaschine zusammen. „Könntest du ihm das geben? Ich lasse mich entschuldigen, aber momentan kann ich keine Minute entbehren.“
    „In Ordnung. Da fällt mir ein, die Hahnenkammbahn wurde soeben geschlossen.“
    „Ausgezeichnet. Also nur noch die 3S, und wir sind aus dem Schneider.“
    Benjamins Mobiltelefon läutete die ersten Takte der
Morgenstimmung
ein, sodass Benjamin hastig danach griff und Thomas einen Wink gab, das Zimmer zu verlassen. „Ja?“, sagte er, unschlüssig, wie er das Gespräch beginnen sollte.
    „Hallo, lieber Benjamin.“ Nataschas Stimme klang ein wenig gereizt. „Kann es sein, dass du heute verschlafen hast?“
    „Kann sein. Wo bist du gerade?“
    „Oben beim Pengelstein. Sebastian hat gemeint, er kommt mit der 3S-Bahn. Wir wollten die Pistenräumung durchgehen. Habe erst vor ein paar Minuten von der neuen Wetterwarnung erfahren. Richtung Westen ist der Himmel schon ganz schwarz. Viel Zeit haben wir wohl nicht mehr.“
    Benjamin warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Müsste sich ausgehen. Bis auf die 3S sind alle Bahnen und Lifte außer Betrieb.“
    „Gut. Unser Date heute Abend steht doch noch?“
    Ein Schwall wohltuender Wärme brandete durch Benjamins Körper. „Natürlich“, erwiderte er. „Ich komme, selbst wenn die Welt untergeht.“
    In diesem Moment fiel das Licht aus.

Tirol, Breitenbach am Inn, Schönau
Samstag, 6. Januar, 09:17 Uhr
    „Bei Fuß!“ Sepp Almdorfer zog an der Leine und brachte seinen Hund zur Raison. Igor verzichtete darauf, dem Kaninchen kläffend hinterherzujagen, und blickte reumütig zu seinem Herrchen auf. Das unförmige Doggengesicht wirkte so unschuldig, dass es Sepp bei einem mürrischen Blick beließ. Er hatte sich damit abgefunden, dass er seinem Hund den Jagdtrieb nicht abgewöhnen konnte. Igor war eben nur ein dummes Tier und kein vernunftbegabter Mensch.
    Ein seltsames Brausen drang an Sepps Ohr.
    Von der Sattelalm nordwestlich von Schönau wälzte sich eine dunkle Wolkenfront auf ihn zu. Unsichtbare Luftwirbel rissen an den Baumwipfeln des Abhangs, sogen Laub und Äste empor. Filigrane Wolkenfinger tasteten in Richtung Talboden wie ein Heer tanzender Nebelgeister. Sepp stand da und staunte; so lange, bis er einen kompletten Baum durch die Luft fliegen sah.
    Er musste nach Hause. Sofort.
    Zu wenig Zeit
, belehrte ihn eine Stimme in seinem Kopf.
    Die Brücke!
Er hatte soeben den Moosbach überquert, unter der Brücke würde er Schutz finden. Er riss an Igors Leine, sprintete die wenigen Meter bis zur Überführung zurück und kletterte ins Bachbett hinab. Gerade noch rechtzeitig. Eine heftige Windböe fegte heran und trieb ihm eine Ladung scharfkantigen Sand ins Gesicht.
    Sepp duckte sich unter die massiven Holzbalken und zog Igor an sich. Ein schwerer Gegenstand prallte auf die Überführung, der Boden erbebte. Das Heulen des Sturms schwoll zu einem irren Gelächter an. Igor zitterte wie unter klirrender Kälte und stieß ein hohes Winseln aus. Furchtsam drückte er sich an seinen Herrn. Sepp strich dem Hund beruhigend über den Kopf, obgleich er alles andere als ruhig war. Einen solchen Sturm hatte er noch nie erlebt.
    Sepp warf einen Blick Richtung Süden, dorthin, wo die zweihundertzwanzig Kilovolt-Stromleitung verlief. Die fliegenden Trümmer wirbelten umher, trafen die zentimeterdicken Kabelstränge. Funken sprühten, ein hässlicher, spitzer Knall ertönte. Die Überlandleitungen schwangen auf und nieder wie Springschnüre, konnten der Belastung nichts entgegensetzen und rissen. Zwei, drei und schließlich vier Kabel senkten sich zu Boden, schlangen sich um die verbliebenen Leitungen. Weitere Funken, ein sirrender Laut und ein wahres Feuerwerk

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