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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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noch andere Sachen.«
    Britta stierte vor sich hin. »Ich weiß nicht mal, wie ich das mit dieser Story hinkriegen soll. Wie soll ich nur auf das Material verweisen.« Sie schüttelte sorgenschwer den Kopf.
    »Also, jetzt schnattere mal nicht mit den Gänsen«, lachte Katinka. »Eine der Frauen in den Filmen kann dir das Material zugespielt haben. Ihr Journalisten gebt eure Informanten doch sowieso nicht bekannt.«
    »Es ist absolut kompliziert, mit diesem kompromittierenden Kram umzugehen, Katinka, das kannst du dir gar nicht vorstellen!«
    »Britta!«, sagte Katinka ruhig und kam sich vor wie Kommissar Uttenreuther. Er pflegte im gleichen Ton auf sie selbst einzureden, wenn sie kurz vorm Durchdrehen war. »Wir sind beide hundemüde. Unsere Nerven glühen auf Höchststufe. Sobald wir uns ausgeschlafen haben, sieht die Welt anders aus.«
    Britta goss sich Grappa nach.
    »Ich halte das nicht aus«, sagte sie. »Wie schaffst du sowas? Niemals mehr in meinem ganzen Leben …«
    Sie verlor sich in Klagen und Jammertiraden. Ka-tinka stand auf und trat ans Fenster. Schon seit ihrer Ankunft zu Hause warf sie immer wieder einen prüfenden Blick auf die Straße. Niemand ist hinter uns her, beruhigte sie sich. Wir haben keine Spuren hinterlassen. Der Fiat parkte ein paar Straßen weiter. Selbst Brittas Reifenabdrücke waren bei dem momentanen Wetter schon in Matsch aufgelöst. Katinka malte mit dem Finger Muster an die Scheibe. Sie hatte Britta nicht gesagt, dass der schwarze Geländewagen, der ihnen kurz hinter Holzhof entgegengekommen war, derselbe war, den sie am Sonntag neben den Stallungen hatte stehen sehen. Sie nahm an, dass Jana ihn gefahren hatte.
    »Übernachte doch bei mir«, schlug Katinka vor.
    »Sowieso«, knurrte Britta. Nach dem dritten Grappa nahm ihre Stimme einen sonderbar weichen Klang an. »Glaubst du, ich bewege mich nochmal in diese Dunkelheit, in diese Nässe? Ich friere jetzt noch, aber vor Angst, das sage ich dir.«
    Katinka grinste, als sie einen Blick auf ihre nassen schwarzen Sachen warf, achtlos auf dem Boden aufgehäuft. Sie bezog Toms Bett neu. Als Britta schon tief und fest schlief, lag sie immer noch wach, zu aufgedreht, um einschlafen zu können. Am liebsten hätte sie gleich die Festplatte aus Holzhof überprüft, aber sie wusste, es hatte jetzt keinen Sinn. Sie war zu müde. Zu müde zum Schlafen, dachte sie seufzend und stand leise auf. Auf Zehenspitzen schlich sie in die Küche und setzte sich an den Tisch. Ihr Kopf fühlte sich bleischwer an. Wieder spürte sie das Flirren über den Augenbrauen. Ein Nerv, der Alarm schlug. Sie verdrängte alle Gedanken daran, was passieren würde, sobald Booz merkte, dass seine Festplatte weg war. Es schien ihr zwar unwahrscheinlich, aber was, wenn man sie und Britta des Einbruchs überführen könnte? Ihr kam in den Sinn, wie grauenvoll zornig Hauptkommissar Harduin Uttenreuther werden und wie schnell die Lizenz einer Detektivin im Altpapier landen konnte. Womöglich verlor Britta ihren Job. Die Nacht bauschte die Gedankenfetzen zu bedrohlichen Monstern auf. Ka-tinka dachte an Dani und fragte sich, wo sie steckte und weshalb sie sich nicht wieder meldete. Wenn sie einmal diesen Hilferuf abgesetzt hatte, warum dann nicht ein zweites Mal? Es gab dafür nur eine Erklärung: Dani konnte sich nicht mehr melden. Etwas war ihr zugestoßen. Sie war krank, bewusstlos, entführt, tot. Oder das Problem, was auch immer es war, hatte sich von selbst gelöst. Doch wieso ruft sie dann nicht an, um Entwarnung zu geben, murmelte Katinka vor sich hin. Ihr Herz hämmerte in einem eigenwilligen Rhythmus. Sie fand keine Ruhe, bis es hell wurde.
    Als sie gegen halb neun erwachte, war Britta weg. Ein Zettel in der Küche verriet Katinka, dass Britta sich für ein paar Tage krankschreiben lassen wollte. Ihr desolater Zustand sei kaum zu übersehen, auch nicht von einem Arzt, das müsse sie ausnutzen. Typisch Britta, dachte Katinka und grinste schief. Sie fühlte sich nicht nur desolat, ihr Körper war eine einzige Baustelle. Ihr Kopf dröhnte, und die Schmerzen über den Augenbrauen waren unerträglich geworden. Schon beim ersten Blinzeln waren ihr die wirren Gedanken wieder ins Bewusstsein geschossen. Einbruch, Lizenz, Brittas Job. Dani. Hilfe.
    Die vielen unruhigen Nächte mit wenigen Stunden Schlaf versetzten sie allmählich in eine Art Trance, und der Kummer wegen Tom, der alle paar Stunden aufflammte, forderte ebenso seinen Tribut. Sie kam sich vor, als müsse sie in

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