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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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einem völlig fremden, unverständlichen System funktionieren.
    Ich sollte mal wieder was Richtiges essen, dachte Katinka, während sie Kaffee kochte und eine Aspirintablette auflöste. Seit Tom, der üblicherweise den Part des Meisterkochs übernahm, am Freitagmorgen überstürzt aufgebrochen war, hatte sie nur von Kaffee, eilig belegten Broten und Kraftriegeln gelebt. Vor ihren Augen wuchs ein gewaltiger Berg Spaghetti einfach so aus dem Tisch. Eine magische Hand übergoss ihn mit dampfender Tomatensoße und raspelte Parmesankäse darüber.
    Sie hatte keine Zeit zu kochen. Sie musste sich daran machen, die Festplatte zu untersuchen. Rasch stürzte sie das Aspirin hinunter und richtete sich mit Thermos-kanne und Kaffeetasse in Toms Arbeitszimmer ein. Sie müsste Tom anrufen. Sie fühlte sich verpflichtet, sich nach seiner Mutter zu erkundigen, und bemerkte gleichzeitig, dass der Gedankengang grundfalsch war. Tom will in Ruhe gelassen werden, dachte sie. Sie trimmte sich auf diese Sichtweise und legte das Handy, das wie von selbst in ihre Handfläche gekrochen war, wieder weg.
    Zwei Stunden später hatte sie alle Dateien angesehen. Sie würde Britta die gesamte Festplatte mit den Filmen geben. Was Danis Verschwinden betraf, so hatte sie keine klaren Vorstellungen, ob ihr der Datenwust überhaupt irgendetwas nützte. Das Gespräch zwischen Booz und York gestern Nacht turnte durch ihren Brummschädel. Es drehte sich um ein gemeinsames Projekt, bei dem viel Geld zu verdienen war. Ein Kunstprojekt, zweifellos. Aber Booz warf York vor, nur an seine eigenen Pläne zu denken.
    Katinka ging nochmal alle Dateien durch, um herauszufinden, was für ein Projekt gemeint sein könnte. Fehlanzeige.
    Wir hätten die andere Festplatte auch mitnehmen sollen, dachte Katinka. Doch sie hatte gezögert: Sie wollte die Arbeit der Künstlertruppe nicht zunichte machen, und sollte jemals herauskommen, wer in Holzhof eingebrochen war, könnte sie anführen, tatsächlich nur auf die kompromittierenden Filme ausgewesen zu sein.
    Systematisch besah sie sich die Word-Dokumente. Nichts als Korrespondenz und eine Auflistung der Videofilme, die Booz oder wer auch immer im Büro in die Regale gestellt hatte. Katinka hatte einen Ausdruck davon in der Hand gehabt. Dann gab es ein paar Briefe an Kunstvereine, Förderinitiativen, Journalisten, Sponsoren, aber die waren alle mindestens ein halbes Jahr alt. Booz bedankte sich darin für überwiesene Gelder, Besuche, erschienene Zeitschriftenartikel. Es gab nichts Aktuelles, keine offenen Rechnungen, keine dringend erwarteten Reaktionen, nichts. Alles schien fertig, abgeschlossen.
    Das Neueste war eine Liste, die den Namen Bewerber.doc trug. Tatsächlich hatten auch York und Booz davon geredet, wie viele Künstler, darunter ausgezeichnete, den Sommer mit Booz und Co. in Holzhof verbringen wollten. Worin auch immer deren Auszeichnung bestand.
    Katinka wusste nicht, weshalb diese Künstler mit Booz arbeiten wollten. Ihre Fantasie quittierte den Dienst. Sie hatte einfach keine Vorstellung davon, was an der Beteiligung an Booz’ Aktivitäten so herausragend war, dass es das Renommee eines Künstlers steigern konnte. Sie dachte an die vermeintlichen Leichen in den Gleitschirmen. Vielleicht ist es dieser Schauer, der einem den Rücken herunterrieselt, dachte sie. Deswegen machen manche Künstler sowas: Für die ist das wie Dope. So wie es für York der Kick sein mag, die unterschiedlichsten Frauen zu vögeln, sie zu filmen und sich dann mit einem ›Ätsch‹ aus dem Staub zu machen. Katinka hätte gerne gewusst, was York mit den Aufnahmen vorhatte. Gebrauchen konnte er sie jetzt nur noch für private Zwecke: Sobald die Geschichte mal an der Öffentlichkeit war, bestanden wenige Chancen, dass York ein Kunstprojekt daraus machen konnte. Katinka wünschte sich brennend, es möge ihn von der Bildfläche fegen. Don Juan, dachte sie wütend. Aber Typen wie York würden immer wieder aus der Pfütze krabbeln und sich am Ende mit ihren Misserfolgen brüsten, um sie auf diese Weise ins Gegenteil umzukehren.
    Sie versuchte es mit Akupressur gegen die Kopfschmerzen und wandte sich dann noch einmal der Bewerberdatei zu. Dani war nicht dabei. Die Liste war alphabetisch geordnet und enthielt Angaben zum Alter der Künstler, zu ihrer Herkunft und zu ihrem Schwerpunkt. Katinka staunte, dass immerhin zehn Künstler aus aller Herren Länder für einen Sommer nach Holzhof hatten kommen wollen. Sie fragte sich, ob es eine

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