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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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sicher, dass du mir auf der Spur bist. Ich wollte einfach nur wissen, ob du im Hotel irgendwelche persönlichen Notizen hattest.»
    Anton antwortete nicht.
    «Wann musstest du denn stutzen?» Ole sah ihn an. In seinen Augen standen jetzt Tränen. Er fuhr sich mit dem Ärmel seiner braunen Anzugjacke über das Gesicht. «Scheiße, jetzt muss ich auch noch heulen.»
    Anton richtete den Blick geradeaus. «Am meisten hat es mich gewundert, mit welcher Bereitschaft du mit mir den Hinweisen auf Nils Jahr nachgegangen bist. Du hast es für möglich gehalten, dass er etwas damit zu tun hat. Du hast sogar vorgeschlagen, ihm einen zweiten Besuch abzustatten, bei dem du auch dabei sein wolltest. Und peng», Anton schnipste, «taucht wie aus dem Nichts dieser mysteriöse Bernandas Mielkos auf. Der perfekte Sündenbock. Wenn dieser Mann für schuldig befunden würde, wärst du für immer aus dem Schneider. Du wusstest, dass er keine Pistole bei sich hatte, als du ihn erschossen hast, stimmt’s?»
    Dicke Tränen liefen über die rundlichen Wangen. «Nein, Anton, so weit wär ich niemals gegangen. Ich war mir sicher, dass er bewaffnet ist. Ansonsten hätte ich nie auf ihn geschossen.»
    «Und dann deine Reaktion, als ich Nils vernommen habe. Das war wie ein Déjà-vu, nur mit vertauschten Rollen. Da eindeutig du derjenige von uns beiden bist, dem öfter mal das Temperament durchgeht. Du erinnerst dich an den Fall mit dem Stiefvater, den wir bearbeitet haben?»
    «Ja …»
    «Mhm. Du warst ziemlich schroff zu ihm, doch das hatte er verdient. Aber Nils hatte so eine Behandlung genauso verdient. Anstatt mich die Vernehmung aber zu Ende führen zu lassen, kommst du hereingestürmt, zerrst mich auf den Gang und redest
mir
ins Gewissen. Erzählst mir, dass es
bei euch im Haus
so nicht läuft. Natürlich läuft es so. In Sarpsborg genau wie überall sonst. Das Messer, das in Bernandas Mielkos’ Fluchtwagen gefunden wurde, haben wir, wie gesagt, nach Deutschland geschickt. Jetzt weiß ich, dass die Spezialisten dort es aller Wahrscheinlichkeit nach als Mordwaffe identifizieren werden. Weil du es im Wagen deponiert hast. Deshalb befanden sich auch keine Fingerabdrücke darauf. In seinem Bericht hat Torp geschrieben, dass du das Auto nach den Schüssen einer kurzen Untersuchung unterzogen hast. Und zu guter Letzt kostet es dich nicht die geringste Mühe, ein Schloss mit einem Dietrich zu öffnen.»
    Das Karoauto blinkte nach links.
    «Nein», sagte Anton. «Fahr weiter. Wir holen jetzt Torp ab.»
    «Und was ist mit deinem Bruder?», fragte Ole. «Meinetwegen können wir gern bei ihm vorbeifahren.»
    «Vergiss es. Um ehrlich zu sein, bin ich froh, wenn ich drum herumkomme.»
    Keiner sagte mehr ein Wort, bis sie Lisleby erreicht hatten und Ole Kval den Wagen in den Konditorveien lenkte. Ein großer, junger Mann wartete im schwarzen Anzug und in einer gefälschten Canada-Goose-Jacke am Straßenrand.
    «Er hatte es verdient», sagte Ole Kval und trat auf das Bremspedal.
    «Ja», erwiderte Anton umgehend. «Definitiv.»
    Das Auto hielt neben Magnus Torp. Er öffnete vorsichtig die Hintertür, als stiege er in einen Wagen auf dem Weg zu einer Beerdigung. Er sagte nicht hallo. Nickte nicht. Setzte sich mit gesenktem Kopf hinter Anton.
    «Martin war Schüler an der Kruseløkka.» Anton sah Ole an.
    «Ja.»
    «Daran hatte ich am Dienstag, als wir bei dir zu Hause waren, überhaupt nicht gedacht, obwohl wir da vorbeigefahren sind. Kann kaum mehr als einen Kilometer entfernt sein.»
    «Neunhundertfünfzig Meter.»
    «Wolltest du deshalb bei dem Gespräch mit der Rektorin nicht dabei sein?»
    «Teils, teils. Aber ich sollte ja auch noch andere Dinge erledigen.»
    «Willst du wissen, was meiner Meinung nach passiert ist?»
    Ole zuckte mit den Schultern. Es spielte für ihn keine Rolle mehr.
    «Viggo Holm war der Lehrer deines Sohns. Das ist meiner Meinung nach passiert.»
    Ole fluchte laut. Verließ den Konditorveien und fuhr in Richtung Riksvei  109 . Er hielt an der nächsten Bushaltestelle. Nahm die Hände vors Gesicht und begann zu weinen und noch mehr zu fluchen. Anton stieg aus. Öffnete die Fahrertür und fasste seinen alten Kollegen behutsam am Oberarm. Stützte ihn auf dem Weg zum Rücksitz. Torp stieg vorne ein und lenkte den Wagen wieder auf die Straße.
    «Fahr zu Ole nach Hause, Torp», sagte Anton.
    Das Schluchzen hielt an. Die Anzugjacke diente als Taschentuch. Die Ärmel waren am Saum von Rotz und Tränen durchtränkt.
    «Was geschieht

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