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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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der Familie, die studierte. Die einzige Frau aus der Sippe, von der er sich sicher war, dass sie eines Tages nicht nur sich selbst, sondern auch Mann und Kinder würde versorgen können. Und die Einzige, die ihn auch dann nicht im Stich lassen würde, wenn alles schiefging.
    Bevor er aus dem Auto sprang, atmete er einmal tief ein, stieß die Luft aber rasch wieder aus.
    Ein faulig-süßlicher Geruch drehte ihm fast den Magen um. Er hielt sich die Hand vor den Mund. Der Gestank hing schwer zwischen den hohen Betonmauern, die den Hinterhof begrenzten. Die Müllcontainer quollen regelrecht über. Er zog sich den Pulloverkragen über die Nase, ging auf die Metalltür rechts neben den Autos zu und hämmerte mit der Faust dagegen.
    Nichts geschah. Er versuchte es noch einmal.
    Einen Augenblick später öffnete sich eine Luke, die Bernandas bisher nicht aufgefallen war. Sie befand sich auf Augenhöhe und maß ungefähr fünfzehn mal fünf Zentimeter. Der Geruch von Hefeteig und Tomatensoße schlug ihm ins Gesicht. Zwei große, finstere Augen sahen ihn durch die Luke an. «Arturas …?», fragte er vorsichtig. Er war sich ziemlich sicher, den Namen einigermaßen richtig auszusprechen.
    Die Augen auf der anderen Seite der Tür schienen einem Mann zu gehören, der bereitwillig jedem den Schädel einschlagen würde, der seinen Namen falsch aussprach.
    «Yes. And you must be Bernas?»
    «Bernandas», korrigierte er. «Freut mich, dich endlich kennenzulernen. War ’ne anstrengende Fahrt.»
    Arturas nickte. Die Luke wurde geräuschvoll geschlossen, dann folgte ein Klicken im Schloss, und die Tür ging auf. Arturas streckte ihm eine riesige, behaarte Hand entgegen und drückte fest zu.
    «Du hast bestimmt Hunger, oder?» Der Mann mit der behaarten Pranke lächelte.
    «Ja, auch, aber ich bin vor allem hundemüde.» Bernandas verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. Noch war ihm die Situation nicht geheuer, er blieb vorsichtig. Außerdem stimmte etwas nicht mit den Augen dieses Mannes. Doskinos Blick daheim in Vilnius war prüfend und durchdringend gewesen. Diese Augen jedoch … irgendwas war damit.
    Eine dünne Goldkette mit einem Kreuz, das wie ein Anker in den Wogen seiner Brustbehaarung ruhte, hing um seinen Hals. Am Handgelenk trug er ein massives goldenes Armband mit Fischmuster. Weißes Hemd, dazu eine dunkelbraune Anzughose. Sein Körper war schmächtig, die Hände waren dagegen gigantisch. Die Nägel bis aufs Fleisch abgekaut.
    Die Küche der Pizzeria war ein länglicher Raum mit Arbeitsflächen zu beiden Seiten. Ganz hinten stand ein Ofen, in dem man vier Pizzen gleichzeitig backen konnte, je zwei übereinander. In die Wand zum Restaurant hin hatte jemand eine viereckige Öffnung gehauen. Bernandas steckte den Kopf durch die Öffnung, blickte in den im Dunkeln liegenden Raum voller Tische und Stühle und überlegte, ob hier überhaupt Restaurantbetrieb herrschte oder ob der Laden nur zur Abwicklung ihrer Geschäfte diente.
    Arturas pries seinen Ofen, während Bernandas versuchte, seinen englischen Akzent einzuordnen. Bei Doskino war das kein Problem gewesen. Es wäre ihm auch gelungen, wenn er nicht schon vorher gewusst hätte, dass der Alte Russe war. Aber er hier? Bernandas war sich nicht einmal sicher, ob Arturas der Vorname oder der Nachname war. Der Typ konnte von überall aus Osteuropa kommen, Bernandas tippte jedoch auf Rumänien.
    «Was meinst du, Bernas, soll ich dir eine Pizza machen?» Arturas war schon dabei, den Teig zu einem großen Fladen zu formen. «Meine Pizza Spezial vielleicht?»
    Bernandas drehte sich wieder um. Beobachtete, wie die fast nagellosen Finger den Teig bearbeiteten. Arturas warf den Pizzaboden in die Luft und fing ihn elegant wieder auf. «Ich bin gut, was?» Er lachte leise. «So schwer ist das gar nicht. Ich kann’s dir beibringen, wenn du willst.»
    «Nee … lass mal gut sein», antwortete Bernandas und lehnte sich an die Arbeitsplatte.
    «Du musst wissen, auf eine gute Pizza gehören nicht viele Zutaten. Ich mach dir jetzt eine Arturas Spezial.» Er verteilte die Tomatensoße auf dem Boden und fuhr fort: «Die meisten packen alles drauf, was sie finden können. Schinken, Peperoni, Salami, Hackfleisch und und und. Jedes für sich – völlig okay. Alles zusammen – ekelhaft. Und dann noch diese Soße, die gelbe …», er hielt inne und sah zu Boden, «hilf mir mal.» Er schnipste mit den Fingern. «Béarnaise!»
    «Schmeckt die dir nicht?»
    «Nicht auf Pizza.» Arturas streute

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