Kaelter als dein Grab
seinen nächsten Schritt plante. Er musste wissen, mit wie vielen Männern er es zu tun hatte. Wie schwer sie bewaffnet waren. Er musste wissen, wo der Hubschrauberpilot war.
Er knirschte vor Wut mit den Zähnen, als Rasmussen Leigh vor sich her schubste. Es erforderte seine gesamte Selbstbeherrschung, dem Mann nicht zu folgen und ihn mit bloßen Händen zu erschlagen. Doch er riss sich zusammen, auch wenn es ihm schwerfiel. Er musste sich konzentrieren, musste einen Überblick über die Situation gewinnen und erfahren, mit wem sie es alles zu tun hatten.
Im günstigsten Fall stand es drei gegen zwei. Jake mochte ein bestens ausgebildeter Agent sein, doch Leigh war es nicht. An der Art, wie Rasmussen sie ansah, erkannte er, dass dieser gleich durchdrehen würde. Jake nahm an, dass er noch zwei oder drei Minuten hatte, bevor hier die Hölle losbrach.
Der Hubschrauber stand fünfzig Meter entfernt. Der Motor lief, und die Rotorblätter schnitten durch den fallenden Schnee. Der Pilot saß bereits auf seinem Platz. Hinter Jake brachten Rasmussen und der Mann, den Jake als den abtrünnigen U. S.-Marshal Derrick LeValley identifiziert hatte, Leigh zu dem Eisloch.
In dem Wissen, dass er nur wenige Sekunden zum Handeln hatte, ging Jake zum Hubschrauber und öffnete die Einstiegstür. Er erhaschte einen Blick auf das Gesicht des Piloten. Auf dem Sitz neben ihm lag eine Pistole.
„Hast du mal eine Zigarette?“, fragte Jake und stieg auf die Fußstütze.
Der Mann griff in seine Tasche. Im selben Moment versetzte Jake ihm einen krachenden Faustschlag gegen die Stirn. Danach einen raschen Kinnhaken gegen seinen Kiefer. Der Pilot riss die Hände nach oben, um sein Gesicht zu schützen. Mit einem heftigen Schlag in den Solarplexus gab Jake ihm den Rest. Der Mann sank bewusstlos im Sitz zusammen.
Jake kletterte in den Hubschrauber. Er fand einige Spanngurte zum Sichern von Ladung. Damit fesselte er dem Piloten die Hände hinter den Rücken und hievte den Mann anschließend auf die Rückbank.
„Süße Träume“, sagte Jake und stieg aus dem Hubschrauber.
20. KAPITEL
Furcht und Entsetzen krochen in ihr hoch, als Leigh kaum mehr als einen Meter neben dem Eisloch stand. Auch das Wissen darum, dass sie die Handschellen lösen konnte, reichte nicht aus, um den Schrecken einzudämmen. Es gab einfach zu viele Dinge, die schiefgehen konnten.
Still stand sie da, während Rasmussen ihr die schwere Kette über die Schultern legte und um ihren Körper wickelte. Sie war unglaublich schwer. Wenn er sie damit in das Eisloch stieß und sie unterging, hätte sie nicht die geringste Chance …
Ihr ganzer Körper bebte vor Entsetzen. Sie hatte Jake in dem dichten Schneegestöber aus den Augen verloren und konnte nur vermuten, dass er zum Hubschrauber gegangen war. Sie fragte sich, wann er eingreifen würde.
„Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste, mein Liebling.“
Wenn sie nicht so verängstigt gewesen wäre, hätte Leigh gelacht. Sie wusste, dass er verrückt genug war, um das Gesagte tatsächlich so zu meinen. „Bitte, tu das nicht“, presste sie hervor.
„Du hast mich verraten. Mich gedemütigt.“
„Ich hatte Angst“, antwortete sie in dem Versuch, Zeit zu schinden.
„Wegen dir habe ich sechs Jahre meines Lebens verloren. Sechs Jahren, in denen man mich behandelt hat wie ein Tier. Wenn ich das hier nicht tue, würde ich mein Gesichtverlieren.“ Er zuckte mit den Schultern. „Du hast mir keine Wahl gelassen.“
Leighs Herz hämmerte wie ein Presslufthammer.
„Ich habe dich geliebt“, sagte er.
Sie konnte nicht sprechen. Ihr Atem entrang sich in einem abgehackten Keuchen. Sie stellte sich den Kälteschock durch das eisige Wasser vor. Den schwarzen Abgrund, der sich unter ihr auftun würde.
„Ein letzter Kuss zum Abschied, und ich muss gehen.“ Ohne seinen Blick auch nur für eine Sekunde abzuwenden, beugte er sich zu ihr.
Leigh bereitete sich innerlich auf das ekelerregende Gefühl seines Mundes auf dem ihren vor. Die ganze Zeit musste sie dabei an das nur einen Meter entfernte Eisloch denken. Daran, wie leicht er sie hineinschubsen konnte.
Jake, wo bist du?
Sie schloss die Augen, als Rasmussen sie demonstrativ küsste, doch sie ertrug seine Berührung.
„Keine Bewegung!“
Überrascht sprang Rasmussen zur Seite. „Erschieß ihn!“, rief er LeValley zu.
Leigh blickte auf und sah Jake nur wenige Meter entfernt stehen. Er hatte die Pistole auf LeValley gerichtet. Das Gewehr in seiner anderen Hand
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