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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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hat.«
    »Wie ist das zu verstehen?«
    »So etwas kann eine schwere Belastung sein«, sagte Erlendur. »Die Tochter wurde in die Auseinandersetzungen zwischen den Eheleuten hineingezogen.«
    »Musst du da etwas unternehmen?«, fragte Valgerður.
    »Es würde wohl nichts dabei herauskommen.«
    Erlendur verstummte.
    »Was ist mit deinem Resturlaub, willst du den nicht nehmen?«
    »Ich sollte vielleicht versuchen, mir freizunehmen.«
    »Woran denkst du?«
    »Ich könnte versuchen, ein paar Tage in der Versenkung zu verschwinden.«
    »In der Versenkung?«, sagte Valgerður. »Ich hatte eigentlich eher an die Kanarischen Inseln gedacht.«
    »Die kenne ich nicht.«
    »Bist du eigentlich je im Ausland gewesen? Hast du jemals diese Insel verlassen?«
    »Nein.«
    »Verspürst du keine Lust dazu?«
    »Keine besondere.«
    »Den Eiffelturm zu sehen, Big Ben, das Empire State Building, den Vatikan, die Pyramiden?«
    »Ich hätte vielleicht gern den Dom zu Köln gesehen.«
    »Und warum machst du dich dann nicht auf den Weg?«
    »Vielleicht ist das Interesse nicht groß genug.«
    »Was meinst du damit, in der Versenkung zu verschwinden?«
    »Ich möchte in die Ostfjorde«, sagte Erlendur. »Ein paar Tage weg sein. Das habe ich schon früher hin und wieder gemacht. Harðskafi …«
    »Ja?«
    »Dieser Berg ist mein Eiffelturm.«
    Karólína schien nicht überrascht zu sein, Erlendur wieder auf der Schwelle ihres Hauses in Kópavogur zu sehen. Sie ließ ihn gleich herein. Er hatte sie einige Tage ein bisschen observiert und herausgefunden, dass ihr Leben nicht sehr abwechslungsreich war. Punkt neun Uhr erschien sie bei der Arbeit und verließ sie gegen sechs wieder. Auf dem Weg nach Hause kaufte sie in einem kleinen Lebensmittelladen in ihrem Viertel ein. Abends war sie zu Hause und saß vor dem Fernseher oder las. An einem Abend kam ein Freundin zu Besuch, da zog sie die Vorhänge zu. Erlendur hockte die ganze Zeit über in seinem Auto und sah die Freundin kurz nach Mitternacht wieder herauskommen. Sie trug einen langen roten Mantel, ging die Straße entlang und verschwand bald um eine Ecke.
    »Wühlst du immer noch in dieser Sache mit Baldvins Frau herum?«, fragte Karólína ohne Umschweife, als sie im Wohnzimmer standen. Die Frage klang so, als sei Karólína nicht sonderlich interessiert an einer Antwort. Sie war augenscheinlich bemüht, es so aussehen zu lassen, als berührte es sie nicht weiter, zweimal kurz hintereinander von einem Kriminalbeamten besucht zu werden. Erlendur wusste nicht, ob das nur gespielt war.
    »Du und Baldvin, ihr habt sicher miteinander gesprochen?«, fragte er.
    »Selbstverständlich. Wir finden das alles eigentlich recht amüsant. Du willst doch wohl nicht allen Ernstes behaupten, dass wir María etwas angetan haben?«
    Wieder klang die Frage so, als spiele die Antwort kaum eine Rolle. Wenn das tatsächlich Erlendurs Theorie war, war sie viel zu absurd, als dass man sie ernst nehmen konnte.
    »Ist es so abwegig, das zu glauben?«
    »Vollkommen abwegig«, erklärte Karólína.
    »Da ist zum Beispiel auch Geld im Spiel«, sagte Erlendur und sah sich im Wohnzimmer um.
    »Behandelst du diese Angelegenheit tatsächlich wie einen Mord?«
    »Hast du dir irgendwann einmal Gedanken über ein Leben nach dem Tod gemacht?«, fragte Erlendur und setzte sich in einen Sessel.
    »Nein, weshalb?«
    »María hat das getan«, sagte Erlendur, »und zwar sehr intensiv. Man könnte fast sagen, dass sie in den Wochen vor ihrem Tod fast nichts anderes gemacht hat. Sie hat versucht, auf Séancen eine Antwort zu finden. Weißt du etwas darüber?«
    »Ich weiß, was eine Séance ist«, antwortete Karólína.
    »Wir wissen von einem Mann, den sie zu diesem Zweck besuchte, er heißt Andersen. Er gab ihr eine Kassettenaufnahme von der Séance mit. Wir wissen auch, dass sie ein weiteres Medium besuchte, eine Frau, die ich bislang noch nicht ausfindig machen konnte. Sie heißt oder nennt sich Magdalena. Kennst du sie vielleicht?«
    »Nein.«
    »Ich hätte mich gerne mit ihr unterhalten«, sagte Erlendur.
    »Ich bin noch nie in meinem Leben bei einem Medium gewesen«, sagte Karólína.
    Erlendur sah sie lange an und überlegte, ob er einfach damit herausrücken sollte, was seiner Meinung nach geschehen war, statt wie eine Katze um den heißen Brei herumzuschleichen. Er hatte eine ganz bestimmte Theorie, die er aber kaum beweisen konnte. Er hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er jetzt vorgehen sollte, war aber zu keinem

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