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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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ausgestreckten Beinen darauf und aßen die Brote aus dem Kiosk. Er goss Kaffee in die beiden Tassen und öffnete eine Packung mit Schokokeksen. Er blickte zurück in Richtung Þingvellir und Hofmannaflöt, wo sich in früheren Zeiten die Menschen bei der Pferdehatz amüsiert hatten. Auf der Suche nach dem alten Buch über Binnengewässer, das Davið hatte kaufen wollen, hatte er eine Reihe von Antiquariaten abgeklappert. Das einzige, was infrage kam, war erschienen, kurz bevor der Junge verschwand, und hieß Binnengewässer im Umkreis von Reykjavík . Es war eine sehr schöne Ausgabe mit zahlreichen Aufnahmen von den Seen, die zu unterschiedlichen Jahreszeiten gemacht worden waren. Eva Lind blätterte in dem Buch und sah sich die Fotos an.
    »Wenn du glaubst, dass sie in einen von diesen Seen hier gegangen ist, dann sage ich nur: Viel Spaß beim Suchen!«, sagte Eva Lind und trank einen Schluck Kaffee.
    Erlendur hatte ihr von Guðrún erzählt, die vor dreißig Jahren verschwunden war, ohne dass man ganz genau wusste, wann, und von ihrem Interesse an Seen. Er fand es keineswegs abwegig, ihr Verschwinden mit einem anderen Vermisstenfall in Verbindung zu bringen, dem Fall von Davið. Eva Lind fand es interessant, dass er kurz vor seinem Verschwinden ein Mädchen kennengelernt hatte. Erlendur stellte sich vor, dass dieses Buch für Guðrún gedacht war. Sie kannten sich noch gar nicht lange, und nur Gilbert, Daviðs bester Freund, hatte andeutungsweise davon erfahren. Die Informationen über diese Beziehung waren erst viele Jahre später ans Licht gekommen, nachdem Gilbert aus Dänemark zurückgekehrt war.
    Eva Lind fand das meiste von dem, was ihr Vater erzählte, ziemlich weit hergeholt und gab ihm das auch zu verstehen. Erlendur nickte zustimmend, wies aber darauf hin, dass ein wichtiger Aspekt, der diese beiden Fälle verband, darin bestand, dass man so gut wie keine Anhaltspunkte hatte. Bei Davið überhaupt nichts, bei Guðrún nur, dass sie mitsamt ihrem Auto verschwunden und nie gefunden worden war.
    »Was, wenn sie sich gekannt haben?«, sagte er und sah zu dem kleinen See hinüber. »Was, wenn Davið das Buch über die Binnengewässer für Guðrún gekauft hat? Was, wenn sie gemeinsam ihre letzte Autofahrt unternahmen? Wir wissen, ab wann Davið vermisst wurde. Die Meldung von Guðrúns Verschwinden erreichte uns erst vierzehn Tage später. Deswegen haben wir die beiden Fälle nie in Verbindung gebracht, aber sie hätte sehr wohl um die gleiche Zeit verschwunden sein können wie Davið.«
    »Viel Glück bei der Suche«, sagte Eva Lind noch einmal. »Da kommen bestimmt tausend Seen infrage, wenn du glaubst, dass sie vielleicht zusammen einen Ausflug gemacht haben, um sich Seen anzuschauen. Das ist ja hier genauso schlimm wie in diesem dämlichen Finnland. Wäre es nicht einfacher, sich vorzustellen, dass sie über eine Kaimauer rausgefahren und im Meer gelandet sind?«
    »Wir haben in allen Häfen nach ihrem Auto gesucht«, entgegnete Erlendur.
    »Hätten sie nicht auch getrennt Selbstmord begehen können?«
    »Ja, natürlich. Davon sind wir bislang auch ausgegangen. Ich … Das ist ein ganz neuer Aspekt, eine Verbindung zwischen den beiden Fällen zu ziehen. Meiner Meinung nach spricht einiges dafür. Jahrzehntelang ist in beiden Fällen nichts zutage gefördert worden, und auf einmal stellt sich heraus, dass sie sich für Binnengewässer interessiert und er darüber gesprochen hat, dass er ein Buch über Binnengewässer kaufen wollte, für die er nie zuvor Interesse aufgebracht hatte.«
    Erlendur trank einen Schluck Kaffee.
    »Und außerdem liegt sein Vater im Sterben und bekommt wahrscheinlich nie die Antworten auf seine Fragen. Genauso wenig wie die Mutter von Davið; die ist bereits tot. Es ist mir wirklich ein Anliegen, dass die Menschen irgendwelche Antworten bekommen. Die Leute spazieren nicht einfach so aus dem Haus und verschwinden. Es gibt doch immer eine Spur – bloß hier nicht. Das haben die beiden Fälle nämlich gemeinsam, dass es nicht die geringste Spur gibt. Wir haben in beiden Fällen nichts in der Hand.«
    »Großmutter hat auch niemals eine Antwort bekommen«, sagte Eva Lind, streckte sich der Länge nach aus und schaute in den Himmel.
    »Nein, sie hat keine Antwort bekommen«, sagte Erlendur.
    »Aber du gibst nicht auf«, sagte Eva. »Du suchst immer noch weiter. Du fährst in die Ostfjorde.«
    »Ja, das mache ich. Ich fahre in die Ostfjorde. Ich besteige den Harðskafi und streife

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