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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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entgegenkommend und ließen erkennen, dass sie sowohl stur als auch hart sein konnte. Er glaubte aber zu sehen, was Baldvin an ihr gefunden hatte, hatte jedoch kaum Zeit, darüber weiter nachzudenken. Karólínas Frage hing in der Luft.
    »Du hast ihren Mann gekannt«, sagte Erlendur. »Die Frau hieß María. Ihr Mann heißt Baldvin. Soweit ich weiß, wart ihr zusammen auf der Schauspielschule.«
    »Und?«
    »Ich würde mich gern kurz mit dir unterhalten.«
    Karólína blickte die Straße entlang zu den Nachbarhäusern, sah dann Erlendur an und erklärte, dass sie das vielleicht besser drinnen tun sollten. Erlendur betrat den Flur, und sie machte die Haustür hinter ihnen zu. Das Haus war ein Bungalow zu ebener Erde. Rechts befanden sich Wohnzimmer und Esszimmer, und hinter dem Esszimmer war die Küche. Links vom Eingang lagen das Badezimmer und zwei weitere Räume. Die Einrichtung war geschmackvoll, und an den Wänden hingen Gemälde. Es roch nach einer Mischung aus isländischer Küche und süßlichen Düften, die von Kosmetika und Parfüms stammten und am stärksten in der Nähe des Badezimmers und der beiden geschlossenen Türen waren. Der eine Raum schien als Abstellraum zu dienen, in dem anderen befand sich Karólínas Schlafzimmer. Durch die offene Tür sah Erlendur ein Bett, das an die Wand geschoben war, einen Toilettentisch mit großem Spiegel, einen langen Kleiderschrank und eine Kommode.
    Karólína ging eilig in die Küche und nahm eine Pfanne vom Herd. Erlendur hatte sie beim Kochen gestört. Der Geruch aus der Küche durchzog das ganze Haus, gebratenes Lammfleisch, vermutete Erlendur. »Ich hatte gerade Kaffee aufgesetzt«, sagte Karólína, als sie aus der Küche zurückkehrte. »Kann ich dir eine Tasse anbieten?«
    Erlendur nahm das dankend an. Das war die Regel. Eine Tasse Kaffee zu akzeptieren, das gehörte einfach dazu. Elínborg hatte das rasch begriffen. Sigurður Óli musste das noch lernen.
    Karólína ging wieder in die Küche und kam mit dampfenden Tassen zurück. Wie Erlendur trank sie den Kaffee schwarz.
    »Baldvin und ich kennen uns seit der Schauspielschule, wir waren in einer Klasse bei dem alten Jóhannes. Verdammt langweilig konnte der sein, ich meine, Jóhannes. Und als Schauspieler war er ein hoffnungsloser Fall. Aber wie dem auch sei, Baldvin und ich trennten uns, als er an der Schauspielschule aufhörte und Medizin studierte. Darf ich fragen, warum du solche Nachforschungen über Baldvin anstellst?«
    »Man kann wohl kaum sagen, dass ich Nachforschungen über ihn anstelle«, sagte Erlendur. »Mir ist allerdings zu Ohren gekommen – du weißt ja, wie hier getratscht wird –, dass ihr euch gut kanntet und dass ihr diese Bekanntschaft schon vor einiger Zeit wieder erneuert habt.«
    »Von wem hast du das gehört?«
    »Das habe ich wieder vergessen, ich müsste nachschlagen.«
    Karólína lächelte. »Geht dich das etwas an?«
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte Erlendur.
    »Er hat mir gesagt, dass ich möglicherweise mit einem Besuch von dir zu rechnen hätte«, sagte sie.
    »Baldvin?«
    »Wir haben unsere Bekanntschaft wieder aufgefrischt, das stimmt. Überflüssig, das geheim zu halten. Das habe ich ihm gesagt, und er war ganz meiner Meinung. Es hat vor etwa fünf Jahren wieder angefangen. Wir sind uns bei einem Ehemaligentreffen an der Schauspielschule wiederbegegnet. Damals gab es ein rundes Jubiläum zu feiern. Baldvin kam auch, obwohl er die Schule vor dem Abschluss verlassen hatte. Er sagte mir, dass er es nicht mehr aushielte mit dieser Alten, dieser Leonóra, der Mutter von María. Sie wohnte bei ihnen im Haus.«
    »Warum hat er sich dann nicht scheiden lassen, um mit dir zusammenzuleben? Es gibt doch wohl kaum etwas Normaleres heutzutage.«
    »Das hatte er in der Tat auch vor«, sagte Karólína. »Diese Situation hat mich nämlich halb wahnsinnig gemacht, und ich hatte ihm schon ein Ultimatum gestellt. Aber dann erkrankte die alte Hexe, und da konnte er sich nicht vorstellen, María das anzutun. Er wollte ihr in dieser schwierigen Lage zur Seite stehen, und das hat er getan. Ich hatte schon richtig Angst, dass sich die Beziehung zwischen ihnen wieder einrenken würde, als die alte Hexe gestorben war. Er ist kaum noch zu mir gekommen, sah nur noch seine María. Aber das hat sich wieder gelegt.«
    »Hat Baldvin Leonóra so beschrieben? Als Hexe?«
    »Er fand sie absolut unerträglich, und das verschlimmerte sich von Jahr zu Jahr. Ich sollte ihr vielleicht sogar dankbar

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