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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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eine Sehende oder ein Medium«, sagte Erlendur.
    Er achtete genau auf Karólínas Reaktion, aber sie ließ sich nicht das Geringste anmerken. Er dachte im Stillen, dass entweder er auf dem Holzweg oder sie eine bessere Schauspielerin war, als von ihr behauptet wurde.
    »Das Stück kenne ich nicht«, sagte Karólína.
    »Ich weiß nicht mehr genau, was sie gesagt hat, wie das Stück hieß«, fuhr Erlendur fort und gab der Versuchung nach, noch einen Schritt weiter zu gehen. »Vielleicht war es Das falsche Medium oder so etwas.«
    Karólína zögerte. »Davon habe ich noch nie gehört«, sagte sie dann. »Wurde es im Nationaltheater gegeben?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Erlendur. »Diese Magdalena glaubte an eine spirituelle Welt, die war für sie genauso realistisch wie wir beiden, die wir hier in deinem Wohnzimmer stehen.«
    »Was du nicht sagst.«
    »María hat auch an so etwas geglaubt. Das hat Baldvin dir doch bestimmt erzählt.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass Baldvin so etwas gesagt hat«, sagte Karólína. »Ich glaube nicht an Geister.«
    »Nein, das tue ich auch nicht«, sagte Erlendur. »Er hat dir also nicht gesagt, dass sie zu solchen Sehern und Medien ging?«
    »Nein, davon wusste ich nichts. Ehrlich gesagt wusste ich sowieso nicht viel über María. Wenn Baldvin und ich uns trafen, haben wir nicht viel über sie gesprochen. Wir waren mit anderen Dingen beschäftigt.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Erlendur.
    »Sonst noch etwas?«
    »Nein, das ist im Augenblick alles. Vielen Dank.«

Neunundzwanzig
    Erlendur hatte keine Probleme, die Frau zu finden, mit der Magnús vor seinem Tod fremdgegangen war. Seine Schwester Kristín hatte ihm ihren Namen genannt, und er fand ihre Adresse im Telefonbuch. Er rief bei ihr an, aber als sie hörte, was er von ihr wollte, lehnte sie es ab, mit ihm zu sprechen, und er ließ es zunächst dabei bewenden. Beim nächsten Versuch ließ er einfließen, dass es womöglich neue Erkenntnisse darüber gab, was sich auf dem See von Þingvellir zugetragen hatte.
    »Mit wem hast du gesprochen?«, war ihre Gegenfrage am Telefon.
    »Magnús’ Schwester Kristín hat mir deinen Namen genannt«, erklärte Erlendur.
    »Und was hat sie über mich gesagt?«
    »Es ging eigentlich um dich und Magnús«, sagte Erlendur.
    Auf seine Worte folgte langes Schweigen.
    »Vielleicht ist es besser, wenn du zu mir kommst«, sagte die Frau schließlich. Sie hieß Sólveig, war verheiratet und hatte zwei erwachsene Kinder. »In dieser Woche bin ich tagsüber zu Hause«, erklärte sie.
    Als Erlendur zu Sólveig kam, spürte er, dass sie sehr auf der Hut war und die Sache möglichst schnell hinter sich bringen wollte. Sie schien ziemlich nervös zu sein. Die beiden standen im Korridor, und sie machte keine Anstalten, ihn hereinzubitten.
    »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was du von mir willst. Von welchen neuen Erkenntnissen sprichst du?«
    »Sie beziehen sich auf dich und Magnús.«
    »Ja, das hast du mir am Telefon gesagt.«
    »Und eure Beziehung.«
    »Hat Kristín dir davon erzählt?«
    Erlendur nickte. »Magnús’ Tochter hat vor kurzer Zeit Selbstmord begangen«, sagte er.
    »Das habe ich gehört.«
    Sólveig schwieg. Sie hatte schöne, freundliche Gesichtszüge und war geschmackvoll gekleidet. Sie lebte in einem kleinen Reihenhaus in Fossvogur, war Krankenschwester und hatte in dieser Woche Abendschicht.
    »Vielleicht kommst du einen Augenblick herein«, sagte Sólveig schließlich und führte ihn ins Wohnzimmer. Er setzte sich auf das Sofa, ohne seinen Mantel auszuziehen.
    »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll«, erklärte sie mit gequälter Stimme. »All diese Jahre hat niemand danach gefragt, was damals passiert ist. Und dann macht das arme Mädchen so etwas, und du tauchst plötzlich mit Fragen auf, die niemand vorher gestellt hat und die nie gestellt werden sollten.«
    »Vielleicht war das genau das Problem bei Maria«, sagte Erlendur. »Hast du jemals darüber nachgedacht?«
    »Du kannst dir doch wohl denken, wie ich mir den Kopf darüber zerbrochen habe. Aber Leonóra kümmerte sich um ihre María. An das Kind kam niemand anderes heran.«
    »Sie sind alle zusammen mit dem Boot hinausgefahren, Magnús, Leonóra und María.«
    »Das hast du also herausgefunden?«
    »Ja.«
    »Sie waren alle drei im Boot«, bestätigte Sólveig.
    »Und was ist geschehen?«
    »Ich habe sehr viel über diese Dinge nachgedacht. Über meine Beziehung zu

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