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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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war alles andere als schön, das ist wahr. Stell dir bloß vor, was das für die beiden bedeutete, vor allem für María. Als ich hörte, dass sie Selbstmord begangen hat, hat mich das eigentlich nicht überrascht. Ich habe … Ich habe mir große Vorwürfe gemacht, dass ich das zugelassen habe. Dass ich mir von Leonóra vorschreiben ließ, nichts darüber zu sagen.«
    »Über was hatten sie sich im Boot gestritten?«
    »Magnús hatte ihr gesagt, dass er fest entschlossen sei, sie zu verlassen. Das hatte er mir so versprochen. Er hatte genug von ihrer dominierenden Art, er konnte das nicht mehr ertragen. Er sagte, es ginge nur um das Sorgerecht für das Kind, darüber müsste man sich einigen. Leonóra hatte ihm angedroht, dass sie ihm keinerlei Umgang mit dem Kind zugestehen würde. Sie stritten sich über sie, und María hat das alles mit anhören müssen. Da ist es natürlich kein Wunder, dass María geglaubt hat, sie trüge die Schuld an allem.«
    »Hast du Leonóra oder María danach noch einmal getroffen?«
    »Nein, nie. Keine von beiden.«
    »Und es gab keine anderen Zeugen?«
    »Nein, sie waren ganz allein am See.«
    »Niemand war da in den anderen Häusern?«
    »Nein.«
    »Und auch sonst waren keine Leute unterwegs?«
    »Nein, niemand. Aber in der Woche vorher, als Magnús und ich allein in dem Haus waren, war da jemand. Wir sind zweimal dort gewesen, glaube ich, wir haben uns heimlich getroffen. Da hat er mit einer Frau gesprochen, über die er dann sehr viel geredet hat, weil sie sich die Seen in der Nähe von Reykjavík ansehen wollte. Sie interessierte sich sehr für Binnengewässer. Das war ganz in der Nähe des Hauses. Sie studierte eine Karte und wollte zum Sandkluftavatn. Ich kann mich genau daran erinnern, weil ich damals den Namen dieses Sees noch nie gehört hatte.«
    »War sie im Auto unterwegs?«, fragte Erlendur.
    »Ja, ich glaube.«
    »Was für ein Auto?«
    »Es war gelb.«
    »Gelb? Bist du sicher?«
    »Ja. Heißen diese kleinen Autos nicht Mini oder so? Das Birkengebüsch entlang der Stichstraße ist ja so niedrig, dass ich sehen konnte, wie sie wegfuhr.«
    »Und du meinst, dass das die Frau war, mit der Magnús geredet hatte?«, fragte Erlendur, der bis zur Sesselkante vorgerutscht war. »Die Frau in dem Auto?«
    »Das glaube ich schon, sie war ja ganz nah beim Haus.«
    »Mini? Du meinst einen Austin Mini?«
    »Ja, das glaube ich. Ein ganz winziges Auto.«
    »Ein gelber Austin Mini?«
    Erlendur war aufgestanden.
    »Auf dem Weg zum Sandkluftavatn?«
    »Ja, doch. Was ist denn eigentlich los?«
    »War noch jemand im Auto?«
    »Das weiß ich nicht. Was ist los? Was habe ich denn gesagt?«
    »Kann es sein, dass da noch ein junger Mann dabei war?«
    »Das weiß ich nicht. Was sind das denn für Leute? Kennst du sie? Weißt du, wer diese Frau war?«
    »Nein«, sagte Erlendur. »Vielleicht aber doch. Nein, kaum. Hast du Sandkluftavatn gesagt?«

Dreißig
    Was wusste er über diesen See? Er war mit Eva Lind am Sandkluftavatn entlanggefahren, aber ohne richtig darauf zu achten. Er lag etwa eine Autostunde von Reykjavík entfernt, direkt an der Straße, die von Þingvellir aus in nördlicher Richtung zu den Hochlandpisten Kaldidalur und Uxahryggur führte, zwischen Ármannsfell und Lágafell, bevor man zur Bláskógaheiði hinauffuhr. Der berühmte Berg Skjaldbreiður thronte nordöstlich dieses Sees.
    Der Taucher hieß Þorbergur und kannte sich in den Seen in Südisland gut aus, in vielen hatte er bereits getaucht. Früher war er bei der Feuerwehr gewesen, und bei einem Schmuggelverdacht und bei Vermisstenfällen war er auch von der Polizei eingesetzt worden. Er war zur Stelle, wenn jemand als vermisst gemeldet wurde, wenn die Suchmannschaften die Ufer patrouillierten und in einem See oder im Meer getaucht werden musste. Inzwischen hatte er das professionelle Tauchen aber an den Nagel gehängt. Er arbeitete jetzt hauptberuflich als Automonteur und hatte eine eigene Reparaturwerkstatt aufgemacht. Erlendur ging zu Þorbergur, wenn sein alter Ford einen Ölwechsel brauchte. Der fast zwei Meter große, rothaarige und stets gut gelaunte Mann mit den langen, zum Schwimmen prädestinierten Armen und dem kräftigen Gebiss, das häufig zwischen dem roten Bart zum Vorschein kam, erinnerte Erlendur stark an einen Troll.
    »Ihr habt doch jetzt andere Taucher, die für euch arbeiten«, sagte er. »Wieso wendest du dich nicht an sie? Ich hab damit aufgehört, das weißt du.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte

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