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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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gab er sich selbst die Schuld an dem, was passiert war. Der Unfall war deswegen passiert, weil er angerufen hatte.
    Am Unfallort sah es grauenvoll aus. Das Auto der Frau war völlig zusammengedrückt worden. Der Jeep war nach dem Zusammenprall von der Straße abgekommen und hatte sich überschlagen. Der Fahrer des Jeeps hatte Kopfverletzungen und diverse Knochenbrüche davongetragen. Er war bewusstlos, als man ihn im Krankenwagen abtransportierte. Mutter und Tochter waren auf der Stelle tot gewesen. Sie mussten mit Schneidbrennern aus dem Wrack herausgeholt werden. Blut strömte über die Straße.
    Wie in solchen Fällen üblich, machte sich Sigurður Óli zusammen mit einem Pfarrer auf den Weg, um die Nachricht zu überbringen. Das Auto war auf den Namen des Mannes registriert gewesen. Er hatte angefangen, sich Sorgen zu machen, weil seine Frau und die Tochter so lange ausblieben, und er schrak zusammen, als Sigurður Óli und der Pastor vor seiner Tür standen. Als sie ihm mitgeteilt hatten, was passiert war, erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Ein Arzt musste geholt werden. Seitdem rief der Mann in regelmäßigen Abständen bei Sigurður Óli an, der völlig gegen seinen Willen zu so etwas wie einem Vertrauten für ihn geworden war.
    »Ich will so ein Heckmeck nicht«, stöhnte Sigurður Óli, »aber er lässt nicht locker, sondern ruft mitten in der Nacht an und lässt sich darüber aus, dass er sich umbringen will! Warum hat er sich nicht an diesen Pfaffen gehängt?«
    »Heckmeck?«, fragte Erlendur.
    »Ich will ihn nicht darin bestätigen, was er sagt und tut«, sagte Sigurður Óli. »Verstehst du kein Isländisch?«
    »Sag ihm, er soll sich an einen Psychiater wenden.«
    »Er ist in Behandlung bei einem.«
    »Man kann sich natürlich nicht wirklich in seine Situation versetzen«, sagte Erlendur. »Aber er muss sich einfach entsetzlich fühlen.«
    »Ja«, sagte Sigurður Óli.
    »Und er spielt mit Selbstmordgedanken?«
    »Davon redet er immer. Er ist bestimmt imstande, etwas Verrücktes zu tun. Ich habe bloß keine Lust, da mit drinzuhängen. Ich hab einfach keine Lust!«
    »Was sagt Bergþóra dazu?«
    »Sie glaubt, dass ich ihm irgendwie helfen könnte.«
    »Erdbeeren?«
    »Ich weiß. Das sag ich ihm doch die ganze Zeit. Das ist völlig absurd.«

Neun
    Erlendur hörte sich eine weitere Schilderung von dem spurlosen Verschwinden eines Menschen in den sechziger Jahren an. Sigurður Óli war mit dabei. Diesmal ging es um einen Mann Ende dreißig.
    Eine erste Analyse der Knochen hatte ergeben, dass der Mann im Kleifarvatn etwa 35 bis 40 Jahre alt gewesen war. Das Alter des russischen Geräts bot den Anhaltspunkt dafür, dass er irgendwann nach 1961 im See versenkt worden war. Man hatte den schwarzen Kasten, der unter dem Skelett gefunden worden war, gründlich untersucht. Es handelte sich um einen Abhörsender, der damals über Kurzwelle betrieben wurde und die Frequenzen abhören konnte, die in den sechziger Jahren von der nato verwendet worden waren. Das Produktionsjahr war 1961, die Zahlen waren sehr schlampig abgefeilt worden, und die Beschriftung, soweit man sie noch erkennen konnte, war zweifelsohne russisch.
    Erlendur hatte sich mit den Zeitungsartikeln befasst, die 1973 erschienen waren, nachdem man die russischen Apparate im Kleifarvatn gefunden hatte. Das meiste von dem, was Marian Briem ihm erzählt hatte, stimmte mit den Zeitungsberichten überein. Die Apparate waren in einer Tiefe von zehn Metern unweit der Geithöfði-Klippe gefunden worden, und das war ein ganzes Stück vom Fundort des Skeletts entfernt. Sigurður Óli und Elínborg wussten nichts von diesem alten Vorfall. Nachdem Erlendur sie darüber in Kenntnis gesetzt hatte, diskutierten sie, ob er in einem Zusammenhang mit dem Skelett im See stehen konnte. Für Elínborg schien das auf der Hand zu liegen. Falls die Polizei damals in weiterem Umkreis gesucht hätte, wäre man womöglich auf die Leiche gestoßen.
    Den Polizeiprotokollen von damals zufolge hatten die Taucher ausgesagt, dass ihnen eine Woche zuvor, als sie ebenfalls dort Tauchübungen gemacht hatten, auf dem Weg zum Kleifarvatn eine schwarze Limousine entgegengekommen sei. Sie hatten den Eindruck, es hätte sich dabei um irgendeinen Botschaftswagen gehandelt. Die sowjetische Botschaft verweigerte jegliche Auskunft in dieser Angelegenheit, und dasselbe galt für sämtliche anderen osteuropäischen Vertretungen in Reykjavík. Erlendur fand einen kurzen Bericht, in dem

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