Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
öffnete langsam die Augen und bemerkte Erlendur auf dem Sofa. Ihre Blicke trafen sich, und Marian nahm die Sauerstoffmaske ab.
    »Haben denn alle die verdammten Kommunisten vergessen?«, sagte Marian mit heiserer Stimme. Der Mund stand nach der Embolie etwas schief, und die Aussprache war undeutlicher.
    »Wie geht es dir?«, fragte Erlendur.
    Marian lächelte knapp. Oder vielleicht war es eine Grimasse.
    »Falls ich dieses Jahr über die Runden bringe, wäre es ein Wunder.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Wozu? Kannst du mir neue Lungen verschaffen?«
    »Krebs?«
    Marian nickte.
    »Du hast zu viel geraucht«, sagte Erlendur.
    »Was würde ich nicht für eine Zigarette geben.«
    Marian legte die Sauerstoffmaske wieder an und blickte gleichzeitig so erwartungsvoll auf Erlendur, als solle er jetzt die Zigarettenschachtel aus der Tasche ziehen. Erlendur schüttelte den Kopf. Der Fernseher in der Ecke lief, und die kranken Augen wanderten zum Bildschirm. Die Maske senkte sich wieder.
    »Wie kommst du mit deinem Skelett vorwärts? Haben denn wirklich schon alle die Kommunisten vergessen?«
    »Was redest du da dauernd von den Kommunisten?«
    »Dein Oberboss kam gestern zu Besuch, oder vielleicht wollte er sich ja auch nur von mir verabschieden. Diesen versnobten Angeber habe ich noch nie ausstehen können. Ich begreife nicht, warum du dich diesen Beförderungen verweigerst. Was steckt dahinter? Kannst du mir das sagen? Du hättest seit langem eine ruhige Kugel schieben können, und das bei doppelten Bezügen.«
    »Da steckt nichts dahinter«, sagte Erlendur.
    »Dem Kerl ist rausgerutscht, dass dieses Skelett an einen russischen Abhörsender angebunden war.«
    »Ja, wir glauben, dass es russisch ist, und wir glauben, dass es ein Sendegerät war.«
    »Gibst du mir eine Zigarette?«
    »Nein.«
    »Ich habe nicht mehr lange zu leben. Glaubst du, dass es jetzt noch eine Rolle spielt?«
    »Von mir kriegst du keine Zigarette. Hast du deswegen bei mir angerufen? Damit ich dir den letzten Rest geben soll? Warum bittest du mich nicht einfach, dir eine Kugel durch den Kopf zu jagen?«
    »Würdest du das für mich tun?«
    Erlendur musste lächeln, und auch Marian Briem schien sich für einen Augenblick zu amüsieren.
    »Das mit der Embolie ist viel schlimmer. Ich spreche wie jemand, der einen an der Waffel hat, und es fällt mir schwer, meine Bewegungen zu koordinieren.«
    »Was soll dieses Gerede über die Kommunisten?«, fragte Erlendur.
    »Es passierte, ein paar Jahre bevor du bei uns angefangen hast. Wann war das noch?«
    »1977«, sagte Erlendur.
    »Du hast mir damals erklärt, du würdest dich für solche Vermisstenfälle interessieren, daran erinnere ich mich«, sagte Marian Briem mit schmerzverzerrtem Gesicht. Marian legte die Sauerstoffmaske wieder an und schloss die Augen. Es verging geraume Zeit. Erlendur blickte sich um. Er fand, dass diese Wohnung auf unangenehme Weise an seine eigene erinnerte.
    »Soll ich Hilfe holen?«, fragte er. »Einen Arzt?«
    »Nein, bloß nicht«, sagte Marian und nahm die Maske herunter. »Du kannst mir gleich helfen, Kaffee für uns aufzusetzen. Ich muss mich aber erst wieder etwas berappeln. Du müsstest dich eigentlich daran erinnern, wie wir die Apparate damals gefunden haben.«
    »Was für Apparate?«
    »Im Kleifarvatn. Haben denn heutzutage wirklich alle ein so kurzes Gedächtnis?«
    Marian blickte ihn an und begann, mit schwacher Stimme von den Apparaten im Kleifarvatn zu erzählen, und plötzlich wusste Erlendur wieder, um was es ging. Er konnte sich allerdings nur dunkel an die Geschichte erinnern und hatte diese Ereignisse überhaupt nicht mit dem Skelett im See in Verbindung gebracht, obwohl er eigentlich sofort hätte schalten müssen.
    »Am 10. September 1973 klingelte bei der Polizei in Hafnarfjörður das Telefon. Zwei Froschmänner aus Reykjavík − so hat man früher die Taucher genannt«, sagte Marian Briem und grinste trotz der Schmerzen, »fanden bei einem Trainingstauchen im Kleifarvatn ganz durch Zufall eine Menge Apparate im See, die in zehn Meter Tiefe lagen. Es stellte sich heraus, dass die meisten russischer Herkunft waren, obwohl man versucht hatte, die russische Schrift abzuschleifen. Techniker vom Telefonamt wurden hinzugezogen, um die Apparate zu untersuchen, und kamen zu dem Ergebnis, dass es russische Funk-und Abhörgeräte waren. Es waren sehr viele Apparate«, sagte Marian Briem. »Aufnahmegeräte, Radioapparate, Abhörsender.«
    »Hast du damals

Weitere Kostenlose Bücher