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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Informationen zusammenzusuchen, aber es ist kein Problem.«
    »Dann machen wir das doch«, sagte der Staatssekretär.
    »Fand hier in Island während des Kalten Krieges Spionage statt?«, fragte Sigurður Óli.
    »Glaubt ihr, dass der Mann im See ein Spion gewesen ist?«, war die Gegenfrage des Staatssekretärs.
    »Wir können keine Einzelheiten der Ermittlung bekannt geben, aber es hat den Anschein, als hätten die Knochen schon vor 1970 im Wasser gelegen.«
    »Es wäre naiv, von etwas anderem auszugehen, als dass es hierzulande Spionage gegeben hat«, sagte der Staatssekretär. »Das war in allen Ländern rings um uns herum der Fall, und Island war strategisch gesehen enorm wichtig, viel wichtiger als heutzutage. Viele Länder hatten hier Botschaften, auch die Ostblockstaaten, und außerdem natürlich Großbritannien, die uSa und die Bundesrepublik.«
    »Wenn wir von Spionage reden«, warf Sigurður Óli ein, »was umfasst das eigentlich genau?«
    »Persönlich bin ich der Meinung, dass es in der Hauptsache darum ging, herauszufinden, was die anderen machten. In gewissen Fällen wurde versucht, Kontakte aufzubauen, das heißt, man bemühte sich, jemanden aus dem gegnerischen Lager auf seine Seite zu ziehen und dergleichen. Und dann ging es selbstverständlich um den Militärstützpunkt, den Umfang seiner Wirksamkeit und die militärischen Manöver. Ich gehe davon aus, dass es nur zu einem geringfügigen Teil Isländer betraf. Trotzdem ist bekannt, dass man versucht hat, sie zur Zusammenarbeit zu bewegen.«
    Der Staatssekretär sah nachdenklich aus.
    »Sucht ihr womöglich nach einem isländischen Spion?«
    »Nein«, sagte Sigurður Óli, obwohl er keine Ahnung hatte. »Hat es das tatsächlich gegeben? Isländische Spione? Ist das nicht völlig absurd?«
    »Ihr solltet vielleicht mit Ómar sprechen«, sagte der Staatssekretär.
    »Mit Ómar?«, fragte Elínborg.
    »Ómar war Staatssekretär, und zwar die längste Zeit während des Kalten Krieges. Er ist ziemlich alt, aber noch geistig voll auf der Höhe«, fügte er hinzu und tippte sich mit dem Zeigefinger an den Kopf. »Bei Betriebsfesten ist er immer noch munter dabei und eine richtige Stimmungskanone. Er kannte alle diese Typen in den Botschaften. Er könnte euch vielleicht weiterhelfen.«
    Sigurður Óli notierte sich den Namen.
    »Dabei ist es vielleicht nicht korrekt, von Botschaften zu sprechen«, sagte der Staatssekretär. »Einige von diesen Ländern hatten hier nur eine kleine Vertretung, eine Handelsvertretung oder ein Verbindungsbüro, wie immer man es nennen will.«

    Gegen zwölf trafen sie sich zu dritt in Erlendurs Büro. Erlendur hatte den Vormittag damit verbracht, den Bauern ausfindig zu machen, der auf den Mann im Ford Falcon gewartet und der Polizei gegenüber erklärt hatte, der Mann sei nie zur verabredeten Zeit bei ihm aufgetaucht. Sein Name stand im polizeilichen Protokoll. Erlendur hatte in Erfahrung gebracht, dass sein ehemaliger Landbesitz jetzt zum Teil als Bauland für den wachsenden Ort Mosfellsbær erschlossen worden war. Um 1980 hatte der Mann Hof und Grund verkauft und lebte jetzt in einem Altersheim in Reykjavík.
    Erlendur war mit einem Mitarbeiter der Spurensicherung und den entsprechenden Geräten zu der Garage gefahren, in der der Falcon stand, und ließ ihn jedes Staubkörnchen aufsaugen und nach Blutflecken suchen.
    »Das ist wohl mal wieder eins von deinen Spielchen«, sagte Sigurður Óli und biss in ein längliches Sandwich. Er kaute rasch, weil ihm augenscheinlich noch mehr auf der Seele lag, was er loswerden musste, und kämpfte damit, den letzten Bissen hinunterzuschlucken. »Wieso verschwendest du deine Zeit damit, diesen Mann ausfindig zu machen?«, fuhr er fort. »Willst du diesen Fall wieder aufrollen? Meinst du nicht, dass wir wichtigere Dinge zu tun haben, als hinter irgendwelchen verschollenen Personen von anno dazumal her zu sein? Es gibt jede Menge wichtigere Dinge zu tun.«
    Erlendur schaute Sigurður Óli durchdringend an.
    »Eine junge Frau«, erklärte er, »steht vor einem Milchladen, in dem sie arbeitet, und wartet auf ihren Liebsten. Er kommt nicht. Sie wollen heiraten. Haben eine nette Wohnung gefunden. Die Zukunft sieht rosig aus, wie es so schön heißt. Es deutet alles darauf hin, dass sie glücklich bis an ihr Ende leben können.«
    Sigurður Óli und Elínborg schwiegen.
    »Nichts in ihrem Leben deutet darauf hin, dass etwas nicht in Ordnung ist«, fuhr Erlendur fort. »Er will sie von der Arbeit

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