Käpt'n Silberbart und seine einzigartige Mannschaft (German Edition)
feststellen müssten, dass ihr Geschenk für die Inselbewohner völlig wertlos war. Sie wussten mit dem glitzernden Zeug, das man nicht essen konnte, überhaupt nichts anzufangen. Nutzlos lag es herum und nur die Kinder spielten manchmal damit. Erst eine ganze Zeit später, nachdem sie bereits länger auf der Insel gelebt hatten, würden sie das verstehen.
Ganz anders als in ihrer Heimat England war es hier auf der Insel nicht wichtig, Gold oder Silber zu besitzen. Hier waren nur Dinge von Bedeutung, die man zum Leben benötigte. Jeder im Dorf leistete seinen Beitrag. Genau wie an Bord der Seeschwalbe , so waren auch hier die Arbeiten gerecht auf alle verteilt.
Es war für Käpt’n Silberbart und seine Männer von Anfang an selbstverständlich, dass sie bei der Erledigung der verschiedenen Arbeiten mithalfen, auch wenn keiner sie jemals dazu aufgefordert hatte. Genauso selbstverständlich teilten die Insulaner alles mit ihnen.
Lulatsch freute sich, wenn er mit zur Jagd konnte. Bei seiner Schnelligkeit entwischte ihm selten einmal eine Beute. Einauge dolmetschte, brachte seinen Freunden die Sprache der Inselbewohner bei und unterrichtete die Insulaner in seiner Sprache. Von Tag zu Tag klappte die Verständigung untereinander besser.
Wie immer hatte Hinkebein einige Ideen, die allen das Leben leichter machten. Gemeinsam mit den Dorfbewohnern baute er eine Wasserleitung, damit niemand mehr das Wasser vom Fluss bis zum Dorf tragen musste.
Käpt’n Silberbart und er planten außerdem kleine stabile Boote, die sie dann mit den anderen zusammenbauten. Bislang fischten die Bewohner sehr geschickt mit einem Speer im Fluss. Mit Booten und Netzen auf dem Meer zu fischen, war für sie ganz neu, aber sie lernten es schnell. Es gab sehr viel leckeren Fisch, und Klops wusste genau, wie man ihn köstlich zubereitete. Auch bei allen anderen schweren Arbeiten war Klops zur Stelle. Für ihn war es kein Problem, selbst die dicksten Bäume zu fällen und zu transportieren. Langeweile kannten sie nicht mehr. Jeder hatte eigentlich immer etwas zu tun.
Für den Käpt’n und seine Männer gab es so manches Neue, was sie von den Inselbewohnern erlernen konnten.
Vom ersten Tag an liebten alle Kinder des Dorfes den silbergrauen Bart des Kapitäns. Ständig rannten sie ihm hinterher. Nur gut, dass ihn so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte! Der Käpt’n hatte die Kinder sofort ins Herz geschlossen. Für ihn war es das Schönste, dass er ihnen jeden Abend eine Gutenachtgeschichte erzählen konnte. Danach schliefen sie meist sofort glücklich und zufrieden ein! Das war für den Käpt’n schon nach kurzer Zeit zur wichtigsten Aufgabe des Tages geworden.
Diese Art zu leben machte sie alle so zufrieden und glücklich, dass sie darüber die Zeit völlig vergaßen. Als sie eines Abends am Feuer saßen, mussten sie überrascht feststellen, dass sie bereits länger als ein Jahr auf der Insel lebten. Keiner von ihnen wollte zurück nach England. Auch der Schatz war jetzt gar nicht mehr wichtig.
„Eigentlich war die ganze Suche nach dem Schatz und alle Mühen und Gefahren, die wir auf uns nehmen mussten, völlig unnötig“, meinte Käpt’n Silberbart. „Man muss nicht reich sein, um glücklich leben zu können.“
Hinkebein musste ihm da jedoch widersprechen.
„Von wegen nicht notwendig! Ohne Schatzsuche wären wir nie Freunde geworden und auch nie in diesem Paradies gelandet!“
Da konnten alle nur zustimmen.
Und so gingen sie, wie an jedem Abend, müde, aber zufrieden in ihre Hütten, um friedlich und gut zu schlafen.
Ob sie für immer auf St. Lucia geblieben sind...? Wer weiß das schon!
Das wird das Schicksal entscheiden.
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