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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Heini sie mit Käsestückchen fütterte, stellte sie das Lärmen ein und gab sich genüßlich dem Fressen hin.
    Käpten Snieders schlürfte bedächtig den Grog und zog bewundernd die Mundwinkel herab.
    „Donnerwetter, Donnerwetter“, sagte er, „das läßt sich trinken!“
    „Darf ich auch mal ’nen ßluck probieren?“ fragte Rudi vorsichtig. „Nee, das ist nichts für Schiffsjungen“, antwortete Käpten Snieders. „Wenn du Leichtmatrose geworden bist, darfst du mal wieder anfragen.“
    Er stellte das leere Glas aufs Pult und setzte sich auf seinen Stuhl. „Also“, begann er, „in Abänderung des Programms hört ihr heute die unglaubliche, aber wahre Geschichte von der Fahrt dreier Floßschiffer von Ritzenfleth nach Wilhelmshaven durch Nacht und Nebel, durch Sonne und Wasser und unter Zuhilfenahme von Milch und Eiern und einer ganzen Portion Glück.“
     

Kochfisch am Äquator
     
    Zwei Wochen später bekam Walter Reiners einen Brief von der Schulbehörde in Oldenburg. Er las ihn und machte sich dann auf den Weg zu Käpten Snieders. Der saß in der milden Herbstsonne auf seiner Bank auf dem Deich und schaute nach den Schiffen aus.
    „Hallo, da kommt ja wieder mal unser hochverehrter Herr Bürgermeister zu Besuch“, empfing er ihn. „Nimm Platz, du machst ja ein Gesicht, als ob du in der Lotterie gewonnen hättest.“ Walter Reiners setzte sich, japste ein paarmal nach Luft und hielt dabei dem Kapitän den Brief hin.
    „Hier“, sagte er, „lies mal, der kam heute aus Oldenburg.“ Käpten Snieders nahm das Schreiben und las es langsam durch. Als er fertig war damit, ließ er es sinken und blickte lauernd an dem Bürgermeister hoch.
    „Da bist du wohl sehr froh drüber?“ fragte er leise.
    „Ja“, antwortete der, „natürlich. Für dich freue ich mich. Du hast dich nun lange genug geplagt und hast es verdient, daß ein junger Lehrer dich ablöst und den Unterricht übernimmt, bis Heinecke wieder da ist. Schließlich bist du nicht mehr der Jüngste. Und wie sehr einem die Kinder auf die Nerven gehen können, na, das weiß ich selbst. Wenn es dir recht ist, schreib’ ich sofort einen Antwortbrief, dann haben wir in drei Tagen den jungen Mann hier.“
    Käpten Snieders zündete sich ganz langsam seine Pfeife an. Zweimal stopfte er den Tabak daneben, weil seine Hände zitterten. Der Bürgermeister sah es und dachte, er ist ein alter Mann, es wird höchste Zeit, daß er das Unterrichten sein läßt. Endlich brannte die Pfeife. Käpten Snieders sog heftig daran, blies dicke Wolken in die Luft und sagte dann: „Tja, wenn du meinst, dann laß man den Ersatzmann kommen. Aber warte mit deinem Brief noch einen Tag. Ich fände es schön, wenn du morgen früh in der Schule den Kindern die freudige Botschaft selbst verkündetest.“ Damit war der Bürgermeister einverstanden. Er steckte den Brief wieder ein und stieg die Deichtreppe hinunter.
    Käpten Snieders blieb bis zur Dämmerung auf dem Deich und rauchte eine Pfeife nach der anderen. Aber auch bei der siebten hatte er noch Mühe mit dem Stopfen, seine Hände waren noch nicht ruhig.
    Am nächsten Tag ließ er wie stets die Kinder erst zwei Stunden lang rechnen und schreiben. Dann machte er wieder Erdkunde mit ihnen.
    Heini Brackwede schaukelte leicht in seiner Hängematte. Minna saß auf seinem Finger und war mit Käserinden beschäftigt. Lott lag darunter und schnappte hin und wieder einen Brocken, der herabfiel. Die ganz Kleinen hockten auf ihren Kissen und Kartons und blätterten in Bilderbüchern, und der Knastermaat steckte die Pfeife in Brand.
    Der Kapitän hatte auf seinem Stuhl Platz genommen und begann nun seine Reiseschilderung.
    „Das war damals, als ich noch Bootsmann war und auf der Brigg Jungfrau von Blumenthal 4 fuhr“, sagte er. „Wir kamen aus Australien mit Wolle für die Kämmerei und waren ganz vergnügt, denn das Wetter war gut und die See ruhig. Gemächlich schipperten wir im Südostpassat durch den Indischen Ozean, rauchten unsere Pfeifen und spuckten nach den fliegenden Fischen, wenn sie über das Vorschiff sausten. Keiner dachte an etwas Böses. Auf einmal wird das Meer unruhig. Es fängt an zu brodeln und zu dampfen. Wolken steigen auf, Blasen zerplatzen knallend, und die Luft wird heiß und feucht wie in einer Waschküche. Schorse Schmidt, der als Zimmermann fuhr und sehr leichtsinnig war, beugt sich über die Reling und kriegt einen Plantsch Wasser ins Gesicht, daß wir alle lachen müssen. Aber gleich sind wir wieder

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