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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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nicht auf den Kopf gefallen, aber sie brauchen dennoch unbedingt einen Lehrer. Von der Feldarbeit hat noch niemand gelernt, wo Grönland liegt und wer Amerika entdeckt hat.“
    „So, meinst du?“ brummte Käpten Snieders. „Aber woher sollen wir einen Lehrer nehmen?“
    „Ich wüßte schon, woher“, sagte der Bürgermeister mit einem eigenartigen Unterton in der Stimme. „Aus Ritzenfleth! Da wohnt einer, der sehr viel Zeit hat, ein erfahrener, fähiger Mann.“
    „An wen denkst du?“ fragte Snieders verblüfft. „Ich kenne hier niemanden, der auch nur für eine Stunde den Schulmeister spielen könnte!“     i
    „O doch, du kennst ihn sogar sehr gut“, sagte Walter Reiners, „du bist es nämlich selbst!“
    , Dem alten Kapitän fiel fast die Pfeife aus dem Mund. Er starrte seinen Banknachbarn an, als ob der gesagt hätte, die Weser wäre leergelaufen.
    „Chotz verdoli, Walter Reiners“, schrie er, „du bist doch wohl nicht vom Mast gefallen, was?“
    „Nein“, antwortete der Bürgermeister, „es geht mir gut, und ich meine es ganz ernst. Du bist der einzige Mensch, der in Ritzenfleth für eine Weile Schule halten kann.“
    „Der Kerl hat den Verstand verloren“, sagte Snieders leise und ängstlich, „der ist total plemplem.“
    Walter Reiners ließ sich dadurch aber nicht aus der Fassung bringen, er wußte, was er wollte.
    „Wer sein Kapitänsexamen gemacht hat“, sagte er unbeirrt, „kann lesen und schreiben und ist auch sonst nicht dumm. Gibst du das zu?“
    „Das schon, das schon“, sagte Snieders, „aber...“
    Weiter kam er jedoch nicht, denn schon fuhr der Bürgermeister fort: „Wer jahrelang auf vielen Schiffen durch die Welt gefahren ist, mehr als zwölfmal um die Erde, der kennt sich aus in allen Himmelsrichtungen. Der kann von Kalkutta genausoviel erzählen wie von San Francisco und Bremerhaven. Oder etwa nicht?“
    „Jaja, jaja“, brummte Käpten Snieders. „Natürlich hat man was gesehen als Fahrensmann.“
    „Na also“, sagte Reiners, „und das, was man gesehen und erlebt hat, gibt man an die Kinder weiter. Das ist ein lebendiger und unnachahmlicher Erdkundeunterricht.“
    Käpten Snieders kraulte sich den Bart.
    „Aber ich kann doch nicht nur Erdkunde unterrichten. Es gibt doch auch noch andere Fächer, Singen zum Beispiel und Aufsatz!“
    „Na und?“ machte der Bürgermeister mit einem Gesicht, als hätte er schon jahrelang vor einer Klasse gestanden. „Ein paar Seemannslieder wirst du singen können. Und Aufsatz, das ist doch ganz einfach. Du läßt die Kinder das aufschreiben, was du ihnen vorher erzählt hast, und dann setzt du unter den besten Aufsatz eine Eins und unter den schlechtesten eine Sechs. Das ist alles.“
    „Hm“, machte Käpten Snieders, „das hört sich ja ganz simpel an. Aber mit der Biologie, Walter Reiners, komm’ ich bestimmt nicht zurecht.“
    „Wieviel Beine hat ein Wal?“ fragte der Bürgermeister statt einer Antwort.
    „Du oller Döskopp“, grollte der Alte, „jeder Schiffsjunge weiß, daß ein Wal keine Beine, sondern Flossen hat.“
    „Siehst du“, sagte Reiners ruhig, „das ist Biologie. So einfach ist das Unterrichten.“
    Käpten Snieders hatte aber noch Einwände.
    „Rechnen war immer meine schwache Seite“, sagte er.
    „Eine Flasche Jamaika-Rum kostet sieben Mark sechzig“, ließ sich der Bürgermeister unbeirrt vernehmen, „ich geb’ dir vierzig Mark. Wieviel Flaschen kannst du dir dafür kaufen?“
    „Na, fünf natürlich, und noch einen ordentlichen Schluck aus der sechsten dazu.“
    „Stimmt!“ sagte Walter Reiners. „Du bist engagiert.“
    „Ja, darf man denn mit Rumbuddels rechnen? Ich meine, weil das doch noch Kinder sind?“
    „Ein Kapitän darf das“, erklärte der Bürgermeister, weil er als einziger weiß, daß manchmal ein Buddel Rum das Beste ist, was man am Leben hat. Und übrigens wollen wir das mal nicht so genau nehmen. Ob alles ganz richtig ist, was du da machst, oder nicht, ist nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, daß die Kinder unter Aufsicht sind und nicht den ganzen Tag auf der Straße herumlungern. Erzähle ihnen was, mach ein bißchen Spaß, unterhalte sie. Hier wird nicht mit der Goldwaage gewogen.“
    Käpten Snieders klopfte seine Pfeife am Absatz aus und dachte nach, gründlich und lange. Schließlich sagte er: „Wenn ich dir damit einen Gefallen tun kann, bin ich bereit.“
    „Käpten Snieders“, antwortete der Bürgermeister bewegt, „dafür wird dir die Gemeinde ein

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