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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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machten uns daran, ihn zu essen. Er schmeckte ausgezeichnet, war allerdings so weich gekocht, daß wir ihn nur mit dem Löffel fassen konnten. Als wir satt waren, hörte der Regen auf. Die See hatte wieder die normale Temperatur von dreißig Grad, das Gebiet des kochenden Wassers lag hinter uns.
    Vier Monate später erfuhren wir in Vegesack, warum das Wasser so heiß gewesen war, wir lasen es schwarz auf weiß in der Norddeutschen Volkzeitung 1 : Ein unterseeischer Vulkan war ausgebrochen und hatte seine ganze heiße Glut in den Ozean gespuckt.“
    Käpten Snieders sog heftig an seiner Pfeife, aber sie brannte nicht mehr.
    „Nun seht euch das an, Kinder“, schimpfte er, „sogar die Pfeife ist mir bei dem starken Regen ausgegangen. Komm, Knastermaat, steck sie mir wieder in Brand!“
     

Lehrer unerwünscht
     
    In dem Augenblick, als Kluten Neumann die Pfeife in den Mund nahm und sie anrauchte, öffnete sich die Tür. Walter Reiners stand da, nickte einmal und stiefelte über das Deck nach vorn zur Kommandobrücke. Dort wandte er sich um und wünschte allen einen guten Morgen.
    Die Kinder antworteten nicht sehr freudig, denn sie spürten, daß der Bürgermeister nicht ohne Grund zu ihnen kam. Nun fing er auch schon an zu sprechen.
    „Meine lieben Kinder“, sagte er, „ich habe euch etwas Amtliches mitzuteilen. Hier in diesem Brief, den ich gestern aus Oldenburg bekam, steht, daß ihr sofort wieder einen richtigen Lehrer bekommen könnt, einen jungen. Was sagt ihr dazu?“

    Rudi Turka gab als erster von sich, was er davon hielt.
    „Wir brauchen doch keinen neuen Lehrer, Menß“, rief er. „Wir haben doch Käpten ßniederß. Und ßo gut wie der ißt ßobießo keiner.“
    „Aber Käpten Snieders ist ein alter Mann“, sagte der Bürgermeister, „er muß doch mal seine Ruhe haben. Ihr könnt nicht verlangen, daß er sich in seinem Alter noch mit so vielen Kindern herumärgert.“
    „Herumärgert?“ fragte der Kapitän. „Wer hat dir erzählt, daß ich mich ärgere?“
    „Na, ich denke doch, daß man ohne Ärger gar nicht unterrichten kann.“
    „Hast du schon mal unterrichtet?“
    „Nein, das nicht, aber was man so hört...“
    „Jaja“, sagte der alte Kaptän gedehnt, „was man so hört! Kann schon sein, daß man sich ärgert, wenn man unterrichtet. Aber ich bin nicht man. Bei mir gibt es keinen Ärger, kein bißchen. Da mußt du dir schon einen andern Grund einfallen lassen, Bürgermeister.“
    Walter Reiners sah den Kapitän erstaunt an. Dann wandte er sich wieder an die Kinder.
    „Ich weiß, Kinder, daß ihr Käpten Snieders sehr gern habt und noch weiter bei ihm lernen möchtet, aber ihr dürft dabei nicht nur an euch denken. Wenn er sich schon nicht ärgert, so strengt ihn der Unterricht doch sehr an, und das ist in seinem Alter...“
    „Was du nur immer mit meinem Alter hast“, unterbrach ihn der Kapitän. „Ich war noch nie so jung wie heute.“
    Der Bürgermeister wußte nun nicht mehr weiter.
    „Ja, willst du denn noch länger Schule halten?“ fragte er verwirrt.
    „Ja, bitte, bitte! Käpten Snieders“, schrien die Kinder.
    „Tja“, sagte der alte Mann gedehnt, „an mir soll’s nicht liegen. Wenn ihr wollt, bleibe ich gern noch ein paar Wochen.“
    Da fingen die Kinder an, mit den Füßen zu trampeln, daß es nur so dröhnte und Minna wie ein wilder Brummer kreuz und quer durch die Klasse flog. Lott bellte, daß die Scheiben klirrten, und die Bilder an der Wand schaukelten.
    Der Bürgermeister hob Schultern und Arme und war ratlos. Als der Lärm verebbte, sagte er: „Meinetwegen behaltet euren Käpten Snieders. Ich will ihn euch doch nicht wegnehmen!“
    Damit ging er, von dem Gejohle der Kinder hinausgeleitet. In der Tür blieb er noch einmal stehen, schüttelte den Kopf und sagte: „Das wird ja ein schönes Theater geben, wenn Herr Heinecke wieder gesund ist, au Backe!“
    Aber Herr Heinecke war noch nicht gesund, noch lange nicht. Die Grippe, ja, die hatte er überstanden und die doppelseitige Lungenentzündung auch, aber jetzt nutzte er die günstige Gelegenheit und ließ sich seine verrutschten Bandscheiben herausnehmen. Dazu fuhr er nach Osterholz-Tenever in die Nervenklinik. Er hatte von Walter Reiners gehört, wie gut er durch den alten Kapitän vertreten wurde, und beruhigte damit sein Gewissen. Also konnte Käpten Snieders seinen einmaligen Unterricht noch eine Weile fortsetzen.
    Seine Assistenten halfen ihm nach Kräften.
    Das Krähennestkommando entwickelte eine

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