Kaetzchen mit Koepfchen
kommen könnte.
Ein Merkmal kätzischer Intelligenz ist, dass Katzen oft einen Moment brauchen, bis man ihnen einen Lernerfolg ansieht. Sie werden nicht kontinuierlich besser und besser, sondern es erscheint in Tests oft so, als würden sie eine Aufgabe nie lernen. Dann plötzlich kommt der Augenblick, ab dem es so erscheint, als ob sie noch nie etwas anderes getan hätten. Bricht man den Versuch also zu früh ab, wird man die Katze für wenig intelligent halten und ihr damit nicht annähernd gerecht werden.
Haben die Versuchskatzen einen Mechanismus einmal begriffen, so können sie das Erlernte sehr zuverlässig abrufen. (Foto: Tierfotoagentur/Ramona Richter)
Schon der berühmte amerikanische Forscher Edward Lee Thorndike hat das in seinen „Puzzle-Boxen“ beobachtet. Er nutzte für seine Untersuchungen Käfige, deren Türen die Katzen durch das Betätigen verschiedener Zugmechanismen öffnen konnten. Die Testkatzen machten in seinen Versuchen zunächst erschreckend viele Fehler, es erschien, als würden sie die Funktionsweise überhaupt nicht durchschauen. Doch nach einigen Wiederholungen sank die Fehlerquote urplötzlich nahezu auf Null und alle vierbeinigen Versuchsteilnehmer hatten wie selbstverständlich die knifflige Aufgabenstellung gemeistert.
Genie mit Schnurrhaaren
Die kognitiven Fähigkeiten der Katze
Katzen haben ihre ganz eigenwillige Art, sich mit der Welt um sie herum auseinanderzusetzen. Sie lernen nur dann, wenn sie selbst es für lohnenswert erachten. Wenn sie sich dann aber entschließen, ihre schlauen Köpfchen zu verwenden, ist es erstaunlich, was alles dabei herauskommen kann. So mancher Katzenbesitzer klagt darüber, dass seine Katze ihm wieder einmal mental ein paar Schritte voraus ist und erneut einen Weg ins kuschelige Ehebett gefunden hat, das eigentlich tabu ist. Wir können unseren Katzen nur dann geistig gewachsen sein, wenn wir uns näher mit ihrer Art der Wahrnehmung beschäftigen. Insbesondere die Erkenntnisse aus der modernen Verhaltensforschung helfen uns zu erkennen, wie gewitzt unsere Stubentiger uns tagtäglich austricksen und manipulieren.
Was ihre Welt zusammenhält
Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass Katzen weniger intelligent als Hunde seien, da sie ja weder als Begleittiere für Blinde eingesetzt werden noch verschüttete Personen aufspüren oder beim Zoll genutzt werden. Diese Aufgabengebiete besitzen für unsere schnurrigen Individualisten nur wenig Reizvolles und so überlassen sie diesen „Arbeitsmarkt“ lieber ihren hündischen Kollegen.
Die Katze ist von Natur aus nicht weniger intelligent, sondern sie erscheint uns manchmal nur weniger kooperativ als der Hund. Für den Hund stellt häufig schon das Beisammensein mit seinem Menschen einen großen Anreiz zur Mitarbeit dar. Die Katze ist hingegen fakultativ sozial, das heißt, sie kann sehr soziale, liebevolle Phasen haben, sie ist aber nicht auf den ständigen Kontakt zu anderen angewiesen. In der Natur kann sie ihre Beutetiere allein erlegen, sie benötigt dazu nicht die Kooperation mit Artgenossen. Katzen sind an sozialem Status nicht interessiert. Sie sehen sich sowieso als den Mittelpunkt der Welt und lassen den anderen so sein, wie er will.
Um eine Katze zu trainieren, muss man herausfinden, was sie motiviert – und das ist nicht immer einfach. Während bei Hunden oft schon das Hochhalten ihres Lieblingsballs zu wahrer Ekstase führt, kann es bei der Katze sein, dass sie sich gerade einmal zu einem Blinzeln hinreißen lässt, wenn für sie vielleicht gerade nicht der passende Moment für sportliche Betätigung ist. Studien haben gezeigt, dass Katzen zum Beispiel abwägen können, wie hoch die Anstrengung für das Erlangen einer angestrebten Beute ist. Ist es also aussichtslos, eine bestimmte Maus zu verfolgen, gebietet die Katzenlogik, sich lieber nach einer anderen umzuschauen, statt weiter kostbare Kräfte zu verschwenden.
(Foto: Ulrike Schanz)
Zur Katzenlogik gehört auch, dass man seinen Erfolgsprinzipien immer treu bleibt: „Never change a yummy system“. Was einmal super funktioniert hat, wird sehr lange weiter so gehandhabt. Das mussten viele unwissende Menschen leidvoll lernen, nachdem ihre Katze sie zum Beispiel durch das Kratzen an der Tür dazu aufgefordert hat, diese zu öffnen. Hat der Katze das Ergebnis dieser Aktion – das Hinauslassen in die Freiheit – gefallen, so wird schon dieser eine Moment ausreichen, damit die Katze eine neue Strategie stabil erlernt hat.
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