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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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zufallen, falls ich ihn eines Tages – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr als Anteilseigner in der Mühle haben möchte. Henry, der Daddys Schwester geheiratet hat, behält seinen Anteil natürlich.«
    »Heißt das, du willst Jones feuern?«
    »Nein. Im Gegenteil, die meisten Anteile will ich ihm sogar lassen. Weniger als vorher, aber immer noch einen Großteil. Das hat er verdient.«
    Sunset nickte, war sich allerdings nicht ganz sicher, worauf Marilyn hinaus wollte und warum sie ihr Dinge erzählte, die sie längst wusste. Und selbst bei denen, die sie noch nicht wusste, fragte sie sich das. Sie konnte ihre Schwiegermutter kaum anschauen, ohne dass ihr die Tränen in die Augen stiegen.
    »Ich habe Jones kennengelernt, als wir von Arkansas hier runter gezogen sind. Im Grunde war ich noch ein Kind, aber er bestand darauf zu heiraten. Wollte unbedingt in eine reiche Familie einheiraten. Meine war durch die Mühle zu Geld gekommen. Ich glaube, ich habe damals schon gewusst, dass er mich wegen dem Geld heiraten wollte, aber es war mir egal. Ich habe geglaubt, er sei ein anständiger Mann. Aber das war er nicht. Er hat mich geschlagen. Dir muss ich ja nicht erzählen, wie das ist. Ich wollte, dass unsere Ehe gut wird. Es hieß immer, es läge an der Frau, ob eine Ehe gut wird. Egal, mit wie viel Huren sich dein Mann einlässt, ob er dich schlägt oder dich beschimpft, ganz egal, du bist dafür zuständig, dass die Ehe gut wird, vor allem wegen den Kindern. Pete ist damit aufgewachsen, dass sein Vater mit mir in einem Ton geredet hat, den man nicht mal einem Hund gegenüber anschlägt, und er hat miterlebt, wie sein Vater mich ›korrigiert‹ hat, wie Jones das gern zu nennen pflegte.«
    »So hat Pete das bei mir auch genannt«, erwiderte Sunset.
    »Ich habe es mir gefallen lassen, weil ich eine gute Ehe führen wollte. Und dadurch habe ich meinem Sohn beigebracht, sich wie sein Vater zu verhalten. Sein Vater hat auch gute Seiten. Er hat immer hart gearbeitet, sich nie zurückgelehnt und von meinem Geld gelebt. Was ihm gefiel, war die Stellung, die er in der Mühle bekam. Die bedeutete ihm alles. Einflussreicher Mann, großes Haus, verantwortungsvolle Arbeit. Eine Frau, die weiß, wo ihr Platz ist, und ein guter, kräftiger Sohn, der sich von niemandem etwas gefallen lässt. Jones hatte noch andere gute Seiten. Er hat Pete immer gut behandelt. An ihm hat er es nie ausgelassen, wenn er wütend war, nur an mir. Jones war stark, und als ich noch jünger war, hat mich das beeindruckt. Ein kräftiger Mann. Später, als er mich festgehalten und mit mir gemacht hat, was er wollte, war ich nicht mehr so stolz auf seine Kraft. Aber es gab Zeiten, da habe ich ihn geliebt.«
    »Es gab auch Zeiten, da habe ich Pete geliebt.«
    »Ich weiß. Das Leuchten in deinen Augen war nicht zu übersehen.«
    »Manchmal war er nett zu mir. Wenn er nicht gerade sauer war, konnte er richtig witzig sein, und er hatte eine schöne Stimme. Zu Karen war er gut, und sie hat ebenfalls eine schöne Stimme. Er hat ihr beigebracht, wie man singt. Aber er hatte so seine Eigenheiten. Seine Macken.«
    Marilyn nickte. »Ich hatte gedacht, Pete sei anders als sein Vater, aber da habe ich mich wohl geirrt. Bei Jones gibt es noch eine Besonderheit: Er hat ein Gemächt wie ein Pferd. Aber das hat mir nie so richtig Vergnügen bereitet. Er ist immer nur auf mich draufgesprungen und hat es getan ... Du weißt schon. Und bevor ich wusste, was los war, hatte er schon sein ganzes Pulver verschossen.«
    Sunset errötete. Noch nie hatte sie eine Frau über so etwas reden hören, und ihre Schwiegermutter war die Letzte, von der sie das erwartet hätte. Na ja, dachte sie, wer A sagt, muss auch B sagen. Laut sagte sie: »Pete hatte das auch. Das mit dem Pferd. Und das mit dem Draufspringen. So richtig geliebt hat er mich nur ein einziges Mal. Und ich glaube, nur deshalb ist daraus Karen entstanden. Er wollte noch mehr Kinder, aber ich bin nie wieder schwanger geworden und wollte es auch gar nicht. Es hat sich angefühlt, als wäre ich für ihn nur eine Zuchtstute.«
    »Dass du nicht wieder schwanger geworden bist, ist ein Zeichen, dass Gott die Hand über gute Menschen hält.«
    Wenn Gott seine Hand über mich gehalten hätte, dachte Sunset, dann hätte er mich dieses Schwein Pete Jones gar nicht erst heiraten lassen. Und wenn Pete mich bestiegen hat, hätte Gott das sicher ein bisschen lustvoller gestalten können.
    Ihr fiel wieder ein, dass Pete jedes Mal,

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