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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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lass ich Flusswasser reinlaufen. Und dann tu ich viel trockenen Dung und Kompost drauf.«
    »Sieht wirklich gut aus. Zendo, das hier ist Sunset Jones. Sie ist jetzt der Constable für die Gegend hier.«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.«
    »Nein. Es stimmt.«
    »Mich laust der Affe. Sind Sie wirklich der Constable, Miss?«
    »Der bin ich.«
    »Sie machen sich über mich lustig.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Ich dachte, der Mr. Pete ist der Constable.«
    »Der ist tot.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Er war mein Mann.«
    »Dann tut mir das gleich noch mehr leid. Wie ist er denn gestorben – darf ich das fragen?«
    »Ich habe ihn erschossen.«
    »Im Ernst?«
    »Im Ernst.«
    »Er ist tot.«
    »Ja.«
    Karen drehte sich um und ging zum Pick-up zurück.
    »Wir bleiben nicht lange«, rief Sunset Karen hinterher.
    Karen gab keine Antwort. Sie ging einfach weiter.
    »Sie ist noch nicht über den Tod ihres Vaters hinweg.«
    »Das seh ich«, entgegnete Zendo. »Ja, Ma’am. Ich kann’s verstehen. Mr. Pete war ein guter Mensch.«
    »Nein, das war er nicht. Er war ein Arschloch, und ich bin froh, dass ich ihn erschossen habe.«
    »Haben Sie Arschloch gesagt?«
    »Genau. Ich bin sicher, du stimmst mir zu.«
    »Nun ja, Ma’am. Ich will mich nicht mit Ihnen streiten.«
    »Wir sind hier wegen der Angelegenheit, wegen der auch Pete hier war.«
    »Zwischen ihm und mir, da gab’s keine Angelegenheiten.«
    »Eine Leiche in einem Tongefäß.«
    »Ach ja. Das. Er hat gesagt, das wär keine große Sache.«
    »Ich habe den Bericht in seinen Akten gefunden. Erzähl mir doch mal, was aus dem Säugling geworden ist, oder ob du irgendeine Ahnung hast, wessen Kind es war.«
     
    Zendo berichtete ihnen in etwa das Gleiche, was Sunset bereits in der Akte gelesen hatte. Er hatte die Leiche in dem großen Tongefäß beim Pflügen entdeckt. Vermutlich hatte sie jemand am Abend vorher dort vergraben, und zwar ziemlich tief in der Erde. Aber er pflügte auch immer sehr tief, und die Spitze der Mittelschar hatte den Rand des Gefäßes zerbrochen.
    »Ich dachte, vielleicht ist das so’n Rothaut-Pott. Davon hab ich schon ne Menge gefunden. Aber es war keins. Ich hab reingeschaut, und da war ein Beutel aus Werg drin. Als ich ihn aufgemacht hab, hab ich einen Säugling gesehen, etwa so groß wie ein neugeborenes Kätzchen.«
    »Schwarz oder weiß?«
    »Konnte ich nicht erkennen. Er war ganz dreckig, und da war irgendein Zeug drin.«
    »Was für Zeug?«
    »Irgendwas Klebriges. Es war am Rand von dem Gefäß, und da ist dann die Erde festgeklebt. Der Säugling war ganz voll Erde. Wie wenn man ihn in was reingetunkt hätte. Ich dachte, es wär Melasse.«
    »Und? War es Melasse?«, fragte Sunset.
    »Erst hab ich’s gedacht, aber es hatte so einen komischen Geruch, und ich glaub, es war Öl vermischt mit Erde.«
    »Öl, wie man für Autos nimmt?«
    »Vielleicht. Ich hab nicht gewusst, was ich damit machen soll. Ich hab Angst gehabt, vielleicht wär der Säugling weiß, und dann würden die Weißen glauben, ich hätt ihn umgebracht, weil er war ja auf meinem Land. Also hab ich ihn im Wald versteckt.«
    »Hast du ihn begraben?«
    Zendo schüttelte den Kopf. »Bin nicht stolz drauf, dass ich’s nicht gemacht hab. Aber ich hab’s nicht gemacht. Mr. Pete hat das Gefäß gefunden. Er hat gewusst, dass daran meine Erde klebte. Hier hat sonst keiner so gute Erde. Nicht so, wie ich sie behandle. Ich hab gedacht, jetzt glaubt der sicher, ich war’s. Hat er aber nicht. Hat mich gar nicht so in die Mangel genommen. Er hat nicht mal gefragt, ob ich was drüber weiß. Er hat das arme Ding einfach drüben im Farbigenfriedhof begraben. Jedenfalls hat er das gesagt.«
    »Weißt du, ob es Pete selbst war, der das Gefäß gefunden hat?«
    »Er kam einfach damit zu mir. Ich nehm an, er hat es gefunden. Vielleicht war es auch wer anderes, und der hat es ihm erzählt, und irgendwie hat er gedacht, das muss von meinem Land kommen.«
    »Wo ist der Friedhof?«, fragte Sunset.
    »Clyde weiß das«, entgegnete Zendo.
    Clyde schüttelte den Kopf. »Ich wusste es mal. Aber in dem Teil des Walds bin ich seit Jahren nicht mehr gewesen. Zuletzt war ich da, als du und ich dort auf die Jagd gegangen sind, und das war – oh Mann, da waren wir noch Kinder.«
    »Aber wirklich«, entgegnete Zendo. »Damals waren wir beide gleich groß. Und jetzt bist du wie ein Baum und ich, ich bin wie ein Stumpf.« Zendo nahm einen Stock, zeichnete eine Karte in die Erde und machte ein X an

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