Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
Waschen und Hühner reden«, sagte Sunset, »dann ist diese Arbeit ja noch langweiliger, als ich gedacht hatte.«
    »Wir müssen da erst mal richtig reinkommen«, tröstete sie Clyde. »Man kann sich nicht so recht vorstellen, dass in Camp Rapture und Umgebung viel passiert. Tut es aber. Außerdem müssen Sie Sheriff Knowles drüben in Holiday helfen, falls er Sie braucht. Am Samstag kann es da abends schon mal hoch hergehen in den ganzen Spelunken und Bordellen und so.«
    »Ich soll Sheriff Knowles helfen? Ich dachte, wir verhaften bloß Hühnerdiebe und bringen Betrunkene zur Vernunft.«
    »Normalerweise braucht Knowles keine Hilfe. Er weiß, wo’s Ärger gibt und wer ihn macht. Er muss also nicht groß Ermittlungen anstellen. Aber manchmal ist so viel los, dass er nicht allein damit fertig wird. Vor allem jetzt, wo die ganzen Leute von den Ölfeldern daherkommen. Wussten Sie, dass es jetzt drüben in Holiday Filmvorführungen gibt?«
    »Kein Scheiß?«, fragte Hillbilly.
    »Kein Scheiß. Und nach dem Film kann man Geld gewinnen.«
    »Wie das?«
    »Da machen sie nen Wettbewerb. Man macht ne Zeichnung, und wenn man gewinnt, kriegt man Kohle. Manchmal kriegt man auch nur irgendwelche Teller.«
    »Kann man ihnen die zurückverkaufen?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht.«
    »Teller kann ich nicht brauchen.«
    »Erst mal musst du sie gewinnen.«
    Nachdem Sunset dem Wortwechsel eine Zeit lang zugehört hatte, sagte sie: »Wisst ihr, mit Filmen oder Zeichenwettbewerben oder Tellern kenne ich mich nicht aus. Aber ich dachte, ich wäre Constable von Camp Rapture und nicht von Holiday.«
    »Sind Sie auch«, antwortete Clyde. »Aber Sheriff Knowles hilft hier aus und Sie dort. So läuft’s.«
    »Aber das ist doch gar nicht mein Zuständigkeitsbereich.«
    »Camp Rapture ist auch nicht Knowles’ Zuständigkeitsbereich.«
    »Genau.«
    »Das kratzt aber keinen, weil keiner weiß, was Zuständigkeitsbereich bedeutet. Das können die doch nicht mal buchstabieren. Ehrlich gesagt kann ich das auch nicht. Die Hälfte der Farbigen hier hat das Wort noch nie gehört. Sie haben ne Polizeimarke. Sheriff Knowles hat ne Polizeimarke. Das ist alles. Sie sind das Gesetz, Constable Sunset.«
    »Dann bin ich ja beruhigt. Aber was mache ich, wenn er mich braucht und ich an jemanden gerate, der sich aufführt und sich nicht verhaften lassen will? Was dann?«
    »Dann appellieren wir an seinen gesunden Menschenverstand«, entgegnete Clyde, zog einen Totschläger unter seinem Hemd hervor und knallte ihn auf den Tisch. Es klang wie ein Schuss. Sunset und Hillbilly zuckten zusammen.
    »Verdammt, Clyde«, schimpfte Hillbilly. »Ich hätte mir fast in die Hose gemacht.«
    »Das kleine Kerlchen hier kann Leute wirklich überzeugen«, sagte Clyde und wedelte mit dem Totschläger herum. »Der lässt jeden Wirrkopf lammfromm werden, das könnt ihr mir glauben. Der bringt nen Bär dazu, dass er einem Blumen pflückt.«
    Sunset betrachtete den Totschläger. Er war etwa dreißig Zentimeter lang, ein zusammengenähtes Stück dicken, biegsamen Leders, das im Laufe der Zeit immer härter geworden war.
    »Wenn das nicht hilft, müssen Sie ihn überlisten«, fuhr Clyde fort.
    »Und wie?«
    »Sie nehmen die Waffe, die Sie da haben, heben sie so neben seinem Körper hoch, dass er sie nicht sehen kann, und dann knallen sie ihm den Lauf gegen die Stelle unter dem Ohr, wo das Kiefergelenk sitzt. Wenn Sie das machen, ist seine Frau längst wieder verheiratet und die Kinder erwachsen, bis er wieder aufwacht.«
    »Und wenn er sieht, wie ich die Waffe hebe?«
    »Dann sagen Sie zu ihm: ›Verdammt, die Frau da drüben hat sich ausgezogen.‹ Wenn er sich dann umdreht, donnern Sie ihm mit der ganzen Kraft Ihrer fünfzig Kilo oder was Sie so wiegen die Knarre gegen den Schädel. Einfach draufhauen, als wollten Sie nen Nagel in die Wand schlagen. Wird ihm nicht sonderlich gut tun, aber Ihnen schon. Wenn wir zu mehreren sind, und das sollten wir, weil man das bei der Polizei so macht, dann schlagen wir aus verschiedenen Richtungen auf ihn ein.«
    »Und wenn das nichts nützt?«
    »Dann erschießen wir ihn. Wenn man noch genug Zeit hat, zielt man aufs Bein. Wenn nicht, dann irgendwohin. Verdammt, Sie sind schließlich das Gesetz.«
    »Damit hätten wir die Verhaftungstechniken wohl geklärt«, sagte Sunset.
    »Einige«, entgegnete Clyde.
    »Hillbilly, hast du auch was dazu zu sagen?«, fragte Sunset.
    »Eigentlich nicht. Ich glaub übrigens, ich bin in was reingetreten. Ich geh mal

Weitere Kostenlose Bücher