Kahlschlag (German Edition)
raus und mach meine Stiefel sauber. Hinterher putze ich dann noch den Boden hier.« Er hob den Fuß und betrachtete die Sohle seines Stiefels. »Vermutlich Hundescheiße.«
»Dann bist du wohl unser neuer Spurensucher«, sagte Clyde. »So schnell wie du erkannt hast, was das für ne Scheiße ist.«
Hillbilly zog den Schuh aus und stand auf.
»Bevor du damit jetzt rausgehst«, sagte Sunset, »und glaub mir, ich will, dass du das tust, wollte ich euch beiden danken. Ich bin mir nicht sicher, wie weit ich mich auskenne. Eigentlich weiß ich überhaupt nichts. So gut wie nichts. Das eine oder andere habe ich gelegentlich von Pete aufgeschnappt. Aber ich werde das Ganze sehr ernst nehmen und mein Bestes geben.«
»Wenn ich das nicht wüsste, wär ich nicht hier«, entgegnete Clyde.
»Wieso macht ihr Jungs das eigentlich?«
»Ich spar auf eine Gitarre«, antwortete Hillbilly. »Das ist der einzige Grund. Abgesehen davon, dass ich nicht gern in dieser Scheißsägemühle arbeite.«
»Ich hab mir gedacht: Was soll’s. Lassen wir’s die Lady doch mal probieren. Außerdem arbeite ich auch nicht gern in der Sägemühle.«
Clyde verbrachte den Vormittag damit, mit seinem Werkzeug und mit Hillbillys widerwillig gewährter Hilfe ein Plumpsklo zu bauen. Sie benutzten dafür Holzbalken, die noch vom Haus übrig waren. Teilweise mussten sie auf Bäume klettern, um die Balken zu bergen. Clyde schien mit Werkzeug richtig gut umgehen zu können, und Hillbilly war ein ebenso guter Balkenhalter. Auf Clydes Bitte hin hatte er versucht, ein oder zwei Bretter festzunageln, aber das Ganze war so schief geworden – abgesehen davon, dass er sich mit dem Hammer auf den Daumennagel geschlagen hatte –, dass Clyde ihn zum Balkenhalter degradiert hatte.
Sunset, die den beiden zusah, während sie Wasser pumpte, fand Hillbilly irgendwie liebenswert, wie einen kleinen Jungen. Außerdem gelang es ihm immer noch, sauber und appetitlich auszusehen, und das, obwohl er völlig verschwitzt war. Clyde dagegen sah aus, als hätte ihn ein durchgegangenes Maultier durch einen Beerenschlag geschleift. Wenn er nicht gerade hämmerte und maß und sägte, strich er sich das feuchte schwarze Haar aus der Stirn und kratzte sich an Körperteilen, die besser dunklen Zimmern überlassen und auch sonst Privatangelegenheit blieben.
Kurz nach Mittag stand Karen, die den ganzen Vormittag im Bett verbracht hatte, auf. Sie beschwerte sich, dass sie bei dem ganzen Hämmern und Nägeleinschlagen nicht hätte schlafen können.
»Es ist schon fast eins«, entgegnete Sunset. »Normalerweise müsstest du schon längst was tun.«
»Normalerweise hätte ich auch noch einen Daddy.«
Dazu fiel Sunset nichts ein, und Karen wandte sich schmollend ab.
Um zwei Uhr war das Plumpsklo fertig. Clyde und Hillbilly setzten sich in den Schatten eines Baums. Sunset brachte Brötchen und setzte sich neben Hillbilly. Karen blieb im Zelt.
Als sie mit Essen fertig waren, sagte Clyde: »Ich glaub, mein Hintern wird als Erster über dem Donnerbalken hängen. Ich merk schon, wie’s kommt.«
»Musst du das unbedingt laut rausposaunen?«, beschwerte sich Hillbilly.
»Ist doch was ganz Natürliches«, entgegnete Clyde.
»Jungs«, sagte Sunset. »So interessant Clydes Toilettengewohnheiten auch sein mögen – ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, und ich glaube, wir sollten allmählich was tun für unser Geld.«
KAPITEL 9
Clyde kannte Zendo und wusste, wo er wohnte. Im Gegensatz zu vielen anderen Schwarzen hatte Zendo sein Land nicht gepachtet, sondern gekauft. Er hatte jahrelang in der Sägemühle gearbeitet und jeden Dollar, den er erübrigen konnte, zurückgelegt. Außerdem hatte er Land gepachtet gehabt, auf dem er nebenbei für den Eigenbedarf Getreide angebaut und die Überschüsse verkauft hatte. Sobald genügend Geld zusammengekommen war, hatte er zu einem überteuerten Preis – als Schwarzer war er nicht in der Position zu handeln – ein gutes Stück Schwemmland in der Nähe des Flusses gekauft, einen Großteil davon mithilfe von Axt, Maultier und seinem breiten Kreuz gerodet und dann Gemüse angebaut. Er legte Terrassen und ein Bewässerungssystem an, band die Tomatenpflanzen hoch und bekämpfte die Insekten.
Fünfzehn Jahre später war seine Farm, sehr zum Missfallen der meisten weißen Farmer, die ertragreichste im ganzen Bezirk.
Sunset, ihre Deputys und Karen holperten in Clydes Pick-up zu Zendos Farm hinaus. Zendos Haus war in besserem Zustand
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