Kahlschlag (German Edition)
vielleicht sowieso weitererzählt.
»Hallo Henry«, entgegnete Sunset. »Und Willie, wie ich sehe, haben Sie genau das getan, was ich Sie gebeten hatte, nicht zu tun.«
»Ich glaube, ich weiß, warum Sie nicht wollten, dass es bekannt wird«, sagte Willie.
»So?«
»Ich weiß, wer es ist.«
»Sagen Sie es mir.«
»Sie trug eine Halskette. Man konnte sie nicht sehen, weil sie in ihren verrotteten Körper hineingefallen war. Die Kette lag in ihrem Hals, wo noch fauliges Fleisch war. Ihr Name steht drauf.«
»Und?«
»Jimmie Jo French.«
»Mein Gott. Ich habe sie gekannt.«
»Das nehme ich doch an. Sie sind ja mal auf sie losgegangen.«
»Ich war sauer wegen ihr und Pete.«
»Ihr Tod hätte für Sie und Pete ganz schön was verändert, nicht wahr?«
»Pete ist ebenfalls tot, was für einen Unterschied hätte das also schon gemacht?«
»Vielleicht haben Sie damals geglaubt, es würde was ändern«, sagte Henry.
»Damals?«
»Sie ist schon eine Zeit lang tot. Wahrscheinlich wurde sie erst in Öl gelegt und dann begraben. Haben Sie das gemacht? Sie in dem Feld begraben?«
»Ich war wütend. Nicht durchgedreht.«
»Sunset, ich frage ja nur.«
»Klar tun Sie das.«
»Mama«, fragte Karen. »Wovon reden die?«
»Das erkläre ich dir später, Schatz«, antwortete Sunset und streichelte ihr den Arm.
»Jimmie Jo war schwanger«, sagte Willie. »Das Kind ist ihr herausgeschnitten worden. Nicht so, wie das ein Arzt machen würde. Jemand hat sie aufgeschlitzt und es ihr rausgerissen. Das lässt sich an dem Schnitt erkennen.«
»Mein Gott«, sagte Sunset.
»Missbrauchen Sie nicht den Namen des Herrn.«
»Willie, ich habe ›mein Gott‹ gesagt. Nicht ›zur Hölle mit Gott‹.«
»Jetzt reicht es aber.«
»Reden Sie weiter, Willie. Sie sind hierhergekommen, also reden Sie auch weiter. Sie und Henry, sagen Sie, was Sie zu sagen haben.«
Willie holte tief Luft. »Sie wurde mit einer Kugel aus einer .38er in den Hinterkopf getötet. Ich habe sie rausgeholt.«
»Die Waffe, die Sie da haben«, sagte Henry. »Das ist doch eine .38er, habe ich recht?«
»Wollen Sie behaupten, ich hätte sie umgebracht?«
»Ich sag nur, es könnte so aussehen.«
»Nur wenn Sie das unbedingt so sehen wollen, Henry. Warum sollte ich sie in Öl legen?«
»Um sie nicht verrotten zu lassen.«
»Und warum sollte ich das wollen?«
»Falls Sie die Leiche verstecken und erst später loswerden wollten.«
»Das ist doch lächerlich. Wenn ich sie einmal losgeworden bin, wieso sollte ich sie dann noch mal loswerden wollen? Und .38er gibt es zuhauf. Diese hier habe ich erst seit Petes Tod.«
»Das behaupten Sie«, entgegnete Henry. »Ich sage ja nicht, dass es nicht stimmt, aber ich sage, das sieht nicht gut aus, Sunset. Ich weiß nicht, ob wir es beweisen können, aber ich glaube, ich kann daraus eine handfeste Anklage machen, und wenn Sie nicht jede Menge Schwierigkeiten kriegen und vielleicht sogar im Gefängnis landen wollen, sollten Sie lieber zurücktreten und Ihre Arbeit einem Mann überlassen.«
»Jemandem, den Sie aussuchen?«
»Jemandem, den der Ältestenrat aussucht.«
»Verdammt«, entgegnete Sunset. »Sie sind doch der Ältestenrat.«
»Mama würde so was niemals tun«, sagte Karen.
»Hast du gedacht, sie würde deinen Papa erschießen?«, fragte Willie. »Hättest du dir das vorstellen können?«
Karen verstummte.
»Jetzt reicht es, Willie«, sagte Sunset.
»Selbst wenn Sie die Frau nicht umgebracht haben«, fuhr Henry fort, »läuft alles darauf hinaus, dass niemand bezeugen kann, dass die Geschichte mit Pete sich so abgespielt hat, wie Sie behaupten. Das ist nie polizeilich untersucht worden. Sie haben ihn einfach umgebracht und seine Arbeit übernommen. Und selbst wenn Sie Petes Freundin nicht umgebracht haben, sieht es schlecht aus. Und was ist mit dem Säugling geschehen? Eine rachsüchtige Frau würde vielleicht sogar so weit gehen, ihn einer Nebenbuhlerin rauszuschneiden.«
»Und jetzt machen Sie mit diesem Hillbilly rum«, fügte Willie hinzu. »Das sieht auch nicht gut aus. Ich habe vom Fenster aus gesehen, wie Sie ihn geküsst haben. Ich habe es gesehen.«
»Mama?«, sagte Karen fragend.
»Das war nichts«, entgegnete Sunset.
»Für mich sah es durchaus nach was aus«, widersprach Willie.
»Jetzt reicht’s. Sie haben meine Tochter durcheinandergebracht, und mich bringen Sie auch durcheinander, dabei ist das alles nur heiße Luft. Nichts als heiße Luft.«
Karen stürzte weinend ins
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