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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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einer.«
    »Nachher tut er dir noch weh.«
    »Er hat mir die Waffe abgenommen und sie mir dann zurückgegeben, also hat er vermutlich nicht vor, mir wehzutun. Bring uns zwei Stühle raus, damit wir uns ein bisschen hinsetzen können, und geh dann wieder ins Zelt.«
    »Ich habe Angst, wenn dieser Riese hier rumläuft.«
    »Da drüben liegt eine Schrotflinte. Die hat Clyde dagelassen. Setz dich daneben, wenn du magst.«
    Sunset holte Gläser, und Karen trug zwei Stühle nach draußen. Bull lehnte mit einem kleinen weißen Krug in der Hand an der Eiche.
    »Wie geht’s?«, sagte Bull zu Karen.
    »Gut«, antwortete Karen und hastete zum Zelt zurück.
    »Sie glaubt wohl, der große Nigger vergewaltigt und schlachtet Sie beide, und dann fackelt er das Zelt ab und frisst den Hund.«
    »So ungefähr.«
    Sie setzten sich, und Bull schenkte eine kleine Dosis Schnaps in beide Gläser. Der Hund hatte sich zwischen ihnen auf den Boden gelegt.
    Sunset trank einen kleinen Schluck. »Meine Güte«, sagte sie. »Das ist, als würde man brennendes Petroleum runterschlucken.«
    »Aber mit nem angenehmen Nachgeschmack.«
    Sunset lachte, hielt das Glas in der Hand, trank aber nicht. Bull dagegen leerte sein Glas fast in einem Zug. Nachdem er es abgesetzt hatte, sagte er: »Da wird alles Mögliche geredet, weil Sie Smoky geholfen haben. Vor allem die Weißen reden.«
    »Das ist doch nur Geschwätz.«
    »Zum Teil ist es Klan-Geschwätz.«
    »Ich kenne die Hälfte der Leute, die zum Klan gehören.«
    »Die erzählen, dass sie Ihnen das abgewöhnen wollen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Farbige können sich ganz schön unsichtbar machen. Arbeiter, Dienstmädchen, Wäscherinnen. Sie hören Dinge, und die landen dann alle bei Bull.«
    »Wieso erzählen sie dir das?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich vor den Weißen keine Angst hab. Eigentlich hab ich die schon, gibt ja genug von denen, aber die wissen das nicht.« Bull grinste sie an. Sunset fand, es sah ein bisschen so aus, als würde ein Bär die Zähne fletschen. »Ehrlich gesagt, Missy, kann ich mit Weißen nix anfangen. Ich hasse die, weil die hassen mich, und ich hab mir nicht vorstellen können, dass es da bei Ihnen auch Gute gibt.«
    »Soll das heißen, dass ich eine von den Guten bin?«
    Bull grinste. »Genau. Und vielleicht, wo Sie doch gut sind, gibt’s sogar noch wen. Vielleicht gibt’s sogar drei. Dass es vier gibt, kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Eigentlich gibt es bei uns eine ganze Menge.«
    »Ich bin nicht hier, weil ich an weißen Titten nuckeln will, und da mein ich jetzt nicht Ihre. Ich bin hier, weil ich bin Ihnen was schuldig für das, was Sie gemacht haben. Vielleicht haben Sie’s nur gemacht, weil’s Gesetz ist, aber Sie haben’s jedenfalls gemacht. Und das ist schon was. Kommen Sie. Trinken Sie noch nen Schluck. Dann sieht die Welt gleich wieder anders aus.«
    Sunset nippte an ihrem Getränk. Es fühlte sich an, als würde eine feurige Mottenkugel ihre Kehle hinabfließen. »Irrsinnig«, sagte sie.
    »Mir erzählt man so alles Mögliche«, nahm Bull den Faden wieder auf. »Weil die Farbigen kriegen von mir ihren Alkohol, und die trinken gern und reden gern, und beim Trinken kann man leichter reden ... Egal, jedenfalls ist es so. Also, ich rat Ihnen, passen Sie auf. Da gibt’s Leute, die mögen Sie nicht, weil Sie ne Frau sind. So wie sie mich nicht mögen, weil ich ein Farbiger bin. Ohne Sinn und Verstand. Sie und ich, wir bleiben nicht, wo wir hingehörn, und das gefällt denen nicht. Die wollen, dass alle da sind und so sind, wie sie’s gern hätten. Farbige machen dies, Frauen machen das. Wenn wir das nicht machen, passt es ihnen nicht. Wenn wer auf Sie losgeht, und ich glaub, das kommt, dann ist es der Klan. Vielleicht auch nicht. Vielleicht aber doch. Wenn Sie jemand in nem Bettlaken sehn, schießen Sie ihm in den Kopf. Eins sag ich Ihnen, diese Bettlaken sind gute Zielscheiben.«
    »Haben die dich wirklich angegriffen?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Sie haben’s nicht geschafft. Ich sag ja, diese Bettlaken sind gute Zielscheiben. Aber schießen Sie nicht zu hoch. Nicht dass Sie denken, in diesem spitzen Hut müsste der Kopf von denen stecken, tut er nämlich nicht. Da müssen Sie schon ein ganzes Stück tiefer zielen.«
    Darüber musste Sunset erst einen Moment nachdenken, bevor sie kapierte. »Du bist schlau, Bull.«
    »Es gibt immer mehrere Möglichkeiten. Was ich allerdings denke, ist, wenn ich sterben tu und meine Leiche wird gefunden, dann

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