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Kain

Kain

Titel: Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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Herrn so schwierig sein. Und er wiederholte, was er zuvor gesagt hatte, Um diese Zeit will ich über ein Jahr wieder zu deinem Haus kommen, und nach der gebührenden Zeit soll dein Weib einen Sohn geboren haben. Bei diesen Worten erschrak Sara und leugnete, dass sie gelacht habe, doch der andere erwiderte, Du hast sehr gelacht, ich habe es genau gesehen. In diesem Augenblick erkannten alle, dass der dritte Mann der Herrgott persönlich war. Es wurde aber nicht zum rechten Zeitpunkt gesagt, dass Kain, bevor er die Hütte betrat, den Saum seines Turbans bis zu den Augen heruntergezogen hatte, um das Mal vor den neugierigen Blicken der Anwesenden zu verbergen, vor allem vor dem Herrn, der ihn augenblicklich erkannt hätte, weshalb er, als der Herr ihn fragte, ob er Kain heiße, antwortete, Ja, Kain bin ich tatsächlich, aber nicht der.
    Normal wäre gewesen, dass der Herr angesichts der nicht gerade geschickt ausweichenden Antwort nachgebohrt und Kain am Ende zugegeben hätte, doch der zu sein, der seinen Bruder Abel ermordet hatte und zur Strafe dafür auf Erden umherirrte, aber der Herr hatte Dringenderes und Wichtigeres zu tun, als sich damit zu beschäftigen, die wahre Identität eines verdächtigen Fremden herauszufinden. Denn dort droben im Himmel, von wo er kurz zuvor gekommen war, hatten ihn zahlreiche Beschwerden über die widernatürlichen Verbrechen erreicht, die in den nahegelegenen Städten Sodom und Gomorrha begangen wurden. Als unparteiischer Richter, der zu sein er sich immer gerühmt hatte, auch wenn so manche seiner Handlungen genau das Gegenteil bewiesen, war er herabgestiegen, um die Sache zu klären. Deshalb wollte er sich nun nach Sodom begeben, begleitet von Abraham und auch von Kain, der aus touristischer Neugier gebeten hatte, mitgehen zu dürfen. Die beiden, die mit ihm gekommen waren, fraglos Begleitengel, waren schon vorausgegangen. Da richtete Abraham drei Fragen an den Herrn, Kann es sein, dass du zusammen mit den Schuldigen auch die Unschuldigen vernichten wirst, angenommen es gibt rund fünfzig Unschuldige in Sodom, wirst du diese auch vernichten, vermagst du nicht der ganzen Stadt zu vergeben in Anbetracht der fünfzig des Bösen nicht Schuldigen. Dann fuhr er fort, Es kann nicht sein, dass du so etwas tust, Herr, den Unschuldigen zusammen mit dem Schuldigen zum Tode verurteilen, damit wäre in aller Augen unschuldig oder schuldig sein dasselbe, doch du, der du der Richter der ganzen Welt bist, musst in deinen Urteilen gerecht sein. Darauf erwiderte der Herr, Wenn ich in der Stadt Sodom fünfzig Personen finde, die unschuldig sind, will ich in Anbetracht dieser der ganzen Stadt vergeben. Ermutigt und hoffnungsfroh fuhr Abraham fort, Da ich mir schon die Freiheit genommen habe, das Wort an meinen Herrn zu richten, obwohl ich nur bescheidener Staub der Erde bin, gestatte mir noch ein Wort, angenommen es sind nicht ganz fünfzig, es fehlen fünf, wirst du wegen dieser fünf die Stadt vernichten. Der Herr antwortete, Auch wenn ich dort fünfundvierzig vorfinde, die unschuldig sind, werde ich die Stadt nicht vernichten. Abraham beschloss, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war, Nehmen wir nun an, dass es dort vierzig Unschuldige gibt, und der Herr antwortete, Wegen dieser vierzig werde ich die Stadt auch nicht vernichten, Und wenn es dreißig sind, Wegen dieser dreißig werde ich der Stadt nichts tun, Und wenn es zwanzig sind, fragte Abraham weiter, Um dieser zwanzig willen werde ich die Stadt nicht vernichten. Da wagte Abraham zu sagen, Möge mein Herr mir nicht zürnen, wenn ich noch eine Frage stelle, Sprich, sagte der Herr, Angenommen, es gibt dort nur zehn Unschuldige, und der Herr antwortete, Auch um dieser zehn willen werde ich die Stadt nicht vernichten. Nachdem der Herr Abrahams Fragen beantwortet hatte, zog er sich zurück, und Abraham machte sich zusammen mit Kain wieder auf den Weg zur Hütte. Von dem, der noch nicht geboren war, also Isaak, wurde nicht mehr gesprochen. Als sie bei den Eichen von Mamre eintrafen, trat Abraham in die Hütte und kam kurz darauf mit den Broten heraus, um sie, wie versprochen, Kain zu geben. Kain, der gerade seinen Esel sattelte, hielt inne und bedankte sich für das großzügige Geschenk, dann fragte er, Was glaubst du, wie der Herr die zehn Unschuldigen erkennen wird, die, sofern es sie gibt, die Zerstörung von Sodom verhindern würden, glaubst du, er wird von Tür zu Tür gehen und nach den sexuellen Wünschen und Neigungen der

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