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Kain

Kain

Titel: Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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Familienväter und ihrer männlichen Nachkommen fragen, Solche Umfragen hat der Herr nicht nötig, er braucht nur von oben auf die Stadt zu blicken, um zu wissen, was da geschieht, antwortete Abraham, Willst du damit sagen, dass der Herr diese Abmachung mit dir für nichts und wieder nichts getroffen hat, nur dir zu Gefallen, fragte Kain erneut, Der Herr hat sein Wort gegeben, Den Eindruck habe ich nicht, so wahr ich Kain heiße, auch wenn ich mich schon Abel genannt habe, wird Sodom, ob es nun Unschuldige gibt oder nicht, zerstört werden, und womöglich schon heute Nacht, Ja, das kann sein, und nicht nur Sodom, sondern auch Gomorrha und zwei oder drei andere Städte in der Ebene, wo ebenfalls lockere Sexualsitten herrschen, Männer mit Männern, aber Frauen verschmäht, Und du machst dir keine Gedanken, was mit den beiden Männern geschehen könnte, die mit dem Herrn gekommen sind, Das waren keine Männer, das waren Engel, die kenne ich gut, Engel ohne Flügel, Die brauchen keine Flügel, falls sie sich einmal retten müssen, Also, ich sage dir, denen aus Sodom ist vollkommen egal, ob es sich um Engel handelt, wenn sie sie betatschen und mehr, und der Herr wird überhaupt nicht zufrieden sein mit dir, ich an deiner Stelle würde in die Stadt gehen und nachsehen, was da passiert, dir wird man nichts tun, Du hast recht, ich gehe hin, aber ich bitte dich, mich zu begleiten, dann fühle ich mich sicherer, anderthalb Männer sind besser als nur einer, Wir sind zwei, nicht einer, Ich bin nur noch ein halber Mann, Kain, Wenn das so ist, lass uns gehen, sollte man uns überfallen, kann ich mit meinem Dolch, den ich unter der Tunika trage, vielleicht zwei oder drei erledigen, für alles Weitere trägt hoffentlich der Herr Sorge. Da rief Abraham einen Knecht und wies ihn an, den Esel in den Stall zu bringen. Und zu Kain sagte er, Wenn du keine Verpflichtungen hast, die dich zwingen, noch heute aufzubrechen, biete ich dir meine Gastfreundschaft für diese Nacht an als bescheidenes Entgelt dafür, dass du mir den Gefallen tust, mich zu begleiten, Ich hoffe, dir in Zukunft noch weitere Gefallen tun zu können, soweit es in meiner Hand liegt, antwortete Kain, doch konnte Abraham nicht ahnen, worauf er mit diesen geheimnisvollen Worten hinauswollte. Sie machten sich auf den Weg hinunter zu der Stadt, und Abraham sagte, Wir gehen zuerst zu meinem Neffen Lot, Sohn meines Bruders Haran, er wird uns darüber ins Bild setzen, was geschehen ist. Als sie Sodom erreichten, war die Sonne schon untergegangen, doch es war noch taghell. Da sahen sie eine große Ansammlung von Männern vor Lots Haus, welche riefen, Wir wollen die Männer, die du bei dir hast, schick sie hierher nach draußen, denn wir wollen mit ihnen schlafen, und sie schlugen gegen die Tür und drohten, sie einzureißen. Abraham sagte, Komm mit, wir gehen um das Haus herum und versuchen es über die Hintertür. So machten sie es. Sie traten ein, als Lot hinter der Vordertür gerade sagte, Bitte, meine Freunde, begeht nicht so ein Verbrechen, ich habe zwei unverheiratete Töchter, mit denen könnt ihr machen, was ihr wollt, aber tut diesen Männern nichts, denn sie haben in meinem Haus Zuflucht gesucht. Die Männer draußen schrien wütend weiter, doch plötzlich änderte sich der Ton ihres Geschreis, und nun war Jammern und Heulen zu hören, Ich bin blind, ich bin blind, klagten sie alle und fragten, Wo ist die Tür, hier gab es eine Tür, und jetzt ist keine mehr da. Um seine Engel davor zu bewahren, brutal vergewaltigt zu werden, was nach Aussage derer, die sich damit auskennen, ein schlimmeres Los ist als der Tod, hatte der Herr alle Männer aus Sodom erblinden lassen, ohne Ausnahme, was beweist, dass es in der ganzen Stadt doch keine zehn Unschuldigen gab. Drinnen im Haus sagten die Besucher zu Lot, Verlass diesen Ort mit allem, was zu dir gehört, Töchter, Söhne, Schwiegersöhne und was du sonst noch in dieser Stadt besitzt, denn wir sind gekommen, sie zu zerstören. Lot ging hinaus und unterrichtete jene, die seine Schwiegersöhne werden sollten, doch sie glaubten ihm nicht und lachten, weil sie es für einen Scherz hielten. Es war schon frühmorgens, als die Sendboten des Herrn abermals drängten, Steh auf, Lot, und nimm deine Frau und deine beiden Töchter mit, die noch bei dir sind, wenn du nicht möchtest, dass auch dich die Bestrafung der Stadt trifft, was nicht dem Wunsch des Herrn entspricht, doch wird es zwangsläufig geschehen, wenn du nicht auf uns hörst.

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