Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kain

Kain

Titel: Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
Vom Netzwerk:
Herr hat es genommen, gelobt sei der Name des Herrn. Die Katastrophe dieser unglücklichen Familie ist damit noch nicht beendet, doch bevor wir fortfahren, seien uns ein paar Bemerkungen gestattet. Die erste, um unserer Verwunderung darüber Ausdruck zu verleihen, dass Satan ganz nach Belieben über die aus Saba und die Chaldäer verfügen und sie für seine persönlichen Interessen einsetzen kann, die zweite, um noch größere Verwunderung darüber auszudrücken, dass Satan offenbar ermächtigt war, sich eines Naturphänomens wie des Wirbelsturms zu bedienen und, schlimmer noch und geradezu unerklärlich, Gottes eigenes Feuer zu benutzen, um die Schafe und die Knechte zu verbrennen, die sie hüteten. Entweder vermag der Satan also weit mehr, als wir denken, oder wir haben es mit einer äußerst ernsten Situation von stillschweigender, mindestens stillschweigender, Komplizenschaft zwischen der bösen und der guten Seite der Welt zu tun. Trauer hatte sich wie eine Grabplatte über das Land Uz gesenkt, denn die Toten waren alle in der Stadt geboren, dieser gegenwärtig und weiß der Himmel wie lange zu allgemeinem Elend verdammten Stadt, in der Hiob fraglos nicht der Ärmste war. Ein paar Tage nach diesen unseligen Ereignissen fand im Himmel eine neue Versammlung der himmlischen Wesen statt, und wieder war Satan dabei. Da sprach der Herr zu ihm, Woher kommst du, und Satan antwortete, Ich bin wieder in der Welt umhergezogen, Hast du auf meinen Knecht Hiob geachtet, fragte der Herr, es gibt keinen wie ihn auf der Erde, ein ehrbarer und aufrechter Mann, gottesfürchtig und meidet das Böse, und er hält noch fest an seiner Tugendhaftigkeit, obwohl du mich verleitet hast, ihn ins Verderben zu stürzen, was er nicht verdient hat, und Satan antwortete, Ich habe es mit deinem Einverständnis getan, ob Hiob es verdiente oder nicht, ging mich nichts an, auch war es nicht meine Idee, ihn zu quälen, und er fuhr fort, Ein Mann kann bereit sein, all seine Habe herzugeben und sogar die eigene Haut, um sein Leben zu retten, aber versuch einmal, deine Hand gegen ihn zu erheben, lass ihn Krankheit in seinen Knochen und in seinem Körper erleiden, und du wirst sehen, ob er dich nicht von Angesicht zu Angesicht verflucht. Der Herr sagte, So sei er in deiner Hand, doch unter der Bedingung, dass du sein Leben verschonst, Das genügt mir, antwortete Satan und begab sich direkt dorthin, wo Hiob sich befand, und bedeckte ihn schneller, als man ein Amen sprechen kann, von der Fußsohle bis zum Scheitel mit grässlichen Schwären. Es war ein Jammer, wie der Unglückliche im Straßenstaub saß und sich mit einer Tonscherbe den Eiter aus den Beinen kratzte wie der Elendeste der Elenden. Hiobs Frau, von der wir bisher kein einziges Wort vernommen haben, nicht einmal zum Beklagen des Todes ihrer zehn Kinder, fand, nun sei es an der Zeit, ihr Herz auszuschütten, und fragte ihren Mann, Hältst du noch immer fest an deiner Rechtschaffenheit, wäre ich du, wäre ich an deiner Stelle, so würde ich Gott verfluchen, und wenn mir davon der Tod käme, worauf Hiob antwortete, Du sprichst wie ein törichtes Weib, wenn wir das Gute aus der Hand Gottes empfangen, warum sollten wir dann nicht auch das Böse erhalten, so fragte er, doch die Frau erwiderte zornig, Für das Böse war bisher Satan da, dass der Herr ihm nun Konkurrenz machen will, auf die Idee wäre ich nie gekommen, Gewiss hat mich nicht Gott in diesen Zustand versetzt, sondern Satan, Mit Einverständnis des Herrn, sagte sie und fügte hinzu, Ich habe immer von den Alten gehört, die Tricks des Teufels kämen nicht gegen den Willen Gottes an, doch jetzt habe ich meine Zweifel, ob die Dinge so einfach sind, wahrscheinlich ist Satan lediglich ein Werkzeug des Herrn, damit beauftragt, die Drecksarbeiten zu erledigen, unter die Gott nicht seinen Namen setzen kann. Da, auf dem Gipfel seines Leidens, womöglich von seiner Frau ermutigt, was er sich aber nicht eingestand, durchbrach Hiob den Schutzwall der Gottesfurcht, der ihm die Lippen versiegelte, und klagte, Verloren sei der Tag, da ich geboren wurde, und die Nacht, in der gesagt wurde, Ein Knabe ist empfangen, dieser Tag werde zu Finsternis, weder soll Gott in der Höhe nach ihm fragen noch das Licht über ihm glänzen, Dunkel und Finsternis sollen sich seiner bemächtigen, Wolken sollen ihn verhüllen und Sonnenfinsternisse Schrecken verbreiten, dieser Tag soll nicht unter den Tagen des Jahres genannt, auch nicht zu den Monaten gezählt werden,

Weitere Kostenlose Bücher