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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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klangen nun sehr naiv, aber auch ungemein philosophisch. Er fuhr über einen Stein; der gut gefederte Rover steckte es mühelos weg, tat aber einen Satz, der beide Insassen in ihren Schalensitzen auf- und abhüpfen ließ. Jonas fluchte und entschuldigte sich prompt dafür.
    „Machen Sie sich keine Gedanken“, sagte sie. „Ich weiß, daß wir hier auf etwas ... Großes ... stoßen werden. Ich frage mich nur, um was genau es sich dabei handelt.“
    Jonas, verschwörerisch: „Ruinen unter dem Sand?“ Und mit normalen Tonfall: „Ich bitte Sie.“
    „Es wäre die größte Entdeckung seit...“
    „... dem Penicillin?“
    „Das Beste seit der Entschlüsselung des Genoms? Der Entwicklung des HIV-Antiserums?“ Sie hätten es endlos fortführen können.
    „Ehrlich, ich bin auch stolz“, sagte Jonas anstatt. „Auf uns, die wir das hier ermöglichen.“ In seiner Symphonie schmetterten jetzt Fanfaren. „Wir erforschen Himmelskörper. Heilen nahezu jede Krankheit. Bauen Kilometer hohe Gebäude.“
    Anna, sich die Nase kratzend, lachte leise.
    „Ja, ich bin stolz“, rief Jonas Moravsky aus. „Auf uns. Wir könnten die ersten sein, Pioniere einer Epoche großer Entdeckungen!“
    „Wissen Sie, das klingt wirklich gut, Jonas.“
    „Aber Außerirdische? Oder irgend etwas auf dieser Sandkugel, daß uns vom Hocker reißt? Ich weiß nicht. Sie...“ Ein Signal erklang. Jonas sah auf die Kontrollen. „Ah, wir wären dann gleich da.“
    „Ich verständige das Camp.“ Sie tat es, und die Missionsleitung, Professor H. C. Belmuth persönlich, gab sein Okay, die Expedition wie geplant fortzusetzen.
    Kurz darauf erreichten sie ihr Ziel und stiegen aus dem Rover.
    „Wo genau wollen Sie ihre Proben nehmen?“, fragte Anna.
    „Weiß noch nicht. Am besten nah am Fels.“
    „Möchten Sie, daß ich Ihnen helfe?“
    Er verneinte.
    Anna Burnacini ging es um die Wasserdampfmenge in der Atmosphäre. Weshalb? An einem warmen Tag wie heute stieg die Temperatur auf dem Mars in Äquatornähe auf über zwanzig Grad Celsius; der Permafrost taut, und aufsteigender Wasserdampf wäre meßbar. Orte besonders hoher Konzentration könnten mehr gefrorenes Wasser anzeigen.
    „Fangen wir an.“ Jonas tänzelte zu der nahen Gesteinsformation. Auf der Erde wog er etwas mehr als eineinhalb Zentner, hier nicht einmal einen. Es war ein seltsames Gefühl. Der Geologe setzte den Bohrer zusammen, drang einen Meter tief in das Regolith ein, entnahm die Gesteinsproben und verstaute sie in seiner Probentasche.
    Anna machte ihre Messungen. Als Jonas sie ansprach, blickte sie auf. Seine Gestalt verdeckte teilweise die Sonne, die schon nahe dem Horizont stand und blaß und schwach schien. Jonas umgab eine Aureole aus Licht, sein Gesicht war hinter dem Schutzvisier nicht zu erkennen. Er beugte sich hinab zu ihr; sein Gesicht tauchte jäh aus dem Schwarz auf. „Wie sieht es aus?“, fragte er.
    Anna klang enttäuscht. „Wenig Sauerstoff und noch weniger Wasserdampf. Kaum HDO.“
    Jonas sah Zahlen und Tabellen, die sich auf ihrem Visier spiegelten, in ihren Augen erkannte er nur Trübsal. Er richtete sich auf. „Morgen ist auch noch ein Tag. – Sagen Sie, warum tasten Sie den Boden eigentlich nicht mit einem der Orbiter ab?“
    Den Blick geradeaus gerichtet, entgegnete sie: „Das tun wir doch ohnehin. – Aber, weshalb lassen Sie Ihre Proben nicht von einem der Roboter nehmen?“
    „Ich weiß, was Sie meinen: Manchmal lohnt es sich eben, selbst dabei zu sein.“
    „Exakt.“ Sie stand auf. „Die Temperatur fällt. Zeit für uns aufzubrechen. Außerdem muß heute Abend der Siebentagebericht fertig sein.“ Sie seufzte. „Wieder nichts. Aber irgend etwas Aufschlußreiches muß ich doch hineinschreiben, wenn ich nicht demnächst heimbeordert werden will. Ich darf gar nicht daran denken.“
    Er nickte. „Wem sagen Sie das. Aber uns fällt schon was ein. Machen wir uns auf den Weg.“
    Sie gingen los. Einem spontanen Einfall folgend hob Jonas Moravsky den Kopf und sah in den Weltraum. Mit bloßem Auge peilte er die Sterne an. Ein Leuchten weckte sein Interesse. Es wurde zu einem Kreis, blau und weiß. Es war die Erde, die er sah.Sie wirkte ganz friedlich. Sein Blick wanderte weiter. „Wie schwach die Sonne hier ist“, sagte er.
    „Und doch wärmt sie“, meinte Anna. „Wußten Sie, daß...“ Sie brach ab. „Was ist das?“
    „Was soll was sein?“ Sein Blick folgte ihrem Starren und fand ein helles Objekt am Himmel. „Ein naher Stern?“
    „Kein

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