Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
den Augen des Georgius, als zuerst zu erkennen gewesen war. Rheinberg lächelte. »Ich werde dir jetzt nicht großen Reichtum und fürstliche Belohnungen versprechen, Georgius, aber bei Gott, wenn du mir hilfst und alles klappt, wird es dir gewiss nicht schaden, den Magister Militium Roms zum Freund zu haben.«
Georgius erwiderte das Grinsen. Wahrscheinlich hatte er genau damit auch gerechnet.
Rheinberg gefiel das. Mit dieser Art von Ehrlichkeit kam er gut zurecht.
»Es geht los!«
Während Renna und seine Männer halfen, die Leute von den Rängen in die Kaiserloge zu schaffen, kletterten Rheinberg und Georgius bereits durch die Falltür in den darunterliegenden Tunnel. In einer Nische standen drei Öllampen, die ein flackerndes Licht abgaben. Georgius bewaffnete sich mit einer und wies den Weg.
Rheinberg stellte fest, dass dies mehr war als ein grob in den Boden geschlagener Tunnel. Hier hatten Steinmetze und Bauingenieure ganze Arbeit geleistet. Der Gang war recht hoch, fast zwei Meter, und breit genug, dass drei Männer nebeneinanderlaufen konnten. Er wurde durch sorgsam gesetzte Steinbögen abgesichert und war mit glatt behauenen Steinen ausgekleidet.
In regelmäßigen Abständen fanden sich Nischen für Lampen, dazu auf den Fels gezeichnete Hinweise zur Richtung und zurückgelegten Entfernung. Als sie an eine Abzweigung kamen, blieb Rheinberg unwillkürlich stehen und sah Georgius fragend an.
Doch der schüttelte den Kopf.
»Da wollen wir besser nicht entlang, der Gang führt unterirdisch in den kaiserlichen Palast. Die Abschlusstür ist nur von außen zu öffnen, wir würden nicht weit kommen. Wir müssen hier entlang weiter!«
Rheinberg warf einen letzten Blick in den Gang, ehe er wieder folgte. Der Tunnel war leicht abschüssig. Es dauerte etwa zwanzig Minuten, bis die Monotonie der glatten Wände erneut durchbrochen wurde. In einer Kurve hatte sich ein schmaler Spalt in der Wand aufgetan. Hier blieb Georgius stehen.
»Der Gang geht jetzt weiter, ganz normal, bis zum Konstantinischen Forum«, erklärte er leise. »Dort ist der offizielle Ausgang des Fluchttunnels und dort werden die Männer von Modestus uns bereits erwarten. Wir aber werden jetzt hier entlanggehen.«
Und mit diesen Worten quetschte sich Georgius bereits in den Spalt hinein. Rheinberg war in diesem Augenblick recht froh darüber, dass er schlank und von relativ kleiner Gestalt war. Er stellte sich vor, wie manche seiner Besatzungsmitglieder sich hier durchdrängen würden, und hoffte, dass es klappen würde. Als er in dem Spalt steckte, stellte er aber fest, dass dieser breiter war als gedacht. Er konnte nicht in ganzer Breite hindurch, sondern mit dem Oberkörper immer noch etwas seitlich orientiert, aber es klappte problemlos.
»Dieser Gang führt uns in ein Haus in der Nähe der Caenopolis. Es gehört einem Händler. Er ist ein Freund der Familie.«
Rheinberg wollte nicht wissen, was ein Händler mit einem separaten unterirdischen Zugang zum kaiserlichen Palast anstellte. Georgius schien sich darüber keine weiteren Gedanken zu machen, denn er sprach seine Worte mit einem Tonfall großer Selbstverständlichkeit. »Dort werden wir uns umziehen und uns zu Fuß in Richtung des Julianshafens machen, wo die
Saarbrücken
liegt. Es wird ein Umweg nötig sein, damit wir die Wachen umgehen. Ich hoffe aber, dass wir am späten Nachmittag da sein werden.«
Rheinberg stieß ein Grunzen aus, als ein unbehauener Stein sich in seine Rippen bohrte. Seine Verletzung, die er beim Kampf im Saarland erlitten hatte, machte sich auch wieder bemerkbar.
»Und dann?«, fragte er, während sie sich langsam vorarbeiteten.
»Dann werden wir sehen. Ich werde versuchen, ein Boot zu organisieren. Dann können wir von der Seeseite in den Julianshafen kommen und hoffen, dass die Wachen uns nicht erblicken.«
Rheinberg nickte. »Wir tun es bei Nacht.«
»Das sowieso. Tagsüber ist es unmöglich.«
»Es wird Wachboote geben.«
»Ja. Es ist riskant.«
»Du wirst mich absetzen und nicht begleiten. Das ist meine Aufgabe allein.«
Georgius sah Rheinberg für einen Moment an, als ob er an seinem Geisteszustand zweifle. »Es wäre riskanter, allein zu handeln.«
»Ich werde eine gewisse Strecke schwimmen müssen«, vermutete Rheinberg. Er merkte jetzt, wie der Gang leicht anstieg. Sie kamen zum Ende ihrer unterirdischen Odyssee.
»Ich kann schwimmen«, entgegnete Georgius.
»Nein, du wirst mich nicht begleiten. Aber ich benötige deine Hilfe. Du musst mir
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