Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
nicht nur ein Boot besorgen, sondern auch schwarzes Pech, mit dem ich mich einreiben kann. Es wird mir auch helfen, die Kälte des Wassers besser zu ertragen. Ich will nicht weit schwimmen, aber es wird mich an meine Grenzen führen.«
Georgius widersprach nicht mehr. Wenn jemand sein Leben ohne weitere Hilfe riskieren wollte, war dies letztendlich nicht sein Problem.
Der Gang endete an einer Holztür. Rheinberg beobachtete, wie Georgius dreimal dagegenklopfte. Dann wurde sie geöffnet. Sie führte in ein Kellergewölbe, Licht wurde sichtbar. Drei Männer erwarteten sie, einer in wertvolle Kleidung gewandet, mit ordentlichem Bauch und feistem Gesicht, das einen sorgenvollen Gesichtsausdruck trug.
Georgius trat vor.
»Wir sind die Ersten«, sagte er.
Der Händler, und nur um ihn konnte es sich handeln, nickte.
»Wann kommen die anderen?«
»Bald. Wir sind als Erste aufgebrochen. Dies hier ist der Heermeister, er muss zum Hafen.«
Der Händler warf Rheinberg einen abschätzigen Blick zu.
»Das glaube ich nicht«, sagte er kalt.
Rheinberg machte einen Schritt zurück. Legionäre füllten den Keller, hatten sich hinter Fässern und Kisten verborgen gehalten. Waffen wurden gezogen, Klingen drohend in die Luft gehalten. Georgius drehte sich um, warf Rheinberg einen entschuldigenden Blick zu, ein schiefes Grinsen.
»Tut mir leid, Heermeister.«
Ein Offizier trat vor, sein Gesichtsausdruck voller Triumph.
»Heermeister, wenn Ihr mir bitte folgen wollt. Ich habe den Auftrag, Euch zurück in den Palast zu bringen.«
Rheinberg machte noch einen Schritt zurück, bis hinter die geöffnete Holztür, in den abschüssigen Gang hinein.
Der Offizier hob sein Schwert, zwei Speere ruckten in seine Richtung.
»Das solltet Ihr nicht versuchen«, mahnte der Mann. »Ich habe Befehl, Euch im Falle eines erneuten Fluchtversuchs zu töten.«
Rheinberg fluchte laut und stampfte theatralisch mit dem Fuß auf, auch sehr vernehmlich, dann senkte er geschlagen den Kopf und machte wieder einige Schritte nach vorne. Im Dunkel des Gangs, unbeachtet von den Wachsoldaten, lag etwas am Boden.
»Schließt die Tür. Wir wollen auf den Rest warten!«, befahl der Offizier. Rheinberg wurde von harten Fäusten ergriffen und in Richtung Kellerausgang gezerrt. Er versuchte, sich umzudrehen, doch wurde weitergezogen.
Die Tür fiel knarrend zu.
Die Männer zogen ihn die schmale Treppe hinauf, an deren Ende ein von Legionären besetztes Wohnhaus lag.
Überall triumphierende Gesichter. Frohe Rufe wurden laut, als man der fetten Beute ansichtig wurde. Niemand schlug Rheinberg, aber es gab manchen groben Klapser auf den Rücken, als wenn man ein besonders gutes Pferd auf dem Markt anpreisen würde. Gelächter brandete auf.
Rheinberg blieb nichts anderes, als zu beten.
12
Das Wetter war nasskalt. Thomas Volkert beugte sich über seine entblößten Füße. Neben ihm stand ein hölzerner Eimer mit heißem Wasser, frisch aufgekocht. Mit peinlicher Sorgfalt begann der Zenturio, der auf einem Holstumpf vor dem Zelt saß, sich die Füße zu reinigen. Wie die meisten römischen Soldaten trug auch Volkert im Winter Stiefel anstatt der sonst üblichen hoch geschnürten Sandalen. Es war schlicht zu kalt für alles andere. Die stark genagelten Stiefel waren warm und umschlossen den Fuß sowie den Unterschenkel fest, als Zenturio hatte sich Volkert zudem das Recht und den Sold erworben, sich die Stiefel genau nach Maß anfertigen zu lassen. Das nasskalte Wetter und die starke Beanspruchung führten jedoch zu einigen Gefahren, nicht zuletzt zu Pilzerkrankungen und anderen Hautschädigungen. Die meisten seiner Kameraden schienen dieses Problem nicht für sonderlich wichtig zu halten, doch zumindest in seiner Einheit hatte Volkert peinlichst genau darauf zu achten begonnen, dass die Männer ihre Füße regelmäßig mit heißem Wasser wuschen, sehr gründlich trockneten und auch keine feuchten Stiefel trugen. Einige der Männer zogen in den Stiefeln Lederstrümpfe an, andere umwickelten die Füße mit dünnen Tüchern, und wenn eines von beidem der Fall war, galt die Anordnung, diese Strümpfe ebenfalls regelmäßig gründlich heiß zu reinigen und vor dem Anziehen richtig durchtrocknen zu lassen. Und um mit gutem Beispiel voranzugehen, zelebrierte Volkert die Fußpflege in aller Öffentlichkeit.
Volkert war so in diese segenbringende Aktivität vertieft, dass er erst merkte, wie sich jemand zu ihm setzte, als dieser sich bereits neben ihn
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