Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
dieses Problem kann es für uns nur eine Antwort geben.«
Rheinberg sah den jungen Kaiser erwartungsvoll an.
»Wir müssen die Welt erforschen«, fuhr Volkert fort. »Wir müssen Expeditionen über alle Meere schicken. Wir kennen unsere Nachbarn und wissen, dass dort entweder niemand angekommen ist oder die Ankömmlinge keinen Einfluss entwickelt haben. Aber das muss nicht für den Rest der Welt gelten. Ihr Beispiel bereitet mir Sorge, Kapitän.«
Rheinberg nickte, seufzte leise und erhob sich. Er streckte seinen Körper.
»Noch eine Baustelle, Majestät.«
»Diese Arbeit macht mir schon wieder keinen Spaß.«
Rheinberg grinste. »Ich sehe das als Auftrag, eine Explorationsflotte aufzubauen.«
»Und ich?«, fragte Volkert düster. »Ich muss hier sitzen und …«
»… die Mittel dafür auftreiben«, erklärte Rheinberg sonnig und winkte dem Imperator zu. »Viel Freude dabei. Ich habe jedenfalls für heute Feierabend.«
Volkert sah Rheinberg nach, wie dieser hinausspazierte, und beschloss, dass es höchste Zeit war, endlich ins Bett zu gehen.
Sein Leben würde sich noch als anstrengend genug erweisen, dessen war er sich sicher.
* * *
Clodius schaute auf, als der große Wagen, begleitet von drei Reitern, vor seiner bescheidenen Behausung zum Stillstand kam. Er fühlte sich etwas unsicher angesichts des unangekündigten Besuches, doch wie es sich gehörte, erhob er sich von seiner Bank, streckte die alten Glieder, griff nach dem Gehstock und ging langsam auf die Neuankömmlinge zu. Es waren vier Männer, wenn man den Kutscher mitzählte, und einer von ihnen war sehr gut gekleidet, was darauf hinwies, dass er in Diensten eines wichtigen Mannes stand. Die drei anderen waren schlichte Bedienstete, wirkten aber keinesfalls heruntergekommen.
Clodius sah den Anführer der Gruppe fragend an und neigte dann den Kopf zu einer Verbeugung – sehr viel mehr brachte er ohne größere Anstrengung nicht mehr zustande.
»Ich grüße euch, meine Herren. Sucht ihr nach dem richtigen Weg, so gebe ich euch gerne Auskunft!«
»Nein, alter Mann. Bist du Clodius und dies ist dein Haus?«
»Der bin ich. Ihr sucht nach mir?«
Bevor Clodius Angst bekommen konnte, fuhr ein freundliches Lächeln über das Gesicht des Mannes. Er wandte sich halb um und sagte zu seinen Begleitern: »Wir sind hier richtig. Ihr könnt abladen!«
Clodius beobachtete verwirrt, wie die anderen drei Männer sogleich ans Werk gingen und die Abdeckung vom Wagen nahmen, die über einige Kisten gespannt worden war. Ein großer Käfig war ebenfalls zu sehen.
»Mein Name ist Alewar, Gefolgsmann des Ritters und Senators Godegisel.«
Clodius benötigte einen Moment, um die Worte zu verarbeiten. Er hatte durchaus gehofft, einmal wieder etwas von seinem ehemaligen Schützling zu hören, aber den Namen in Zusammenhang mit den Worten Ritter und Senator zu hören, kam doch etwas unerwartet.
»Godegisel … es geht ihm also gut?«, fragte er dann etwas hilflos.
»Er hat eine Landvilla nicht allzu weit von hier, im Siedlungsgebiet der Goten. Seine Frau und er laden Euch ein, ihn jederzeit zu besuchen.«
»Landvilla?«
»Der edle Godegisel ist ein Mann von Rang und Würden und ein Repräsentant unseres Volkes bei Kaiser und Senat.«
Clodius kratzte sich am Kopf. Diese Information war etwas schwer mit dem Godegisel in Einklang zu bringen, den er gepflegt hatte, sodass dieser die Pest überleben konnte. Viele andere aus der Gegend hatten dieses Glück nicht gehabt. Das letzte halbe Jahr war ziemlich schwer gewesen. Clodius war von der Krankheit verschont geblieben, wie er es erwartet hatte. Doch die Zeiten waren hart. Viele Felder wurden nicht bestellt. Der Handel war zum Erliegen gekommen. Clodius kam gerade so zurecht, aber es war nicht einfach.
»Dann … ich werde diese Einladung eines Tages …«
»Mein Herr sendet Euch Geschenke, Clodius!«, unterbrach Alewar ihn und wies auf die Kisten und den Käfig, die nun abgeladen worden waren. Er wanderte mit dem alten Mann hinüber und öffnete die Behälter. Im Käfig erblickte Clodius einen etwas müde aussehenden Hahn sowie drei wohlgenährte Hennen, was ihn sofort zu einem wissenden Lächeln veranlasste. In den Kisten fanden sich allerlei Utensilien, Hausrat, aber auch Nahrungsmittel, Getreide, Mehl, Gewürze, einiges an frischem Obst und Gemüse. Clodius’ Augen wurden größer und größer, als er sah, wie sich seine Speisekarte in Qualität und Quantität unvermittelt radikal erweiterte. Dann gab es
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