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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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nicht einmal sarkastisch, sondern ehrlich interessiert.
    »Ein Priester? Nein. Es kam alles wie von selbst. Eine Gnade des Lebens, wenn du so willst. Ich bin froh, dass sie mich noch einmal zu dir geführt hat. Ich schulde dir eine Menge, Belucius, und ich kann diese Schuld niemals abtragen. Letztlich aber …«
    Valens zögerte, als wisse er nicht, ob er wirklich sagen sollte, was ihm auf dem Herzen lag.
    »… ist es doch so, mein alter Freund: du hast entschieden, dich von meiner falschen Entscheidung so aus der Bahn werfen zu lassen. Ich war ungerecht dir gegenüber. Aber danach, als du fort warst, gab es nur eine Person, die dich falsch behandelt hast . Und das warst du selbst .«
    Belucius antwortete nichts und starrte ins Feuer. Godegisel aber wunderte sich erneut über den neuen Valens. Und er war froh, dass er diese Wandlung hatte miterleben dürfen. Sie zeigte ihm, dass niemand jemals verloren war. Sobald man die Vergangenheit als das sah, was sie war – nämlich schlicht vergangen –, hatte man die Chance, sich und sein Leben zu ändern. Was also bedeutete das für einen jungen gotischen Adligen?
    Er würde zu gegebener Zeit darüber nachdenken.
    Jetzt aber war er zu müde dafür.
    Godegisel wollte noch etwas lauschen, doch sobald er sich einigermaßen bequem hingelegt hatte, fielen ihm die Augen zu.

Kapitel 24
     

    Trotz aller Befürchtungen angesichts der vergangenen Ereignisse begann ihre Weiterreise ruhig. Das Treffen mit dem Statthalter Roms in der ägyptischen Provinz hatte früh am Morgen stattgefunden, es war gleichzeitig das Abschiedsessen für die Expedition geworden. Die Besprechung war sehr fruchtbringend verlaufen, mit großer Begeisterung für die Idee, bald auch in Alexandria Schiffe wie die Valentinian auf Kiel legen zu können. Köhler und Africanus hatten dem Präfekten offiziell genaue Pläne der Dampfmaschine wie auch der Konstruktion der Valentinian überreicht, mit der Bitte, sie zu kopieren und an die Gelehrten im Museion weiterzugeben – sowie an jeden Reeder und Schiffsbauer, der sie haben wollte. Das Interesse war rege, das hatten sie bereits feststellen dürfen. Und Alexandria war der ideale Ort, wo diese Kenntnisse auf fruchtbaren Boden fallen konnten. Africanus war sehr zuversichtlich gewesen.
    Der Statthalter hatte sie auch mit den neuesten Informationen aus Aksum versorgt, soweit sie in Ägypten bekannt waren. Demnach war die politische und wirtschaftliche Lage im benachbarten Kaiserreich als ruhig einzuschätzen. Der alte Kaiser – oder Negusa Nagast, »König der Könige«, wie es bei den Aksumiten hieß – erfreute sich bester Gesundheit und hatte sogar schon seine Nachfolge zur allgemeinen Zufriedenheit seiner Notablen geregelt. Sie erwarteten keinerlei Schwierigkeiten, da auch die Römer generell in gutem Leumund standen.
    Und so waren sie aufgebrochen. Fast zeitgleich hatte die Valentinian unter dem Kommando des Sepidus, mit dem gefangenen Tennberg und dem verwundeten, aber wieder recht fidelen Marcellus an Bord die Rückreise nach Ravenna angetreten. Der Abschied war ihnen recht schwer gefallen. Neumann hatte einen ausführlichen schriftlichen Bericht verfasst und Marcellus das Versprechen abgenommen, ihn Dahms persönlich zu überreichen. Dass eine zweite Kopie in der Schiffstruhe des Sepidus lag, hatte er dabei nicht weiter erwähnt. Marcellus’ Enttäuschung darüber, dass seine Reise sich bereits wieder dem Ende zuneigte, hatte er durch diese wichtige Aufgabe etwas mindern können.
    Dass ein alexandrinischer Hafenjunge namens Josaphat als Schiffsjunge auf der Valentinian angeheuert hatte, mochte ebenfalls dazu beigetragen haben. Die beiden waren dicke Freunde, zusammengeschweißt durch die gemeinsamen Erlebnisse. Neumann befürchtete allerdings, dass der räuberische Appetit des neuen Mannschaftsmitglieds die Vorräte des Dampfers für die Rückreise sehr beanspruchen würde.
    Der Frachtsegler, der sie an diesem sonnigen Tag weiter den Kanal entlangtreiben ließ, begleitet von einer Flussgaleere der römischen Streitkräfte, die ihnen förmlich aufgedrängt worden war, schien ein solides Schiff mit einer soliden und loyalen Mannschaft zu sein. Köhler, Neumann und Africanus ertrugen die Entspannung einige Tage, dann aber wurden sie wieder nervös und des Nichtstuns überdrüssig. Es war, als wären die Ereignisse in Alexandria nur ein vorübergehender Albtraum gewesen, der mehr und mehr verblasste, je weiter sie sich von der Hafenstadt entfernten. Das

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