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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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gemeinsamer Angriff von Quaden und Sarmaten war zurückgeschlagen worden und hier, in Brigetio, war Valentinian I., Vater des Gratian, aus Wut, entbrannt über die unbotmäßigen Forderungen germanischer Stämme, an einem Schlaganfall verstorben. Das war jetzt gut vier Jahre her und die Situation hatte sich seitdem nicht wesentlich beruhigt. Seit dem Ende des Krieges und Valentinians Sieg wusste man nicht, wer derzeit über die Quaden regierte. König Gabinius, dessen gewaltsamer Tod im Jahre 373 während eines Banketts des römischen Statthalters Celestius den Krieg erst ausgelöst hatte, war ohne direkte Nachkommen geblieben, so hörte man jedenfalls. Die Verantwortlichen der Grenztruppen in Pannonien hatten berichtet, dass ein neuer Quadenkönig namens Erminius die Macht in die Hand genommen habe. Er beschränke die Kontakte zu seinen römischen Feinden jedoch nur auf das Nötigste, war ihm die bittere Niederlage, die sein Volk aus den Händen des Valentinian empfangen hatte, doch in lebhafter Erinnerung. Es wurde wieder gehandelt, immerhin, doch das durfte man nicht als Zeichen der Normalisierung missdeuten. Die Geschichte der Beziehungen zu den Barbaren war immer von einem steten Wechsel an friedlichen wie auch kriegerischen Phasen gekennzeichnet, und der Barbar, der einem Römer heute für ein paar Münzen ein Bärenfell verkaufte, würde am darauf folgenden Tag mit gleicher Inbrunst seine Klinge in den Hals seines ehemaligen Kunden versenken – so zumindest erzählte man sich hier.
    Weiter nordöstlich, so wurde gesagt, würden die Völker der Kotiner und der Oser leben, die Markomannen siedelten ebenfalls dort, die Racater, die Campi und viele andere Stämme, deren Namen an Thomas Volkert vorbeirauschten, als er die erfahreneren Unteroffiziere ihre Geschichten erzählen hörte. Spätestens in zwanzig Jahren, das wusste Volkert aus den historischen Lektionen, die er von Rheinberg erhalten hatte, würden die Quaden unter die Herrschaft der Hunnen fallen, und nur kurz darauf würden die Angriffe und die Erpressung des Reiches durch die Hunnen beginnen, gipfelnd in dem siegreichen Feldzug Attilas, der ihn bis nach Oberitalien führen würde. Ein Feldzug, der, wenn es nach Rheinberg ging, niemals stattfinden würde.
    Von hier machten sie sich bereit, die befestigten Wege zu verlassen und sich durch die Wildnis der Barbarenländer zu kämpfen. Wegen all der Verachtung, die in den Worten mancher Männer zu hören war, hatte Volkert mittlerweile bei den Darstellungen genug erfahren, um zu wissen, dass das Bild dieser »Wildnis« sehr einseitig gezeichnet wurde. Es gab Dörfer, sogar recht große, und manche wurden durch Wege miteinander verbunden. Viele Barbaren hatten von den Römern, gerade in Grenznähe, sehr römische Angewohnheiten übernommen. Sie errichteten befestigte Siedlungen, kleideten sich wirklich nicht mehr in Felle und, so ging das Gerücht, würden sich sogar regelmäßig baden und gar rasieren. Volkert wusste, dass so mancher Offizier besonders blutrünstige Geschichten erzählte, um die Männer zu wappnen, die bisher noch nicht in diesem Gebiet gekämpft hatten. Volkert hatte genügend oft mit Veteranen des Kriegszuges von Gratians Vater gesprochen, um verstanden zu haben, dass, hätte man Gabinius nicht hinterrücks ermordet, man auch heute noch in Frieden mit den Quaden leben würde. Valentinian hatte sich als Eroberer gesehen und damit wie viele andere Imperatoren die militärische Kraft des Reiches sinnlos vergeudet. Volkert fühlte sich an die Art und Weise erinnert, wie die Römer die flüchtigen Goten im Osten behandelt hatten, anstatt sie ernsthaft aufzunehmen, ihnen zu helfen und sich ihrer guten Dienste zu versichern. Hätten sie es gleich richtig gemacht, wäre Adrianopel nicht passiert.
    Nachher wusste man es immer besser. Volkert war in der Position, die Wahrheit dieser Aussage ausgezeichnet bewerten zu können.
    Die letzten Beratungen verliefen rasch und ohne großes Zeremoniell. Ehe man es sich versah, brach die Kolonne des Volkert, etwa fünfhundert Mann stark, aus Brigetio auf. Gesandtschaften hatten den neuen Quadenkönig darüber informiert, dass dies kein Versuch sei, sein Land zu erobern, und dass man den Frieden halten würde, wenn auch er die Legionäre ungestört ziehen ließe. Natürlich gab es keinerlei Garantie, dass Erminius diese Nachrichten ernst nehmen würde. Andererseits war die Erinnerung an den römischen Sieg sicher noch frisch genug, um eine allzu voreilige

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