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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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wieder auf. Lucius Tellius Severus war nicht nur ein alter General und ein angesehener Senator, er war ein Freund der Familie seit vielen Jahren und hatte Julia freundlich empfangen, als diese mit ihren Sorgen um den zwangsrekrutierten Thomas Volkert zu ihm gekommen war. Ja, er hatte sogar versprochen, sich nach ihm umzuhören, und vielleicht hatte er einen Lichtblick für sie, der die drohenden Wolken ein wenig aufzuhellen imstande war. Sie entschuldigte sich artig bei ihrer Mutter, schenkte Martinus ein böses Lächeln, dessen Aussage der mittlerweile beim vierten Kelch angekommene Mann offensichtlich nicht verstand, und erhob sich.
    Scheinbar ziellos wanderte sie durch den Raum, bis sie neben Severus zum Stehen kam, der sich, wie es der Zufall so wollte, etwas abseits auf einem Stuhl zur Ruhe begeben hatte. Sein Lächeln war die erste aufrechte Gefühlsäußerung des heutigen Abends und schon dafür war Julia dem alten Mann aufrichtig dankbar.
    Da störte es auch nicht, dass Gunter, der tumbe germanische Sklave, sich zu ihnen gesellte. Seit Lucia ihn als Aufpasser ihrer Tochter bestimmt hatte, folgte er ihr auf Schritt und Tritt. Da er so gut wie kein Latein verstand und auf Griechisch nur radebrach, konnte sich Lucia mit dem General problemlos unterhalten.
    »Nun, mein junges Täubchen, sehr glücklich scheinst du über die bevorstehende Verbindung nicht zu sein ?« , richtete er das Wort an sie. Julia konnte sich gerade noch beherrschen, nicht sehr undamenhaft auf den Boden zu spucken. Aber Severus verstand auch so, was sie empfand, und schüttelte nachsichtig den Kopf.
    »Die jungen Leute verstehen die Weisheit hinter den Entscheidungen der Altvorderen nicht immer«, meinte er halb ernsthaft, halb ironisch. Julia schnaubte.
    Severus wackelte warnend mit dem Finger. »Ich habe nicht gesagt, dass die Weisheit der Altvorderen immer die richtige Antwort auf alle Fragen darstellt, liebe Julia. Und ich sehe ein, dass eine Ehe mit einem elenden Nichtsnutz wie Martinus Caius dir nur schwerlich als weise vorkommen wird .« Er seufzte. »Ich habe auch große Probleme damit, ihr viel abzugewinnen .«
    »Sie nützt den Familien«, meinte Julia steif, freute sich aber, in Severus eine mitleidige Seele gefunden zu haben. »Ich habe demnach auch nur dem Wohl der Familien zu nützen. Nach meinem Wohl fragt niemand .«
    Severus nickte. »Das Schicksal vieler Frauen. In deinem Falle besonders gravierend, da du dein Herz bereits verloren hast.«
    Julia zögerte, sah sich vorsichtig um. Niemand schien es zu interessieren, dass sie mit einem der Ehrengäste plauderte. Es wusste allerdings auch keiner, dass dies mehr als nur höfliche Konversation war. Dann rückte sie mit ihrer Frage heraus.
    »Habt Ihr etwas gehört? Wegen Thomas? Wohin ist er verschleppt worden ?«
    Severus blickte sie junge Frau erneut tadelnd an.
    »Obgleich auch ich mit dem Prinzip der Zwangsrekrutierung nicht allzu viel anfangen kann – aber es scheint, als würden die Zeitenwanderer mit ihren Reformen dem ohnehin gewisse Grenzen setzen wollen –, wollen wir doch nicht abfällig über notwendige Maßnahmen zum Schutze des Reiches reden. Auch du, liebe Julia, genießt die Sicherheit, die diese ›Verschleppten‹ für uns alle garantieren .«
    Julia wollte sich mit Severus nicht streiten und enthielt sich daher jeder Antwort. Stattdessen schenkte sie dem alten Mann ein zuckersüßes Lächeln, auf das dieser wunschgemäß reagierte.
    »Ich habe diskrete Nachforschungen angestellt. Es scheint, als habe sich dein Thomas im Kampfe ausgezeichnet und ist befördert worden .«
    Julias Augen strahlten. Ja, das war ihr Geliebter! Kein notorischer Säufer und Nichtsnutz, sondern jemand, der auch aus einer verzweifelten Lage etwas machte. Ihr Herz begann heftig zu klopfen und sie beugte sich nach vorne.
    »Wo ist er ?«
    »In Noricum. Ich weiß noch nicht genau, wo, aber ich halte die Legio II für den wahrscheinlichsten Standort .«
    »Noricum?« Julia runzelte die Stirn und versuchte, sich an die genaue Geographie des Römischen Reiches zu entsinnen. Dann erhellte sich ihr Gesicht. »Das ist nicht weit !«
    Severus nickte zögernd. »Mit einem schnellen Pferd in wenigen Tagen zu erreichen, per Wagen dauert es etwas länger. Mein Kind, was hast du vor ?«
    Julia reckte sich hoch, sie trug einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.
    »Lauf nicht wieder fort«, warnte der alte Mann mit echter Besorgnis in der Stimme. »Einmal wird man dies als Torheit der Jugend durchgehen

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