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Kaisertag (German Edition)

Kaisertag (German Edition)

Titel: Kaisertag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Forschungsinstitut?«
    »Ja. In dem Gutshaus fand wirklich ein Treffen statt, und ich konnte es sogar belauschen. Wenn ich dir erzähle, was ich da gehört habe … Es ist unglaublich. Du wirst mir keine Silbe abnehmen. Alexa, wir haben es mit einer ausgewachsenen Verschwörung zu tun, in die Leute von ganz oben verstrickt sind. Ich habe nur einen Bruchteil kapiert, aber so viel habe ich verstanden: Sie nennen sich selber die Puppenspieler, sitzen in hohen Positionen und planen weitere Verbrechen. Ich bin danach sogar wieder aus dem Institut herausgekommen, aber irgendwie müssen sie mich bemerkt haben. Ich wollte … ach, Scheiße! Warum habe ich dich da nur mit reingezogen? Ich habe das nicht gewollt, bitte glaub mir.«
    Sie sah ihm in die Augen, und er verspürte ein seltsames Gefühl in der Magengegend. »Es war meine eigene Entscheidung«, sagte sie ruhig. »Du wärst ohne mich jetzt ebenso wenig in dieser Lage wie ich ohne dich. Also brauchst du dir auch nichts vorzuwerfen. Wir haben den Weg bis hierher zusammen zurückgelegt. Lass uns jetzt einfach auch das letzte Stück gemeinsam gehen.«
    Friedrich wollte etwas erwidern, doch es ging nicht. Seine Stimme versagte. Wortlos stand er vor Alexandra und hielt immer noch ihre Hände, als die Zimmertür von außen aufgeschlossen wurde.
    Man kam, um sie zu holen.
      
    Ein junger Mann führte sie die Treppe hinab bis zu einer halb offen stehenden Doppeltür aus buntem Glas, das über die Jahre matt und stumpf geworden war.
    »Treten Sie bitte ein«, sagte er. Alexandra und Friedrich zögerten und sahen sich kurz an. Dann gingen sie nebeneinander durch die Tür.
    In dem Raum dahinter erwartete sie eine Überraschung. Ein großer, zerschrammter Tisch stand in der Mitte des alten Salons. Um ihn saßen zehn Männer und Frauen und sahen sie mit einer Mischung aus Erwartung, Neugier und Argwohn an. Unter ihnen erkannte Prieß Paul von Rabenacker, und Alexandra starrte den Menschen an, den sie hier am allerwenigsten vermutet hatte: Senator Herbert Frahm.
    Aber weder er noch Rabenacker bildeten den Mittelpunkt der Gruppe, sondern ein sehr alter Mann, der als Einziger eine Uniform trug, den tiefblauen Waffenrock eines hohen Offiziers. Auf den schweren, goldbestickten Schulterstücken, die ihn durch ihr bloßes Gewicht hinabzudrücken schienen, prangten die gekreuzten Marschallstäbe, die ihn als Feldmarschall des Deutschen Reiches auswiesen. Außer einem schlichten Eisernen Kreuz am steifen Stehkragen hatte er keine Orden oder Auszeichnungen angelegt. Details wie der Litzenbesatz an den Ärmelaufschlägen und die Anordnung der Knöpfe verrieten, dass er keine preußische Uniform trug, sondern die eines Generals der königlich württembergischen Armee.
    Jedes deutsche Schulkind hätte den greisen Offizier sofort erkannt; sein Bild war in Hunderttausenden von Lesebüchern abgedruckt. Dieser Mann war Feldmarschall Erwin Rommel, Graf von Kai-Feng, Sieger des Großen Chinakrieges.
    Er sah viel älter aus als auf den offiziellen Porträts, fand Prieß, doch war das nur natürlich: Die Fotos waren vor über vierzig Jahren entstanden und zeigten den Marschall, wie er nach seiner Rückkehr aus dem Fernen Osten ausgesehen hatte und wie er nach dem Willen des Reiches dem Volk im Gedächtnis bleiben sollte, nie alternd und bis in alle Ewigkeit von der Aura des noch jungen Triumphs umgeben. In Wahrheit hatte die unbestechliche Zeit auch vor dem schon zu Lebzeiten legendären Feldherrn nicht haltgemacht. Die Haut seines Gesichts war von tiefen Falten durchzogen, und sein graues Haar war noch immer straff nach hinten gekämmt, doch es war dünn geworden und lag nur mehr wie ein durchsichtiger Schleier über dem Kopf.
    »Seien Sie mir willkommen«, sagte der alte Marschall. Seine Stimme klang spröde und welk, und dennoch schienen die Willensstärke und die Zähigkeit, die ihn berühmt gemacht hatten, noch immer in jedem Ton an die Oberfläche zu treten. »Und es ist mir eine besondere Ehre, Ihnen heute zu begegnen, Frau Dühring … ich habe bereits sehr viel von Ihnen gehört. Setzen Sie sich doch bitte …«
    »Verschonen Sie uns mit dem Gerede«, platzte Prieß heraus. »Machen Sie es kurz. Damit Sie es gleich wissen: Ich gehöre nicht zu den Schatten und habe auch keine Ahnung, wer das überhaupt sein soll. Erschießen Sie mich einfach, das haben Sie ja schon mal versucht. Und machen Sie’s diesmal wenigstens richtig! Aber lassen Sie um Gottes willen Alexandra gehen, sie hat mit

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