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Kaisertag (German Edition)

Kaisertag (German Edition)

Titel: Kaisertag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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jedoch nach dem Marinelastwagen mit der Atombombe und nach Orten, an denen er versteckt sein könnte, Ausschau halten.«
    Frahm machte halt und besah sich die nebeneinander an der Wand hängenden gerahmten Porträtfotos des jungen Kaisers und des würdevollen Bürgermeisters. Mit dem Zeigefinger rückte er das um wenige Millimeter zur Seite geneigte Bild des Monarchen gerade; nachdem er die Harmonie wiederhergestellt hatte, trat er hinter seinen Schreibtisch und setzte sich, ehe er fortfuhr:
    »Die Puppenspieler werden mit dem Wagen sicher nicht länger in der Gegend umherfahren als unvermeidlich notwendig. Und sie haben ihn gewiss an einen Ort gebracht, wo er vor Entdeckung absolut sicher ist. Ignorieren Sie daher diesen Befehl, er führt ohnehin zu nichts. Stellen Sie dafür lieber einen Posten vor dem Haus des dänischen Konsuls auf. Wenn die Puppenspieler diese Nachricht für Presse und Rundfunk freigeben – und das werden sie! –, dann kann sich kein Däne in ganz Deutschland seines Lebens mehr sicher sein.«
    Voller Entsetzen dachte Alexandra an die Ausschreitungen zurück, die dem Anschlag von Kronsforde gefolgt waren. An zwölf Toten hatte sich der blinde Volkszorn entzündet, und die Folgen waren erschreckend gewesen. Was sollte nun erst passieren, nachdem mehr als hundert Matrosen den Tod gefunden hatten? Sie spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihren Armen bildete.
    »Ich habe leider noch weitere schlechte Nachrichten«, ließ sie den alten Senator wissen. »Friedrich Prieß hat gestern Nacht versucht, Diebnitz’ Schreiben zu dechiffrieren. Er ist den Anweisungen genau gefolgt, doch ohne Resultat. Es kamen nur zusammenhanglose Buchstabenreihen dabei heraus.«
    Die Andeutung eines traurigen Lächelns flog über Frahms Mund. »Falls es Sie beruhigt, Frau Dühring – uns ist es nicht anders ergangen. Herr von Rabenacker hat mich heute Morgen angerufen und mir genau das Gleiche berichtet. Er ist alle Möglichkeiten durchgegangen und zu dem Schluss gelangt, dass Oberst Diebnitz sich eines anderen Buches bedient haben muss. Daher möchten wir Sie bitten, sich noch einmal in seine Wohnung zu begeben und dort nach Anhaltspunkten zu suchen, welches Buch er denn tatsächlich zum Verschlüsseln verwendet hat.«
    »Das wird nicht leicht werden«, gab Alexandra zu bedenken.
    Sie erinnerte sich an das große, bis zum Rand gefüllte Regal mit Diebnitz’ ebenso vielfältiger wie umfangreicher Sammlung von Lesestoff. Selbst wenn man nur die Bände berücksichtigte, die mindestens 561 Seiten aufwiesen, würde es eine Weile dauern, das richtige Buch herauszufinden, wenn es denn überhaupt dort war. Und die Aussicht, ein weiteres Mal Dorothea Wehnickes unerfreuliches Geschwätz erdulden zu müssen, sagte ihr auch nicht sonderlich zu. Doch es half nichts: Das codierte Schreiben stellte vermutlich den Schlüssel zu den Plänen der Puppenspieler dar. Solange es nicht entziffert war, konnte niemand sie aufhalten, was immer sie auch vorhaben mochten.
    »Nach Dienstschluss werde ich die Wohnung noch einmal genau durchsuchen, Herr Senator«, sagte Alexandra.
      
    Prieß kam sich albern vor. Nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte, sich zu verkleiden; er hatte sich schon des Öfteren maskieren müssen, wenn es darum ging, fremdgehende Ehemänner zu beschatten. Einem Privatdetektiv blieb dergleichen manchmal eben nicht erspart. Doch den buschigen falschen Schnauzbart, der momentan unter seiner Nase prangte, empfand er einfach nur als peinlich. Gewiss, er erfüllte zusammen mit dem tief in die Stirn gezogenen breitkrempigen Hut seinen Zweck: Dorothea Wehnicke hatte ihn nicht wiedererkannt. Aber jetzt, da er sich in Diebnitz’ Wohnung befand und die Hausherrin ihn nicht mehr entlarven konnte, hätte er sich die künstliche Manneszier nur zu gerne schnellstens abgerissen.
    »Finger weg von dem Bart!«, ermahnte ihn Alexandra, die seine Gedanken zu lesen schien.
    Friedrich verdrehte die Augen. »Aber der Kleber juckt höllisch und stinkt wie die Pest. Wo hast du dieses Monstrum bloß aufgetrieben?«
    »In der Asservatenkammer. Gehörte ursprünglich einem Bankräuber, der aber keine großen Erfolge verbuchen konnte. Fritz, ich verstehe ja, dass du das Ding gerne loswerden möchtest, aber es muss vorerst dranbleiben. Wenn du den Bart jetzt abnimmst, können wir ihn nachher nicht wieder ankleben. Was soll denn die Wehnicke denken, wenn du nachher plötzlich glatt rasiert bist? Und am Ende erinnert sie sich vielleicht sogar noch

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